Abgasskandal Datendiebstahl rückt Bosch ins Zentrum der Ermittlungen

Bosch rückt als Lieferant der Motorsteuerung für die VW-Schummelmotoren stärker in den Fokus der Ermittler. Ein gigantischer Datendiebstahl könnte die wahren Hintergründe der Dieselgate-Manipulationen enthüllen.

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Bosch-Logo. Quelle: REUTERS

Der Traditionskonzern Bosch droht ins Zentrum des Abgasskandals zu geraten. Die WirtschaftsWoche berichtet in ihrer aktuellen Ausgabe (Freitag; Digitalausgabe ab Donnerstag, 20 Uhr) von der Auswertung umfangreicher Dateien, die in die Hände der Staatsanwaltschaft Stuttgart gelangt sind. Sie enthalten Details über die Rolle von Bosch bei der Manipulation von Abgaswerten.

Ein ehemaliger Mitarbeiter hatte zwischen 2009 und 2011 große Mengen von Daten zur Motorsteuerung kopiert und anschließend versucht, sie an Autotuner zu verkaufen. Im Zuge eines Ermittlungsverfahrens gegen den Mann war die Staatsanwaltschaft Stuttgart 2011 in den Besitz der Daten gekommen. Sie fließen nun in das Ermittlungsverfahren ein, das die Staatsanwaltschaft Ende 2015 gegen Bosch eingeleitet hat. „Wir prüfen, inwieweit die damals gesicherten Beweismittel für unser bereits laufendes Ermittlungsverfahren gegen Bosch relevant sind“, bestätigte die Staatsanwaltschaft.

Nach Informationen der WirtschaftsWoche stammen die Daten aus einer Bosch-Abteilung in Feuerbach bei Stuttgart. Sie sollen unter anderem streng geheime Motorsteuerprogramme, Emissionsmessdaten von Motoren und die E-Mail-Kommunikation ganzer Abteilungen umfassen. Wie mehrere Insider der WirtschaftsWoche erklärten, hatte die Abteilung auch die Aufgabe, zusammen mit Technikern von VW jene Software zu entwickeln, die den Betrug bei Volkswagen ermöglichte.

Die weltweit größten Autozulieferer

„In der Abteilung, aus der die Daten stammen, wusste man seit 2005, dass es um Betrugssoftware geht“, sagt ein Insider: „In den Daten steht drin, welche Betrügereien wann und von wem ab 2005 programmiert wurden und wer davon wusste.“ Vor allem aber könnten die Daten eine ganz neue Dimension des Abgasskandals enthüllen. So gehe es nicht nur um die bereits bekannte Manipulation der Stickoxidemissionen von Dieselfahrzeugen. „Es geht auch um andere Schadstoffe wie etwa Rußpartikel, und es geht um Benzinmotoren“, so der Insider zur WirtschaftsWoche.

Die entwendeten Daten haben nach Informationen der WirtschaftsWoche einen Umfang von 1,3 Terabyte, was der Datenmenge von rund 1800 CD-ROM entspricht. Die 16 716 Datensätze enthalten Vorserien- und Serienversionen von Diesel- und Benzinmotorensteuerungen, die bei Bosch der Geheimhaltung unterlagen. Enthalten sind Informationen zu etlichen Volkswagenmodellen wie Passat, Golf oder Tiguan, aber auch von Seat-, Škoda- und Bentley-Modellen. Ein großer Teil der Dateien betrifft Audi und wurde in einem Ordner mit der Bezeichnung „Vertraulich“ abgelegt.

Wie Bosch 2015 abgeschnitten hat

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