Börsen-Indizes Dax-Aufsteiger: Fresenius SE und Hannover Rück

Nach dem Rauswurf der Hypo Real Estate (HRE) aus dem deutschen Leitindex Dax, sollen nun mit der Postbank eine weitere Bank sowie der Chiphersteller Infineon weichen. Fresenius SE und der Versicherer Hannover Rück treten in ihre Fußstapfen.

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Die Konzernzentrale von Quelle: dpa

Heute Abend wird die Deutsche Börse wohl die beiden außerordentlichen Dax-Änderungen bekanntgeben, die am 23. März wirksam werden sollen. Reguläre Veränderungen werden zudem im MDax , TecDax und SDax erwartet. Es ist nach Ansicht des Index-Experten Christian Stocker von der UniCredit vor allem die Finanzmarktkrise, wegen der nun der Münchener Chiphersteller und die Post-Tochter im Schnellverfahren aus dem Leitindex Dax fallen dürften.

Infolge der Krise schrumpfte der Börsenwert von Postbank und Infineon stark, beim Börsenumsatz - dem zweiten erforderlichen Kriterium für einen Index-Platz - stehen sie noch gut da. „Nach der Rangliste per Ende Februar rangiert Infineon bei der Marktkapitalisierung nach Streubesitz, also dem Börsenwert, nur noch auf Rang 63, die Postbank auf Rang 56“, sagte Analystin Anke Platzek von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). Beide liegen also weit abseits vom Rang 45, der einen Index-Verbleib noch ermöglicht hätte. „Die Krise hat zu einem ungewöhnlich häufigen Stühlerücken im Dax geführt“ resümiert Platzek. „Das zeigt, was derzeit allgemein an den Aktienmärkten los ist, und dass defensive Werte in diesen Zeiten die größeren Chancen haben.“

Krise erfordert Regeländerung für den Index-Aufstieg

Um Infineon und Postbank aus dem Dax entfernen zu können, musste die Börse zuvor noch - ebenfalls krisenbedingt - ihre Index-Regeln ändern, „denn nach der alten Regelung mangelte es an Aufstiegskandidaten“, so Platzek. Die alte Regel für die Dax-Aufsteiger im Schnellverfahren legte fest, dass die Neulinge beim Börsenumsatz der vergangenen zwölf Monate zu den 35 größten Unternehmen gehören mussten. Nun reicht es, in diesem Kriterium zu den 45 größten Unternehmen zu zählen. Für den Börsenwert dagegen gilt weiterhin der Rang 35 als letztmöglicher. „Während Fresenius schon vorher eine sichere Wette war, war das Rennen um den zweiten Platz zunächst noch offen“, sagte DZ-Experte Christian Kahler. Inzwischen aber liegt Hannover Rück mit Blick auf den Börsenwert einen Platz vor dem Spezialmaschinenbauer GEA, nämlich auf Platz 32. SolarWorld , die zeitweise ebenfalls als Dax-Kandidatin gehandelt wurde, liegt bei der Marktkapitalisierung der Aktien im Streubesitz auf Platz 35.

Fresenius zweimal im Dax vertreten

Steigt Fresenius SE wie erwartet in den Dax auf, kommt es zu der kuriosen Situation, dass der Mutterkonzern dem Tochterunternehmen in den Dax folgt und der Konzern somit gleich zweimal im Dax vertreten wäre. Fresenius SE bündelt mehrere Beteiligungen, vor allem Anteile an Krankenhäusern sowie an Firmen aus dem Bereich der Pharma- und Gesundheitsdienstleistungen. Die wichtigste Tochter ist der Dax-Wert Fresenius Medical Care (FMC), der Weltmarktführer im Bereich der Blutwäsche bei Nierenerkrankungen. Fresenius SE hält an FMC rund 37 Prozent des Kapitals sowie 50 Prozent der Stimmrechte. Das Übergewicht von Fresenius im Dax wäre indes nicht Ungewöhnliches: Siemens war zweitweise selbst und mit den beiden Tochterkonzernen Epcos und Infineon im Dax vertreten. Auch Deutsche Post und Postbank wogen gemeinsam schwer im Dax.

Während Infineon in den TecDax kommen und dort Manz Automation ersetzen dürften, rechnen die Index-Experten damit, dass die Postbank erneut MDax-Mitglied wird. Der zweite im Index der mittelgroßen Werte frei gewordene Platz könnte von einem laut Platzek „alten Bekannten“, nämlich der Generali , besetzt werden. Die damalige AMB Generali, die inzwischen Generali Deutschland Holding AG heißt, war allerdings erst im Dezember vergangenen Jahres aus dem MDax gefallen. Da es hier kein ganz festes Regelwerk gibt, kann die Börse aber auch anders entscheiden.

Hält sich HRE im MDax?

Der Küchenhersteller Rational hätte dann Stocker und Platzek zufolge die besten Chancen, und für die absteigende Aareal Bank sehen beide ElringKlinger aufsteigen. Als möglich wird auch ein Abstieg der Aktie von ProSiebenSat.1 Media gesehen, die dann von den Biotest-Vorzugsaktien ersetzt werden könnten. Der Platz von Pfleiderer ist zwar mit Blick auf die aktuelle Rangliste auch gefährdet, doch aufgrund der vielen anderen Wechsel, die im MDax anstehen dürften, geht Expertin Platzek nicht von einem Abstieg aus. Die HRE könnte demnächst nämlich auch noch aus dem MDax fallen, und zwar, wenn der Immobilienfinanzierer im März eine Kapitalerhöhung benötigt und durch einen Staatseinstieg der Streubesitz dann unter zehn Prozent sinkt.

SDax-Anwärter OVB und DAB Bank

Stühle werden schließlich auch wieder im SDax gerückt: Die VBH-Aktien, eines Großhändlers für Baubeschläge, wurden bereits am Dienstag in den Index der kleinen Werte aufgenommen. Grund war, dass der Streubesitzanteil der zu Salzgitter gehörenden Klöckner Werke unter zehn Prozent gefallen war. Sollten an diesem Mittwoch nun noch Escada und C.A.T. Oil aus dem SDax fallen, dürften sie laut Analystin Platzek von den Aktien der OVB und der DAB Bank ersetzt werden. Der Platz von Delticom wackele zwar auch, aber nur aufgrund des schlechten Börsenumsatzes. Dieser gilt aber als weniger wichtig im Vergleich zum Kriterium Börsenwert. Daher geht Platzek davon aus, dass Delticom im Index bleibt, obwohl sich als Nachfolger Tipp24 für einen Aufstieg qualifizieren würde.

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