Branchenprognose Die Hedgefonds unserer Väter sahen anders aus

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Es ist noch nicht lange her, da investierten nur eine Handvoll wohlhabender Investoren in Hedgefonds. Heute gibt es nach Angaben von Hedge Fund Research 7500 Fonds, die weltweit ein Vermögen verwalten, das sich der 2-Billionen-Dollar-Grenze nähert. Acht Prognosen für die schnell wachsende Branche

1) Große Hedgefonds werden noch größer. Ein Investitionsvolumen in zehnfacher Milliardenhöhe hilft sowohl das Back-Office als auch die Technologie bereitzustellen, die institutionelle Anleger erwarten. Und die Vermögen der Fonds - mehr als 40% der Hedgefonds-Investitionen stammen laut HFR aus diesen Kanälen - suchen oft nach Allokationsmöglichkeiten für große Kapitalanteile, die nur größere Hedgefonds bieten können. Kleinere Fonds ohne eigene Investmentidee müssen schon heute um neue Anlagegelder kämpfen. Die größten Hedgefonds verwalten gegenwärtig 30 Milliarden Dollar plus. Eine weitere Konsolidierung innerhalb der Branche ist wahrscheinlich, ebenso die erste 100-Milliarden-Dollar-Gruppe.

2) Die Renditen werden im Durchschnitt fallen. Wenn so viel Kapital nach ähnlichen Anlagemöglichkeiten sucht, wird es für den Durchschnittsfonds immer schwerer zum Beispiel die Renditen an der Aktienbörse zu übertreffen. Das Bestreben der institutionellen Anleger, große Risiken zu vermeiden, hilft da nicht. Zwar liegt die Vermutung nahe, dass kleinere Wettbewerber größere Chancen haben, die Früchte geschickter Strategien zu ernten, aber je größer die "institutionellen" Fondsgruppen sind, wie Citadel Investment Group und Och-Ziff Capital Management, desto größer ihre Chancen die besten Anleger zu gewinnen und an den Märkten Spitzenpositionen zu behalten.

3) Die Gebühren werden vorerst unverändert bleiben. Man könnte erwarten, dass ein überfülltes Spielfeld und sinkende Erträge die typischen Hedgefonds-Gebühren unter Druck setzen: 2 Prozent vom investierten Vermögen plus 20 Prozent von jedem Gewinn. Aber rund um den Durchschnitt schwanken die Erträge stark, vor allem nach einem so volatilen Markt wie 2007. Die besten Fonds laufen so gut, dass Investoren gern noch etwas draufzahlen, während die schwächsten einfach dichtmachen können. Solange Investoren auf astronomische Gewinne hoffen, werden sie auch dafür zahlen. Und bei der steigenden institutionellen Nachfrage nach "alternativen" Anlagemöglichkeiten, wie sie Hedgefonds bieten, bleibt der Konkurrenzkampf der Fonds um die Investorengelder begrenzt.

4) Die Transparenz wird steigen. Solange die Fonds in den großen Märkten USA und Großbritannien private Investoren meiden, werden die Aufsichtsbehörden vermutlich auf größere Offenlegungspflichten verzichten. Aber zwei andere Trends sorgen für die notwendige Überwachung. Institutionelle Investoren und die Fonds, die Fonds verwalten, verlangen umfangreiche Informationen über die Vorhaben der Hedgefonds. Und mit zahlreichen Managern, wie Och-Ziff zum Beispiel, die inzwischen an der Börse gehandelt werden - andere werden voraussichtlich folgen - steigen die Anforderungen an die Transparenz. Diese Entwicklung wird auch durch "Best-Practice"-Vorschläge unterstrichen, die jüngst von verschiedenen Branchengruppen vorgebracht wurden.

5) Die Manager werden höhere Steuern zahlen. Die Aufsichtsbehörden verzichten vielleicht darauf, den Managern vorzuschreiben, wie sie ihre Hedgefonds zu führen haben, aber der Gesetzgeber wird den Fondsverwaltern kaum höhere Steuersätze ersparen. In den Vereinigten Staaten können Hedgefonds-Manager - und in noch größerem Umfang die Chefs von Beteiligungsgesellschaften - einen Teil ihrer Entlohnung als Kapitalgewinn deklarieren. Kapitalgewinne unterliegen einer geringeren Besteuerung als gewöhnliche Einkommenszahlungen. Das ist zwar legal, aber politisch ein so offensichtliches Ziel, dass viele Manager sich schon heute damit abgefunden haben, dass hier eine Änderung kommen wird - wenn nicht 2008, dann kurz darauf.

6) Privatkunden werden einsteigen wollen. Branchengruppierungen wie die Managed Funds Association setzen sich dafür ein, dass es für weniger vermögende Personen schwieriger wird, nicht leichter, in Hedgefonds zu investieren. Schließlich können die Fonds Kredithebel nutzen oder andere Risiken eingehen, die einige Investoren nicht tragen können. Aber die Entwicklung wird in den kommenden Jahren dazu führen, dass die Fonds zu allgemein etablierten Anlageinstrumenten werden. Damit wird der Druck der privaten Anleger steigen, Zugang zu dieser Investitionsform zu erhalten.

7) Kostengünstige Imitate werden florieren. Theoretiker und traditionelle Vermögensverwalter entwickeln (etwas) kostengünstigere Ansätze, die Investitionstechniken von Hedgefonds nachbilden. Zum Beispiel sind die sehr populären "130/30"-Fonds ein Auswuchs traditioneller Aktienfonds. Bei diesen Fonds erhalten Fondsmanager die hedgefondsähnliche Flexibilität, auf Aktienkurssenkungen zu setzen und einen höheren Kapitalanteil in Papiere zu investieren, die sie für besonders aussichtsreich halten.

8) Es wird weiter Zusammenbrüche geben. Vielleicht nicht unter den großen Fonds, die in gleicher Weise auf Kapitalwachstum wie auf Rendite spezialisiert sind. Aber Andere werden weiter einseitige Wetten abschließen. Darunter wird es Selbstläufer geben, die den Zauber der Branche weiter beflügeln. Es wird aber auch Fonds geben - darunter große - die spektakulär untergehen werden. Vielleicht der erste 10-Milliarden-Dollar-Hedgefonds-Kollaps?

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