Finanzkriminalität Schweizer Absturzaktien: Behörden ermitteln

Bei Aktien des Telekommunikationsunternehmens Amitelo und anderen Schweizer-Absturz-Aktien, die alle nur in Deutschland gehandelt werden, deuten Indizien darauf hin, dass Hintermänner bewusst wertlose Unternehmen an die Börse brachten, die Kurse mittels geschönter Unternehmensmeldungen erst anfeuerten und dann selbst Kasse gemacht haben.

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Schweizer-Absturzaktien: Die Quelle: dpa

Das berichtet die WirtschaftsWoche. So liegt dem Magazin ein elektronischer Schriftwechsel zwischen Amitelo und dem Schweizer Finanzdienstleister 3D Capital vor, in dem sich Ex-Amitelo-Chef Jan Malkus mit einer Mitarbeiterin von 3D Capital Gedanken darüber macht, wie man die Daten von Verträgen so hinbiegen könne, beispielsweise über Rückdatierungen, dass sie in das Raster von Amitelos offiziellen Zahlen passen würden.

„Es ging darum, Verträge, die abgeschlossen waren, in eine besser Passform zu bringen“, sagt Malkus dazu und dementiert: Es sei nicht geplant gewesen, diese Verträge nachträglich zu ändern. Fakt ist, dass inzwischen die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) überprüft, ob es sich bei Amitelos Reverse-Aktiensplit im August – das Unternehmen legte 100 alte Aktien zu einer neuen zusammen – um Marktmanipulationen handeln könnte.

Mitte September stoppte die Deutsche Börse den Amitelo-Handel, woraufhin der Split rückgängig gemacht wurde. Er war weder von den Aktionären genehmigt noch ins Handelsregister eingetragen worden. Nach Wiederaufnahme des Handels am 6. Oktober stürzte das Papier - dessen Kurs sich durch den Reverse-Split vertausendfacht hatte – erneut bis auf wenige Cent ab.

Beteiligt an 3D Capital, deren Überreste inzwischen unter dem neuen Namen Sherbrooke Equity gelistet sind, war der norddeutsche Investor Torsten Prochnow. Ihm warf bereits im Jahr 2000 die amerikanische Börsenaufsicht SEC vor, er habe Kurse gezielt in die Höhe getrieben und die betreffenden Aktien selbst mit Gewinn verkauft. Prochnow stimmte damals einem Vergleich zu und zahlte ein Bußgeld von 50.000 Dollar. Nach Informationen der WirtschaftsWoche ermittelt jetzt das Bundeskriminalamt wegen des Verdachts auf Kursmanipulation gegen Prochnow. Offiziell will die Behörde dies weder bestätigen noch dementieren. Prochnow weiß nach eigenen Angaben nichts von Ermittlungen der Polizei oder der Staatsanwaltschaft. Er sei nie an irgendwelchen Aktivitäten, um illegal Kurse zu manipulieren, beteiligt gewesen.

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