Manager-Rauswürfe Die gefallenen Stars der Finanzkrise

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Gefallenes Alpha-Tier: Richard Fuld

Richard Fuld vor seiner Quelle: Reuters

Er hielt sich für den besten in der Herde der Wall-Street-Alphatiere. Als "Gorilla" wurde er wegen seines aggressiven Geschäftsgebarens bezeichnet, und Richard "Dick" Fuld war richtig stolz darauf. Doch am 15. September 2008 war Richard "Dick" Fuld, der ehemalige Offizier, seinen Posten und seinen Ruf los. Trotz verzweifelter Rettungsversuche fand sich kein Retter für die Investmentbank Lehman Brothers, deren Chef Fuld damals war.

Die Bank legte eine der größten Pleiten der Wirtschaftsgeschichte hin, Fuld stürzte vom Thron und mußte sich hämische Anfeindungen gefallen lassen. "Schande" stand auf einem Schild, das Protestierende beim Gerichtsverfahren gegen Fuld hinter das kantige Konterfei des ehemals mächtigen Bankers hielten.

15 Jahre lang saß Fuld fest im Sattel bei Lehman, einer der Institutionen der Wall Street. Für Fuld, den früheren Offizier, war das Bankgeschäft wie ein Krieg, den er mit seinen Mitarbeiter-Truppen führte. Unter seiner Führung schraubte er den Gewinn der Bank von 113 Millionen im Jahr 1994 auf 4,2 Milliarden Dollar im Jahr 2007 hoch - und hielt sich für allmächtig.Ein Mann mit einer "fast unerträglich starken Persönlichkeit" sei Fuld gewesen, schrieb Lehmans Kommunikationschef Andrew Gowers später. Fuld war laut Gowers "ein Paradebeispiel für einen allmächtigen Unternehmenschef", der seinen Mitarbeiter Furcht einflößte.

Isolation durch Personenkult

Dieser Personenkult isolierte Fuld bald: Denn er war ein Chef, den niemand in Frage stellen konnte. Mitte 2007 schloss Lehman auf dem Immobilienmarkt dann einige extrem riskante Geschäfte ab, die der Vorstand abnickte. Ein Konsortium unter Lehman-Führung bot etwa 15 Milliarden Dollar für Amerikas größte Wohnungsbaugesellschaft - ein Deal, der komplett schiefging. Denn kurz darauf begannen die Immobilienpreise zu fallen, die Kredite auf den Weltmärkten trockneten aus, und der Deal brachte Lehman immer näher an den Abgrund.

Fuld realisierte allerdings nicht, in welchen Gefahren seine Bank steckte. Weiterhin sprach er beflissen mit Kunden, mit Geldgebern wechselte er kaum ein Wort. Selbst als Lehman einen Quartalsverlust von 2,8 Milliarden Dollar aufwies, sah dies Fuld als Ausreißer an.

Die Aktienkurse von Lehman begannen hingegen regelrecht einzubrechen. Fuld verfiel in Panik, statt harte Gespräche mit möglichen Investoren zu führen. Ende September 2008 musste Lehman Brothers Konkurs anmelden. Danach musste er sich vor einem Ausschuss des US-Kongresses verantworten. Politiker bezeichneten ihn als "Bösewicht des Tages", Demonstranten schrien ihn an. Fuld drohen zudem noch Klagen vor einem US-Zivilgericht.

Auch gut ein Jahr nach den turbulenten Ereignissen hält sich Fuld nach wie vor für unschuldig. In einem Interview mit Reuters Anfang September prophezeite er: "Am Ende werden die Guten gewinnen. "

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