Allianz & Co. Die Großen müssen dickere Kapitalpuffer vorhalten

Aufseher haben Regeln für systemrelevante Versicherer verabschiedet. Das Regelwerk wird bis 2019 verbindlich. Allianz & Co. müssen künftig im Schnitt zehn Prozent mehr Kapital vorhalten als alle anderen Versicherer.

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Die großen Versicherer sollen in Zukunft einen dickeren Kapitalpuffer vorhalten. Quelle: Reuters

London Dickere Kapitalpuffer der neun weltgrößten Versicherer sollen das Risiko einer weiteren Finanzkrise künftig minimieren. Die weltweite Vereinigung der Versicherungsaufseher, IAIS, beschloss am Wochenende, dass die Branchenriesen wie die Allianz schon von 2019 an im Schnitt zehn Prozent mehr Kapital vorhalten müssen als alle anderen Versicherer. Dann müssen die Quoten auch veröffentlicht werden. Derzeit überspringen die neun Konzerne die Hürden leicht: Laut den Aufsehern liegen ihre Kapitalpuffer im Schnitt bei 260 Prozent des geforderten Basiswertes. BaFin-Chef Felix Hufeld, der zurzeit auch dem IAIS vorsitzt, sprach am Montag von einem "Meilenstein", um die von großen Versicherern ausgehenden Risiken einzudämmen.

Die 20 wichtigsten Wirtschaftsnationen (G20) hatten Regeln für die "global systemrelevanten" Versicherer gefordert, damit in einer Krise kein Unternehmen mehr das ganze Finanzsystem in Gefahr bringt. Sie haben dabei vor allem die Rolle der Versicherer außerhalb ihres angestammten Geschäfts im Auge, die auf der Suche nach Renditen auch als Investoren und Kreditgeber auftreten. Laut IAIS machen diese Aktivitäten 19 Prozent ihres Geschäfts aus. Die G20 müssen die Vorgaben für zusätzliche Kapitalpuffer im November noch abnicken.

Die Randgeschäfte hatten den US-Branchenriesen AIG in der Finanzkrise 2008 an den Rand des Zusammenbruchs gebracht - was unabsehbare Folgen für die Finanzmärkte gehabt hätte. Zu den "global systemrelevanten" Versicherern zählen die Aufseher neben der Allianz und AIG unter anderem auch die britische Aviva, die französische Axa und die italienische Generali sowie die Ping An Insurance aus China.

Rückversicherer wie die Münchener Rück und Swiss Re bleiben dagegen außen vor. Eine Entscheidung, ob und in welchem Maße auch sie als systemrelevant gelten, soll erst im nächsten Jahr fallen. Vor allem die USA, wo der Branchenriese Berkshire Hathaway (General Re) beheimatet ist, wehren sich gegen eine Einstufung der Rückversicherer in diese Kategorie. Auch viele Versicherer argumentieren, dass die Branche wegen ihrer Sicherheitsmechanismen anders als Banken dem Finanzsystem nicht gefährlich werden kann.

Das IAIS schreibt auch die nationalen oder EU-weit geltenden Regeln für die Branchenriesen von 2019 an als verbindlich vor. Ursprünglich hatte sie bis dahin nur 75 Prozent verlangen wollen. Die EU führt Anfang 2016 ohnehin ein verschärftes Regelwerk ("Solvency II") ein, das die Kapitalpuffer stärker an den dahinter steckenden Risiken ausrichtet. Allerdings hat sie dafür - vor allem zu Gunsten der kleineren Versicherer - lange Übergangsfristen gewährt. Die Aufseher arbeiten gleichzeitig an einem weltweiten Eigenkapitalstandard, den es für Versicherer - anders als für Banken - noch nicht gibt. Er soll die nationalen oder regionalen Regeln ersetzen.

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