Libyen Berühmte Kriegsreporter sterben nach Granatangriff

Der britische Kriegsfotograf und Filmemacher Tim Hetherington ist bei einem Artillerieangriff in Misurata getötet worden. Ein weiterer bekannter Reporter kam ums Leben. Zwei andere wurden schwer verletzt.

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Der Fotograf Tim Hetherington ist in Misurata getötet worden. Quelle: handelsblatt.com

In der seit Wochen schwer umkämpften westlibyschen Aufständischen-Hochburg Misurata sind zwei Foto-Journalisten bei einer Granatenexplosion getötet worden. Mindestens ein weiterer Journalist wurde schwer verletzt. Wie die Familie des britischen Fotografen und oscarnominierten Filmemachers Tim Hetherington bestätigte, starb der 41-Jährige am Mittwoch bei der Explosion.

Wenige Stunden später erlag sein US-Kollege Chris Hondros seinen schweren Kopfverletzungen, wie die Agentur Getty, für die er arbeitete, mitteilte. Ein Fotoreporter aus Misurata berichtete der „New York Times“, dass außerdem der Brite Guy Martin von der Bild-Agentur Panos schwer verletzt worden sei.

Die Journalisten waren in der von den Truppen des libyschen Machthabers Muammar al-Gaddafi belagerten Küstenstadt unter Beschuss geraten. Nach Angaben der Agentur Panos, für die auch Hetherington arbeitete, wurden sie von einer Panzerabwehrgranate getroffen. „Tim war in Libyen, um an seinem laufenden Multimedia-Projekt zur Beleuchtung der humanitären Fragen in Kriegs- und Krisenzeiten weiterzuarbeiten“, teilte die Familie des getöteten Filmemachers auf der Internetseite des US-Magazins „Vanity Fair“ mit, für das Hetherington ebenfalls arbeitete. Der 41-jährige Brite besaß auch die US-Staatsbürgerschaft.

Hetherington hatte für seinen Film „Restrepo“ über US-Soldaten in Afghanistan erst Anfang des Jahres eine Oscar-Nominierung erhalten. Der Film, den er mit dem deutschstämmigen Journalisten Sebastian Junger („Der Sturm“) machte, dreht sich um den Tod des amerikanischen Militärarztes Juan Restrepo. Der Filmemacher hatte sich für die Dokumentation mitten ins Korengal-Tal - ein Kampfgebiet im Osten des Landes - begeben, das beim amerikanischen Militär als „Tal des Todes“ bekannt ist.

Hondros, der für seine Arbeit ebenfalls mehrfach ausgezeichnet und auch für den Pulitzer-Preis nominiert worden war, hatte seit 2001 für Getty gearbeitet. Er war ein erfahrener Kriegs- und Krisenberichterstatter und hatte Bilder unter anderem aus dem Kosovo, Angola, Sierra Leone, dem Libanon, Afghanistan und dem Irak geliefert. Er starb an einer schweren Hirnverletzung.

Der Brite Guy Marin erlitt der „New York Times“ zufolge durch Granatsplitter schwere Verletzungen am Becken. Er wurde noch in der Nacht zum Donnerstag in Misurata operiert. Die US-Regierung zeigte sich betroffen. „Journalisten auf der ganzen Welt riskieren jeden Tag ihr Leben, um uns auf dem Laufenden zu halten“, hieß es in einer Mitteilung des Weißen Hauses. Die libysche Regierung und alle Regierungen auf der Welt müssten diese unerlässliche Arbeit schützen.

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