Macher & Manager Middelhoffs Erben
"Big T" bleibt einfach unerreicht: Mit seinem Wirken bei der Beerdigung des Arcandor-Konzerns (Karstadt, Quelle) hat Thomas Middelhoff Maßstäbe gesetzt. Eingedenk seiner Taten wird schlechte Management-Leistung seither in "Middelhoff" gemessen. Die WirtschaftsWoche hat auch dieses Jahr wieder die gefallenen Helden gekürt und ihre Bilanz auf einer Middelhoff-Skala von eins bis zehn (ein echter Middelhoff) eingestuft. Foto: AP
Toyota-Chef Akio Toyoda eilte der Ruf voraus, ein risikofreudiger Hobbyrennfahrer zu sein. Doch seit diesem Jahr dürfte der Enkel des Firmengründers wohl eher als zaudernder Bremser gelten. Nach tödlichen Unfällen in den USA, angeblich bedingt durch Qualitätsmängel, fielen Medien und Politik über den Konzern her. Doch Toyoda schwieg. Erst als die japanische Regierung den Toyota-Chef öffentlich rügte, wagte er sich aus der Deckung. Da war es schon zu spät. Der Marktanteil in den USA brach ein. Dass die Qualitätsvorwürfe nicht haltbar waren, ändert am Desaster wenig. Foto: rtr
Das komplexe Verhältnis zwischen Vätern und Söhnen inspiriert Dichter seit ewigen Zeiten. Man denke allein an eine wüste Nummer wie die des ollen Ödipus – eine seltsame Geschichte. Nicht eben spannungsfrei war auch das Beziehungsgeflecht im Hause Buddenbrook. Das ruhmreiche Verdienst, das Thema aus der Literatur und mitten hinein ins Internet-Zeitalter katapultiert zu haben, gebührt nun dem Kölner Verlegerspross Konstantin Neven DuMont. Mussten Ödipus und die halb-fiktiven Lübecker Kaufleute auf Nach- und Literaturwelt warten, um ihr familieninternes Wirken gewürdigt zu sehen, ließ der rheinische Medienmann seine erstaunlichen Fähigkeiten aufblitzen und die gebannte Mitwelt live und täglich am Streit mit seinem Vater Alfred teilhaben – im Internet, in Zeitungen und gar im öffentlich-rechtlichen Fernsehen. Das alles war so nützlich wie ein Kropf, Haus und Image litten unter dem Geplänkel. Nach dem PR-Desaster kam es zum erwartbaren Finale: Der ewige Sohn verlässt das Haus M. DuMont Schauberg und probiert was Eigenes. Foto: dpa
Ein neuer Stoff für TV-Erfolgsregisseur Dieter Wedel? Realistischer als "Der große Bellheim", vornehmer als "Der König von St. Pauli" aber mindestens so spannend wie "Die Affäre Semmeling"? Was zuletzt bei Roland Berger ablief, ist filmreif. In den Hauptrollen: die Beraterlegende selbst und seine beiden Vormänner Burkhard Schwenker und Martin Wittig. Die Handlung: Schwenker und Wittig verhandeln monatelang über einen Fusionsplan mit den Wirtschaftsprüfern von Deloitte, allerdings bleibt unklar, wie sie selbst zu diesem Plan stehen. Völlig klar ist aber, dass sie die Stimmung ihrer Partner total falsch einschätzten und darum furios scheiterten. Jetzt sind sie schwer beschädigt, machen aber weiter, als sei nichts passiert. Für Spannung sorgt zum einen jemand an exponierter Stelle, der durch gezielte Indiskretionen zur Blamage beigetragen hat (vielleicht mit genau dieser Absicht). Und zum anderen der omnipräsente Gründer, der sich schon zurückgezogen hatte, von dem keiner so genau weiß, welche Strippen er wann, wo und zu welchem Zweck gezogen hat, und der jetzt als Retter auftritt. Wedel muss warten: live on stage, niemals im Fernsehen: "Roland Berger – die große (Kon)Fusion". Foto: rtr
Sepp Blatter macht gern Späße. Beispiel gefällig? Kaum ist der Zuschlag für die Fußball-WM in Russland (2018) und Katar (2022) besiegelt, säuselt der kleine König vom Zürcher Sonnenberg mit Dackelblick, die Fifa gebe nun ihr wertvollstes Produkt, die WM, in Gegenden der Welt, wo sie noch nie war und – und jetzt kommt’s – wo sie noch etwas mehr bewege „als nur Kommerz“. Da wird es einem warm ums Herz. Schnöder Mammon? Nicht doch! Gas- und Öl-Milliarden? Ach was – den Blatter-Sepp treibt die Nächstenliebe. Und wie: homosexuellen Fans riet er fürsorglich, während der WM im nicht ganz so liberalen Katar doch besser sexuelle Enthaltsamkeit zu üben. Könnte sonst Probleme geben. Und die Hitze? Ja mei, dann spielen wir halt im Winter. Immer für einen Scherz gut, der Sepp. Foto: dpa
Der Matheprofessor Dirk Jens Nonnenmacher sieht aus wie ein erfolgreicher Banker und ist einer. Meint er jedenfalls selbst und meint auch sein Aufsichtsratschef bei der HSH Nordbank, Hilmar Kopper. Weniger Verlust in diesem Jahr, 2011 womöglich ein Gewinn – Nonnenmacher hatte alles im Griff auf dem sinkenden Schiff. Bis die ganzen "erschütternden", "schwer erträglichen", "unglaublichen" und "perfiden" Gerüchte auftauchten und die ganze schöne Aufräumarbeit kaputt machten. Fingierte Briefe, Kinderpornos, Bespitzelungen leitender Mitarbeiter – für jeden schlechten Geschmack war bei der HSH 2010 was dabei. "Dr. No" hatte zwar das Budget für "Sicherheitsberatungen" kräftig erhöht, sich aber ansonsten ebenso untadelig verhalten wie bei seinen geschickt an der geltenden Gehaltsgrenze vorbei getricksten Bonuszahlungen und einem genial gemeinten, aber großartig geplatzten Kapitalmarktgeschäft mit Millionenverlust. Die Staatsanwaltschaften ermitteln und ermitteln und haben immer noch kein Ergebnis. Als einziger Manager hat es Nonnenmacher nach 2009 auch 2010 in den erlauchten Kreis der Middelhoff-Preisträger geschafft. Zum vorerst letzten Mal, im März ist Schluss. Damit der Abschied nicht zu traurig wird, gibt es noch mal ein paar Millionen Euro inklusive Bonus aus dem laufenden Vertrag mit auf den Weg. Was ein erfolgreicher Banker sicher wert ist. Foto: dpa
Gilt nicht auch Contenance als Qualität eines Bankers? Axel Wieandt, Chef der verstaatlichten Hypo Real Estate, warf seinen Job wenige Stunden vor der Bilanzpressekonferenz seines Hauses im März hin und ließ seinen um Worte ringenden Aufsichtsratsvorsitzenden im Regen stehen. Für Rückfragen stand der Spross einer Bankiersfamilie nicht mehr zur Verfügung, für Pensionsverhandlungen dagegen schon. Die Welt, wie Wieandt sie sah, tut ihm Unrecht: Nicht für sich, für die Boni seiner Kollegen hatte er doch gekämpft, und diese weltfremden Politiker in Berlin haben die Notwendigkeit im Kampf um Talente einfach nicht kapiert. Für den 44-Jährigen ist nach 18 Monaten HRE-Gastspiel eine Betriebsrente von 240.000 Euro per anno herausgesprungen. Schöner noch aber wäre für den als Integrationsstrategen zur Deutschen Bank Zurückgekehrten wohl der Chefsessel in einer anderen Bank. Fachlich keine Frage, nur charakterlich. Foto: rtr
Erinnern Sie sich noch an Lars Windhorst? Jenen aufgeweckten Jungunternehmer, der einst im Kernschatten von Altkanzler Helmut Kohl nach Asien jettete? Das "Wunderkind" der deutschen Wirtschaft hatte Großes im Sinn: Als 18-Jähriger wollte er in Vietnam einen 200 Meter hohen Wolkenkratzer bauen – den "Windhorst-Tower". Ja, die Jugend... Inzwischen hat er sich neue Ziele gesetzt: Seit Jahren kämpft er dafür, die Insolvenz vom Ruch des Scheiterns zu befreien, und widmet sich mit Hingabe der Mission. Sein Computerhandelsimperium, er selbst und auch seine Investmentfirma Vatas meldeten Insolvenz an. Im November 2010 würdigte sogar das Landgericht Berlin Windhorsts Einsatz: Mit einem Jahr auf Bewährung zeichneten die Richter ihn für die großzügige Umverteilung von Geldern der Windhorst AG aus. In einem Dankesschreiben gab sich Windhorst gewohnt bescheiden, "Unbedarftheit und Unerfahrenheit" seien die wahren Triebfedern seines Handelns. Foto: dpa
Der Triebwerkshersteller Rolls-Royce ist das Aushängeschild britischer Ingenieurkunst. Sein Chef John Rose aber scheint im Herzen ein Rheinländer zu sein, der sein Unternehmen nach dem klassisch kölschen Motto "Et hätt noch immer jot jejange" steuert. Anfang November explodierte wegen eines Konstruktionsfehlers eine Rolls-Royce-Turbine in einem Airbus A380 der australischen Fluglinie Qantas, was die mehr als 400 Passagiere fast das Leben gekostet hätte. Sir John sagte erst mal lange nichts – vor allem nicht, dass seine Techniker die Turbinenexplosion mit Fast-Absturz allem Anschein nach nicht wirklich überrascht hat. Denn bereits vor dem Unfall hat seine Firma in aller Stille bei neueren Triebwerken die für die Explosion verantwortlichen Teile ersetzt – aber die Airlines nicht weiter behelligt und mit den alten Motoren ungestört weiter fliegen lassen. Jetzt drohen mehrere Hundert Millionen Euro Mehrkosten – leider nicht gut gegangen. Foto: AP
Mal ehrlich, wenn jemand dieses Jahr etwas für den Umweltschutz getan hat, dann ist es Tony Hayward. 40 Milliarden Dollar versenkte der ehemalige BP-Chef bisher im Golf von Mexiko, ließ ölverschmierte Vögel und Hunderte Kilometer Küste putzen und gab Fischern endlich wieder Freizeit. Sicher, zuvor war der BP-Bohrinsel Deepwater Horizon ein wenig Öl abhanden gekommen, insgesamt 780 Millionen Liter. Doch Hayward weiß: "Der Golf von Mexiko ist ein sehr großes Meer. Im Vergleich dazu ist die Menge des ausgeströmten Öls winzig." Genau, alles eine Frage des Maßstabs. Deshalb ist es auch nur recht – wenn auch nicht ganz billig, dass sich Haywards lang gehegter Traum erfüllt. Nach all den Umweltschutzstrapazen hat er nun sein altes Leben wieder, kann segeln, ohne dass die Medien meckern. Zum Abschied zahlt ihm BP noch eine Million Pfund. Und gibt ihm einen Sitz im Aufsichtsrat der russischen Tochter TNK-BP, damit er auch dort auf Umweltschutz und Sicherheit achten kann. Als Rentner von 53 Jahren hat er außerdem Anspruch auf eine Betriebsrente im Volumen von 10,8 Millionen Pfund. Respekt, Herr Hayward, verdienstvolle Leistung. Foto: dpa
Lieber Stefan Heinig, es gibt Grenzen, die gelten selbst für Kik-Chefs. Dass Sie kein Fan von Betriebsräten sind: okay. Dass die Löhne in Ihren Filialen bisher nicht allzu weit vom Hartz-IV-Satz vieler Ihrer Kunden entfernt waren: nun ja. Dass Ihre Zulieferer in Asien beim Einsatz von Kindern, pardon, Arbeitern, wohl nicht immer so genau aufs Alter achten: also ehrlich! Was nun aber wirklich gar nicht geht, ist, dem deutschen Werbefernsehzuschauer Ihr Modemaskottchen Verona Pooth im intensiven Gedankenaustausch mit einem angeschickerten, sprechenden Kik-T-Shirt und gewandet in eigener "Kollektion" (lederoptisch aufgemotzte Leggins für 9,99 Euro) zuzumuten. Foto: KiK
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