Alternative für Deutschland AfD will Volksparteien Konkurrenz machen

Der Hamburger AfD-Spitzenkandidat Kruse sieht rosige Zeiten auf seine Partei zukommen. Wenn sie den politischen Praxistest bestehe und als seriös wahrgenommen werde, dann könne sie der CDU und der SPD Konkurrenz machen.

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Ein Wahlplakat der Hamburger Alternative für Deutschland (AfD): Die Partei erhofft sich von der Bürgerschaftswahl Rückenwind für andere Landtagswahlen. Quelle: dpa

Berlin Nach Einschätzung des Spitzenkandidaten der Alternative für Deutschland (AfD) für die Hamburger Bürgerschaftswahl, Jörn Kruse, hat die AfD das Zeug, eine Volkspartei zu werden. „Ich glaube schon, dass die AfD eine Volksbewegung werden kann. Die entscheidende Voraussetzung dafür ist, dass wir in den Parlamenten zeigen, dass wir eine seriöse liberal-konservative Partei sind und nicht rechts, wie uns das einige Medien und Politiker gerne unterstellen“, sagte Kruse dem Handelsblatt (Online-Ausgabe). „Das heißt: Wenn wir den politischen Praxistest bestehen, dann werden wir noch sehr viel weiter wachsen, als es den anderen Parteien lieb ist.“

Die AfD sei auch bereit, Regierungsverantwortung zu übernehmen. „Wenn man Politik macht, will man auch gestalten. Und richtig gestalten kann man in unserem parlamentarischen System insbesondere, wenn man regiert“, sagte Kruse weiter. „Wir sind bereit mitzuregieren, vorausgesetzt die inhaltlichen Übereinstimmungen sind groß genug.“ Der „klassische Partner“ der AfD sei die CDU.

Kruse rechnet damit, dass seine Partei in Hamburg klar den Sprung in die Bürgerschaft schaffen wird. „Ich würde sagen, sieben Prozent wären ein super Ergebnis. Wir sind aber auch schon zufrieden, wenn wir mit weniger in die Bürgerschaft einziehen.“ Die Wahl bezeichnete er als „sehr wichtig“ für die AfD, weil es die erste Wahl in einem westdeutschen Bundesland sei. „Und dazu noch in einer Stadt, in der die politischen Trauben sehr hoch hängen.“ Gelinge daher der Sprung ins Parlament, „würde das der AfD starken Rückenwind für andere Wahlen in anderen Bundesländern geben“.

Scharfe Kritik äußerte Kruse in diesem Zusammenhang an konservativen AfD-Spitzenvertretern wie dem Brandenburger AfD-Chef Alexander Gauland und der sächsischen AfD-Fraktionschefin Frauke Petry. „Die Landesverbände im Osten, die ihre Wahlen schon hinter sich haben, haben sich uns gegenüber sehr rücksichtslos verhalten“, sagte er. „Ich habe deutlich gemacht, dass sie unsere Wahlchancen stark beeinträchtigen.“ Auf Bundesebene hätte er sich „mehr Sachlichkeit und weniger persönliche Querelen gewünscht“. Einigen habe das zu denken gegeben.

Jüngste Umfragen gehen davon aus, dass die AfD mit ihrem Frontmann Kruse mit fünf bis sechs Prozent in die Hamburger Bürgerschaft einzieht.


Ende der SPD-Alleinregierung wahrscheinlich

Jeder zweite Wähler ist aber wohl noch nicht sicher, wen er wählen soll und ob er überhaupt wählen geht. Damit könnte entscheidend sein, wie gut die Parteien ihre Anhänger im Endspurt des Wahlkampfes mobilisieren können, heißt es in dem am vergangenen Freitag veröffentlichten ZDF-„Politbarometer“.

Nach den jüngsten Umfragen dürfte die alleinregierende SPD von Bürgermeister Olaf Scholz die absolute Mehrheit verlieren. Das hängt vor allem davon ab, ob FDP und AfD in die Bürgerschaft einziehen.

Wenn an diesem Sonntag Wahl wäre, käme die SPD laut „Politbarometer“ auf 45 Prozent. Die CDU würde weit abgeschlagen bei 19 Prozent landen, gefolgt von den Grünen (11), der Linken (9,5), der FDP (6) und der AfD mit 5 Prozent. Die AfD kann sich damit Hoffnungen auf den ersten Einzug in ein westdeutsches Landesparlament machen. Sollte eine der kleineren Parteien scheitern, wäre eine knappe absolute Mehrheit für die SPD möglich.

Die am vergangenen Donnerstag veröffentlichte Infratest-dimap-Befragung im Auftrag der ARD-„Tagesthemen“ sieht die Sozialdemokraten bei 46 Prozent, zwei Punkte mehr als in der Vorwoche. Die CDU käme auf 18 Prozent (minus 2). Auch die Grünen bekommen zwei Punkte weniger und landen bei 11 Prozent, die Linken behaupten sich bei 9 Prozent.

Für eine SPD-Alleinregierung reicht es auch nach dieser Erhebung nicht, da es nach den Umfrageergebnissen sowohl die FDP als auch die AfD mit je 5,5 Prozent ins Parlament schaffen würden.

Bei der letzten Bürgerschaftswahl 2011 war die SPD auf 48,4 Prozent gekommen, die CDU auf 21,9, die Linke auf 6,4, die FDP auf 6,7, die Grünen auf 11,2 und die anderen Parteien zusammen auf 5,4 Prozent.

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