HRE-Chef Funke immer stärker unter Beschuss Hypo Real Estate: Gerettet - bis auf weiteres

Mit dem neuen Rettungspaket der Finanzwirtschaft und des Bundes ist das Überleben des Kommunal- und Immobilienfinanzierers Hypo Real Estate zumindest bis zum Jahresende gesichert. Allerdings hieß es am Montag in Verhandlungskreisen, auf lange Sicht sei nicht an eine Fortführung der HRE-Geschäfte im bisherigen Umfang gedacht.

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HRE-Chef Georg Funke ist mit der zweiten Rettungsaktion stark in die Kritik geraten. Quelle: ap

ax/dri/hgn/pk BERLIN/FRANKFURT. "Wir haben erst einmal Zeit gewonnen, um von chaotischen Zuständen in geregelte Bahnen zu kommen", hieß es am Montag aus Verhandlungskreisen. Langfristig bleibe die Aufteilung der Hypo Real Estate (HRE) sicher auf der Agenda.

Das neue Paket besteht aus mehreren Stufen und ähnelt dem zuvor gescheiterten Plan in wesentlichen Zügen. Danach erhält die HRE zunächst kurzfristige Liquidität von 35 Mrd. Euro von der Deutschen Bundesbank, die EZB blieb hier außen vor. "Das ist der Tropf, der den Patient zunächst am Leben erhält", sagte ein Banker. Diese Liquidität werde "abgelöst in Schritt zwei durch 20 Mrd Euro, die die Bundesbank am Montag in Berlin. In einem weiteren Schritt müssten die Banken die Liquidität möglicherweise um weitere 15 Mrd. Euro aufstocken. "Damit stehen bis Ende des Jahres 50 Mrd. Euro Liquidität für das Unternehmen sicher", sagte Albig.

Der zweite Schritt kommt dann, wenn eine eigens für die HRE gegründete Zweckgesellschaft aktiv wird, was Anfang November der Fall sein soll. In dieser Zweckgesellschaft werden Vermögensteile der HRE und der Tochter Depfa über 42 Mrd. Euro gebündelt. Dieses "Special Purpose Vehicle" soll repofähige Papiere emittieren. Diese Papiere kann die Zweckgesellschaft dann bei der Zentralbank als Sicherheit für neue Liquidität hinterlegen und damit zumindest einen Teil der Bankkredite ablösen.

Der Bürgschaftsrahmen in Höhe von 35 Mrd. Euro bleibt unverändert bestehen, 8,5 Mrd. Euro entfallen dabei auf Banken und Versicherer. Die privaten Banken stemmen dem Vernehmen nach 4,5 Mrd. Euro, die Sparkassen und Landesbanken 1,6 Mrd., die Versicherer 1,4 Mrd., die genossenschaftlichen Institute 600 Mio. und die Förderbanken 400 Mio. Euro. Zu letzteren zählt auch die staatliche KfW, die mit einem "nennenswerten Betrag" engagiert sein soll. "Die Förderbanken sind angesprochen worden, über die genaue Lastenverteilung gebe es aber noch keine Angaben", sagte ein Sprecher der KfW.

Mit dem Rettungspaket ist die HRE zunächst auf sicherem Boden. Einen Liquiditätsbedarf von 100 Mrd. Euro in einem Worst-Case-Szenario für 2009 gab es bei der Hypo Real Estate selbst nicht. Am Montag war im Umfeld des Unternehmens von 60 Mrd. Euro im schlimmsten Fall die Rede. Das Unternehmen geht laut Finanzkreisen aber davon aus, dass auch die 50 Mrd. nun ausreichen.

Nach Einschätzung aus Finanzkreisen ist für die Hypo Real Estate derzeit an Neugeschäft nicht zu denken. Durch die Herabstufungen der Ratingagenturen in der vergangenen Woche habe sich das Problem noch einmal verschärft. Im Umfeld des Unternehmens wird darauf verwiesen, dass auch die Konkurrenz derzeit ja kaum neues Geschäft reinhole. Der Markt liege weitgehend brach. Schon das erste Halbjahr war für die Hypo Real Estate nicht einfach gelaufen. Allerdings war es insbesondere im Infrastrukturbereich, aber auch in der klassischen Immobiliensparte schwierig. Die Vereinbarung zur Rettung der Bank sieht laut Finanzkreisen aber keine Absprache vor, dass die HRE generell auf Neugeschäft verzichtet. Eine indirekte Abwicklung über mehrere Jahre auf diesem Weg sei nicht geplant.

Die italienische Bank Unicredit senkte am Montag das Kursziel für HRE von 3,20 auf 2,60 Euro und beließ die Einschätzung auf "Verkaufen". Analystin Kerstin Vitvar senkte in einer Studie ihre Schätzungen für den Gewinn je Aktie, um zusätzliche Liquiditätskosten zu berücksichtigen. Ihrer Meinung nach wird das neue Rettungspaket höhere Kosten und entsprechend auch höhere Abschreibungen auf den Firmenwert der Tochter Depfa mit sich bringen. Sal. Oppenheim beließ die Einstufung auf "neutral". Aus heutiger Sicht sei es unmöglich abzuschätzen, ob die gewährte Kreditlinie von 50 Mrd.Euro ausreiche, hieß es.

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