Bezahldienst Was das Paypal-Aus für Ebay-Kunden bedeutet

Ebay ersetzt den Onlinezahldienst PayPal durch einen kleineren Konkurrenten. Quelle: dpa

Das Internetauktionshaus Ebay wagt das Undenkbare und ersetzt den Onlinezahldienst PayPal durch den kleineren Konkurrenten Adyen. Das zeigt: PayPal ist angreifbar geworden.

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An der Börse schlug die Nachricht ein wie ein Hammer. Paypal wird als bevorzugter Bezahldienst des Onlineauktionshauses Ebay durch den niederländischen Anbieter Adyen ersetzt. Das teilte Ebay am Mittwoch in einer Stellungnahme mit. Demnach bleibe Paypal zwar mindestens weitere fünf Jahre eine Bezahloption für Ebay-Kunden. Von 2021 an erwarte das Unternehmen aber, dass die Mehrzahl der Kunden auf die eigene Bezahllösung mit Adyen umgestiegen sein wird.

Anleger bescherten der Ebay-Aktie auf der deutschen Handelsplattform Xetra heute einen Kursgewinn von bis zu 12,4 Prozent. Offenbar glauben sie dem Versprechen des Unternehmens, dass durch die Trennung von Paypal die Gebühren für Händler auf Ebay fallen und die Plattform entsprechend mehr Kunden anziehen kann. Private Ebay-Verkäufer, die Paypal nutzen, zahlen im Moment pro Transaktion eine fixe Gebühr von 35 Cent plus 1,9 Prozent des Verkaufspreises. Für gewerbliche Verkäufer gibt es vergünstigte Tarife zwischen 1,5 und 1,7 Prozent, jeweils plus 35 Cent Grundgebühr.

Konkurrent Adyen hingegen bietet ein Fixum für Verkäufer von derzeit nur 10 Cent. Die variablen Kosten hängen dort von der dahinter liegenden Bezahlmethode wie Kreditkarte, Überweisung oder Lastschrift ab. Das Ebay-Versprechen, dass es für Verkäufer nun günstiger wird, scheint vor diesem Hintergrund plausibel. Profitieren würden Ebay-Händler.

Der große Verlierer des Deals ist bisher Paypal, auch an der Börse. Die Aktie des Bezahldienstes verlor heute in der Spitze 11,6 Prozent ihres Werts. Und das, obwohl Paypal Mittwochabend starke Geschäftszahlen für 2017 vorlegte. Den Umsatz steigerte der Bezahldienst um ein Fünftel, der Gewinn legte auch dank eines Sondereffekts noch stärker um 28 Prozent zu. Beide Werte liegen deutlich über den Prognosen des Unternehmens und den Erwartungen der Analysten. Doch all das half nicht, um die schlechte Nachricht vom Aus bei Ebay auszugleichen.

Denn sie zeigt, dass der Platzhirsch Paypal angreifbar ist. Noch ist Konkurrent Adyen zwar viel kleiner als der US-Bezahlriese. Doch zu seinen Anwendern zählen bekannte Namen wie Uber, Netflix oder Spotify und jetzt eben Ebay. Gil Luria, Aktienanalyst bei der US-Investmentbank D.A. Davidson sagte der Nachrichtenagentur Bloomberg: „Die Entscheidung von Ebay, Paypals Bedeutung zu reduzieren, ist ein großer Rückschlag für Paypal.“ Auch wenn der Anteil von Transaktionen auf Ebay am Paypal-Umsatz zuletzt schon deutlich zurückgegangen ist. Im Geschäftsbericht 2016 wird er auf 22 Prozent beziffert, zwei Jahre zuvor waren es noch 29 Prozent. Luria hält den Ebay-Schritt dennoch für schmerzlich: „Der Anteil am Gewinn ist weit bedeutender.“

Paypal war bis 2015 eine Tochter von Ebay, nachdem das Auktionshaus den Bezahldienst im Jahr 2002 übernommen hatte. Seither sind die Unternehmen getrennt voneinander börsennotiert, aber operativ noch immer eng verbandelt. Damit scheint es nun langsam vorbei zu gehen. Paypal versucht derweil, Anleger zu beruhigen. In einer Telefonkonferenz mit Analysten relativierte das Paypal-Management die Bedeutung des Großkunden Ebay. Und eine Sprecherin bekräftigte gegenüber Bloomberg: „Die geplante Veränderung unserer Beziehung mit Ebay hat keinen Einfluss auf unsere Finanzziele.“

Auf jeden Fall wird der Wechsel Auswirkungen auf Ebay-Kunden haben, auch in Deutschland. Mithilfe von Adyen will Ebay Zahlungen in Zukunft selbst abwickeln. Für Kunden hätte das den Vorteil, dass sie ihre Geschäfte auf der Ebay-Webseite abschließen und nicht mehr auf externe Dienstleister wie Paypal zugreifen müssten, um zu bezahlen.

Auch, wer bisher über Ebay verkauft, muss sich auf Neuerungen einstellen. „Verkäufer sollten erwarten, dass sie Ebay einige zusätzliche Zahlungsinformationen zur Verfügung stellen werden“, heißt es in einer Mitteilung des Unternehmens. Daran führe kein Weg vorbei. „Die Verkäufer müssen diese Schritte abschließen, um weiterhin über Ebay verkaufen können.“

In einer Mail an deutsche Ebay-Verkäufer beschwichtigt das Unternehmen: „Sie brauchen derzeit nichts zu unternehmen“. Der Übergang zur neuen Bezahllösung werde mehrere Jahre dauern. Zunächst werde das Unternehmen in der zweiten Jahreshälfte in Nordamerika anfangen, das neue System einzuführen. Vor 2019 dürfte sich in Deutschland nichts tun. Über weitere Details werde das Unternehmen die Kunden von sich aus informieren.

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