Kolumbien Chávez scheitert mit Geiselfreilassung-Aktion

Ernüchterung in Kolumbien: Die von Venezuelas Staatschef Hugo Chávez eingefädelte Freilassung von drei Geiseln der Farc-Rebellen ist vorerst gescheitert. Die Schuldigen stehen für Chávez schon fest.

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HB BOGOTA/CARACAS. Aktionen der kolumbianischen Streitkräfte hätten die Freilassung verhindert, hieß es in einem Brief der linksgerichteten "Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens" (FARC), der von Linksnationalist Chávez im venezolanischen Fernsehen verlesen wurde. Die sogenannten Garanten aus sieben Ländern verließen unterdessen am Dienstag schon kurz nach dem Jahreswechsel die kolumbianische Stadt Villavicencio, wo sie seit Samstag auf die Geiselübergabe im Dschungel gewartet hatten.

Venezuela und Kolumbien kritisierten sich nach dem Scheitern gegenseitig. Kolumbiens konservativer Präsident Alvaro Uribe habe den Prozess "gesprengt" und unter anderem keine Waffenruhe akzeptiert, sagte Chávez. Uribe entgegnete, es habe entgegen den Angaben der Farc und aus Caracas alle Sicherheitsgarantien gegeben. Der Friedensbeauftragte der Regierung in Bogotá, Luis Carlos Restrepo warf den Rebellen "Lügen und Betrug" vor.

Chávez versicherte unterdessen am Dienstag in Caracas, er werde versuchen, den Freilassungsprozess notfalls mit alternativen Methoden zu Ende zu führen. Er selbst habe gute Gründe, der kolumbianischen Regierung nicht zu glauben, wenn diese von einer Einstellung der Aktionen der Streitkräfte spreche, sagte er. Einer der Garanten, der frühere argentinische Staatschef Néstor Kirchner, meinte nach der Ankunft in Argentinien, man sei zur "Wiederaufnahme des Prozesses bereit, wenn alle Sicherheitsbedingungen erfüllt sind".

Für weitere Verwirrung sorgte Uribe mit seiner Äußerung, eine der drei Geiseln, die freikommen sollten, ein drei Jahre alter Junge, befinde sich nicht mehr in der Gewalt der Rebellen, sondern sei wahrscheinlich in einem Waisenheim. Gewissheit solle ein DNA-Test schaffen. Die Farc suchten nach dem dreijährigen Emmanuel, so Uribe.

Emmanuel soll nach der Farc-Ankündigung zusammen mit seiner Mutter Clara Rojas (44), Wahlkampfchefin der vor sechs Jahren ebenfalls verschleppten damaligen Präsidentschaftskandidatin Ingrid Betancourt, sowie mit der ehemaligen Abgeordneten Consuelo González (57) freigelassen werden. Der Junge wurde in Gefangenschaft geboren. Sein Vater ist einer der Guerilleros.

Kolumbien hatte den Chávez-Plan am vergangenen Mittwoch gebilligt. Uribe hatte dem venezolanischen Staatschef Ende November das Mandat für Bemühungen um die Freilassung von Geiseln der Farc entzogen. Die Rebellen teilten jedoch wenig später mit, sie wollten aus Solidarität zu Chávez die drei Geiseln freilassen. An der Aktion wollte neben den Garanten aus Frankreich, der Schweiz, Argentinien, Kuba, Brasilien, Bolivien und Spanien sowie des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) auch der US-Filmemacher Oliver Stone teilnehmen. Er wollte die Freilassung im Urwald filmen.

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