GfK-Konsumklima Steigende Inflation bremst die Kauflust

Die anziehende Inflation drückt die Stimmung der deutschen Verbraucher. Das Konsumklima für April trübte sich erstmals seit Monaten ein. Auch die Japan-Krise dürfte die Kauflust dämpfen, fürchtet GfK-Chef Wübbenhorst.

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Kundin im Supermarkt: Die anziehende Inflation macht sich bemerkbar. Quelle: handelsblatt.com

Der Konsumklimaindex sank um 0,1 auf 5,9 Punkte, wie die Nürnberger GfK-Marktforscher am Dienstag mitteilten. „Damit wird der Aufwärtstrend des Konsumklimas vorerst gestoppt“, erklärten die Experten und nannten als Hauptgründe wachsende Inflationsängste und ein „unsicherer gewordenes internationales Umfeld“. Insgesamt sei die Stimmung wegen der steigenden Beschäftigung und der Aussicht auf höhere Einkommen aber noch vergleichsweise gut. Folgen der Japan-Katastrophe seien aber nicht berücksichtigt, weil dieUmfrage unter 2000 Verbrauchern vor dem Erdbeben, der Flutwelle und dem Atom-GAU bereits abgeschlossen waren.

Die Japan-Krise wird nach Prognosen der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) in den kommenden Monaten die Kauflust der Bundesbürger weiter dämpfen. „Die Folgen sind im Moment noch schwer abzuschätzen. Ich gehe aber davon aus, dass die Konsumstimmung eine kleine Pause einlegen wird“, sagte GfK-Vorstandschef Klaus Wübbenhorst.

In der Konsumklimastudie für März, die heute veröffentlicht wird, ist der Einfluss der Japan-Krise auf die Konsumstimmung der Deutschen noch nicht erfasst worden. „So etwas wie in Japan lässt die Menschen nicht unbeeindruckt. Die Angst, dass sich so eine Katastrophe auch in Deutschland ereignen könnte, wirkt sich natürlich auch auf die Konsumstimmung aus“, sagte Wübbenhorst. „Dabei gibt es rein faktisch gar keinen Grund für eine Verschlechterung der Kauflaune“, fügte er hinzu. Deutschland habe eine niedrige Arbeitslosigkeit, die Löhne stiegen, viele Beschäftigte hätten vorgezogene Einmalzahlungen erhalten.

Seit Juni 2010 hatte sich die Stimmung der Verbraucher Monat für Monat verbessert und im März den höchsten Stand seit Oktober 2007 erreicht. Nun gab es einen Rückgang, der allerdings etwas geringer ausfiel als erwartet. Ähnlich läuft es bei den Unternehmen: Am Jahresanfang lag die Laune der deutschen Manager auf Rekordniveau, das Ifo-Geschäftsklima kletterte auf die höchsten Stände seit der Wiedervereinigung. Im März sank die Stimmung erstmals seit zehn Monaten, wenn auch nur leicht.

Die Verbraucher sorgen sich zunehmend darum, dass das Leben wegen steigender Energie- und Rohstoffpreise teurer wird: Die Inflationsrate stieg im Februar auf 2,1 Prozent und damit auf den höchsten Stand seit fast zweieinhalb Jahren. Im März dürfte dieser Wert Fachleuten zufolge unverändert bleiben. Die Bereitschaft der Konsumenten, teure Dinge zu kaufen wie Sofas oder Kühlschränke, lässt laut GfK bereits den zweiten Monat in Folge nach. Dieser Teilindikator sank auf 34,3 von 38,9 Punkten. Das Barometer für die Einkommensaussichten ging ebenfalls zurück - auf 40,5 von 42,9 Zählern.

Dennoch seien die Rahmenbedingungen wegen des positiven Arbeitsmarktes sowie steigender Löhne und Gehälter nach wie vor gut. Viele Unternehmen würden dank ihrer „exzellenten wirtschaftliche Lage“ Gehaltserhöhungen vorzuziehen und Einmalzahlungen gewähren. "Dies stabilisiert die Kaufkraft vieler privater Haushalte und dürfte zu einem beträchtlichen Teil negative Effekte durch die zuletzt gestiegenen Inflationsängste gedämpft haben“, betonte die GfK.

Die Entwicklung der Konjunktur schätzten die Verbraucher weiter sehr gut ein, „wenn auch die Euphorie zuletzt etwas gebremst wurde“. Dieser Indikator fiel auf 49,5 von 57,1 Punkten, blieb aber wie die anderen Teilindikatoren klar über dem Niveau vor einem Jahr. „Trotz des kleinen Dämpfers wird der private Konsum auch in den kommenden Monaten eine wichtige Rolle für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung spielen“, erklärte die GfK. Sie geht unvermindert davon aus, dass die Ausgaben der Verbraucher in diesem Jahr um etwa 1,5 Prozent steigen.

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