Initiative der Verbraucherschützer Kunden sollen Bankberater anschwärzen

Die Verbraucherzentralen wollen in einem neuen bundesweiten Projekt Bankkunden als "Finanzmarkt-Wächter" einsetzen. Sie sollen Missstände in der Beratung melden. Den Banken drohen Musterklagen und Meldung bei der Bafin.

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Eintracht beim Berater, böses Erwachen nach Abschluss: Vor solche Szenarien möchten die Verbraucherschützer systematisch warnen. Quelle: handelsblatt.com

Mit einer neuen Initiative wollen die Verbraucherzentralen auf Missstände im Finanzmarkt aufmerksam machen. Die Probleme in der Branche seien massiv, sagte Gerd Billen, Vorstand des Verbraucherzentrale Bundesverbandes (vzbv). Oft würden Kunden falsch beraten oder erhielten nicht die nötigen Informationen über angebotene Produkte. Das zeige, dass eine systematische verbraucherorientierte Marktbeobachtung notwendig sei. Mit einer neuen Initiative „Finanzmarktwächter“ wollen in den kommenden Monaten alle 16 Verbraucherzentralen und der Bundesverband Probleme verschärft ins Visier nehmen. Im Fokus stehen dabei unfaire Vertriebsmethoden, ineffiziente Produkte oder Wettbewerbsstörungen.

Die erste Aktion betrifft die Vertriebsprovisionen der Banken: Mit einem Musterbrief, den Kunden an das Kreditinstitut ihres Vertrauens schicken, wollen die Verbraucherzentrale in den kommenden zwei Monaten den Geldhäusern auf die Finger schauen. Im Briefkopf ist vermerkt, dass eine Kopie des Schreibens auch an die Verbraucherzentrale geht. Die Verbraucherschützer wollen so feststellen, ob und wie Institute im Wertpapiervertrieb ihrer Offenlegungspflicht nachkommen. Der Verband strebt eine höchstrichterliche Klärung an, ob Banken verpflichten sind, in bestimmten Fällen Provisionen an die Kunden weiterzuleiten.

Im Verlauf des Jahres sollen zudem die Dispozinsen, Beratungsprotokolle und Kündigungsgründe für Altersvorsorgeprodukte genauer unter die Lupe genommen werden. Bei den Dispozinsen überprüfen die Verbraucherschützer, ob Banken in der Vergangenheit die Zinsen angemessen angepasst haben. Bei den Beratungsprotokollen steht im Fokus, ob der aktuelle Zuschnitt der Schreiben dazu geeignet sind, den tatsächlichen Verlauf eines Beratungsgespräches abzubilden.In Folge werden dann die Gründe untersucht, warum Verbraucher vorzeitig Altersvorsorgepolicen kündigen und welche finanziellen Schäden daraus erwachsen.

Doch die Verbraucherschützer wollen sich nicht wie sonst üblich mit punktuellen Erfahrungsberichten von einzelnen Kunden befassen, sondern die Suche nach den schwarzen Schafen systematisieren: Dafür will die Initiative auf unterschiedliche Methoden, etwa Umfragen oder verdeckte Käufe zurückgreifen.

Banken drohen Anzeigen

Dies bringt neue Aufgaben für die Verbraucherzentralen mit sich. Ihre Arbeit dient als wichtiger Sensor für Mängel und Missstände im Finanzmarkt. Verbraucher kommen mit konkreten Problemen in die Beratungsstellen. Die Verbraucherzentralen erfahren frühzeitig, wenn sich Fälle häufen und können marktschädigendes Anbieterverhalten identifizieren. Diese Funktion gilt es durch zusätzliche Ressourcen auszubauen und die Prozesse zu institutionalisieren.

Die Verbraucherschützer möchten Hinweise der Kunden systematisch gegen die Banken verwenden. Es gelte "unseriöse Geschäftspraktiken gegenüber privaten Anlegern, Kreditnehmern und Versicherten zu erkennen". Systematische Fehlentwicklungen sollen aufgedeckt werden und durch öffentlichen Druck, das Einschreiten der Finanzaufsicht oder des Gesetzgebers behoben werden. "Anbieter von Finanzdienstleistungen beim Vertrieb und Kundenumgang sollen diszipliniert werden. Der Zentrale Kreditausschuss werde die die Arbeit der Initiative mit Interesse verfolgen, teilte der Verband mit. Die Initiative der Verbraucherzentralen käme nicht überraschend.

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