Kenia Blutige Zahlenspiele

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Überall auf der Welt lernen die Kinder in der ersten Klasse das Addieren. Eins plus eins ist zwei plus eins ist drei und so weiter. Doch wenn es um die Staatsmacht geht, kann diese einfache Arithmetik auch anders aussehen. Da wird aus eins und eins schnell vier, wenn es einem nutzt. Oder aus eins und eins wieder eins, wenn es den Gegner betrifft.

So jedenfalls müssen die Wahlhelfer in Kenia gerechnet haben. Denn ihr Resultat, das den Sieg von Präsident Kwai Kibaki über seinen Herausforderer Raila Odinga gebracht hat, stimmt vorne und hinten nicht. Zumindest, wenn man so addiert, wie wir alle es gelernt haben.

In der Schule gibt der Lehrer eine schlechte Note. In Kenias Politik gibt das enttäuschte Wahlvolk den Herrschenden eine schlechte Note mittels Aufruhr. Die Odinga-Anhänger lassen ihren Frust an den Stammesbrüdern Kibakis, den Kikuyu, aus. Sie prügeln auf sie ein, zünden ihre Häuser und Geschäfte an und erschlagen sie auch. Die Staatsmacht hält dagegen und feuert in die Menge. Und dann wird mit Blut gerechnet: Auf einige Tote unter den Kikuyu kommt etwa ein Dutzend von der Polizei erschossene Odinga-Anhänger, das ist der Anfang.

Um Zahlen ging es auch schon während des Wahlkampfs: Wer kauft Stimmen für wie viel Geld? Beide Kandidaten für das Präsidentenamt hofften, dieses Geld mehrfach wieder hereinzuholen. Denn auf Staatskosten lassen sich private Reichtümer anhäufen.

Mit Zahlen wurde auch jongliert, als es um die Bilanz von Kibakis erster Amtszeit ging. Die Wirtschaft wuchs um fünf Prozent, verkündete er. Die Masse des Volkes bekam null Prozent davon ab, hielt Odinga dagegen. Die Beispiele zeigen: Wenn nicht einmal die Gesetze der Arithmetik gelten, wird Politik völlig unberechenbar.

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