Düsseldorf Schlechte Nachrichten sind die Aktionäre der Deutschen Bank gewöhnt. Doch nun hat das Unternehmen auch noch die Dividende gestrichen. Das könnte auch den Anteilseignern von Volkswagen als Folge des milliardenschweren Abgas-Skandals noch blühen. Langjährige Commerzbank-Aktionäre hingegen können sich freuen, nach einer langen Durststrecke wird das Institut wieder eine Dividende an seine Aktionäre überweisen. Diese Beispiele zeigen die Tücken der Dividendenstrategie: Die Ausschüttungsquoten können schwanken, mitunter werden die Dividenden gleich ganz gestrichen. Trotzdem lohnt es sich, auf Aktien mit hohen Dividendenrenditen zu setzen.
Denn Dividenden sind ein wahrer Renditetreiber. Langfristig machen Dividenden bis zu 50 Prozent der Wertentwicklung einer Aktie aus. Nicht erst in Zeiten von Minizinsen schauen Anleger deshalb auf Dividendentitel. Mit den schrumpfenden Erträgen aus Anleihen oder Spareinlagen sind es auch immer mehr konservative Anleger, die Dividenden als Alternative zu den mehr oder weniger abgeschafften Zinsgutschriften entdecken.
Kein Wunder: Europäische Aktien bieten schon seit längerer Zeit deutlich attraktivere Ausschüttungsrenditen als Staats- und Unternehmensanleihen. Natürlich hinkt der Vergleich zwischen Dividende und Zinskupon – Aktien sind eben keine Anleihen und erst recht keine Sparbücher.
Doch auf der Suche nach Rendite trauen sich auch vorsichtigere Anleger immer öfter an Aktien mit hoher Dividendenrendite heran. „Dividendenstrategien empfehlen sich als Beimischung beim Vermögensaufbau“, sagt Bert-Ardo Spelter von ICFB Investment Consulting Financial Brokerage. „Dabei versucht der kluge Investor durch seinen individuellen Blick in die Glaskugel zukünftige Entwicklungen vorherzusehen.“
Doch das kann auch schief gehen, wie die Aktionäre der Deutschen Bank und wohl auch die Volkswagen-Eigner gerade erst erleben. „Eine reine Dividendenstrategie langfristig zu spielen, war noch nie leicht“, weiß auch Thomas Retzlaff von Hallertauer Vermögensmanagement. Trotzdem ist die Strategie für seine Vermögensverwaltung sehr wichtig. Beim Depot-Contest der DAB Bank, bei dem sich die zitierten Vermögensverwalter messen, spielt diese Strategie aber keine Rolle - die Spieldauer ist mit einem Jahr zu gering.
Wie auch Spelter empfiehlt Anlageexperte Retzlaff eine breite Streuung über viele Titel und Branchen, um das Risiko zu begrenzen. Viele aktive Fonds und passive börsengehandelte Indexfonds setzen auf diesen Trend. Dass die Dividendenstrategie auch bei Anlegern gut ankommt, zeigen nicht zuletzt die hohen Zuflüsse, die diese Produkte in den vergangenen Jahren verzeichnet haben.
Rekordausschüttungen für Aktionäre
Die Dividendenstrategie ist eine klassische Anlagestrategie für ertragsorientierte Investoren. Der Anleger kauft dabei Aktien, die im Verhältnis zu ihrem Preis eine hohe Dividende ausschütten. Die Dividendenrenditen des Dax liegen im Schnitt bei fast drei Prozent. Bei seinem europäischen Pendant Euro Stoxx 50 sind es sogar fast vier Prozent. Was ist in Zeiten von Minizinsen nach satten Renditen klingt, ist aber eher die Regel als die Ausnahme. Die Dividendenrenditen liegen auf Höhe des historischen Durchschnitts der vergangenen Jahre.
Dividenden sind eine wichtiger Renditefaktor. Im Jahr 2014 sind die weltweit gezahlten Dividenden um 10,5 Prozent auf die Rekordsumme von 1,17 Billionen Dollar geklettert. Auch 2015 gibt es wieder ein sattes Plus für Aktionäre. Doch ob dieser Trend anhält, ist nicht gesagt. „Viele Unternehmen sind nicht in der Lage, in den kommenden Jahren ihre Unternehmensgewinne nachhaltig zu steigern“, sagt Retzlaff. Das werde derzeit noch durch den starken US-Dollar und die niedrigen Rohstoffpreise kaschiert. „Da die Politik weiterhin für niedrigen Zinsen und gigantisch viel Liquidität sorgt, steigt die Bewertung der Unternehmen und das führt in Summe zu niedrigeren Dividendenrenditen für Neueinsteiger.“
Trotzdem bleiben Dividenden ein verlässlicher Renditebringer - nicht nur in Zeiten von Niedrigstzinsen. In den vergangenen 40 Jahren stammte der Gesamtertrag europäischer Aktien gemessen am MSCI Europe zu mehr als 40 Prozent aus Dividenden. Fast 60 Prozent der Wertentwicklung steuerten Kursgewinne bei, hat der Fondsverband BVI ausgerechnet. Dividendenstarke Aktien hätten den Vorteil, dass sie meisten eine höhere Eigenkapitalquote und stabilere Kapitalströme haben. Das mache sie weniger krisenanfällig und deshalb schwanken ihre Kurse auch weniger stark als die Kurse anderer Werte.