Marktbericht: Börse Frankfurt Goldman macht Mut - Dax schließt im Plus

Der Höhenflug am deutschen Aktienmarkt setzt sich fort. Gefragt waren am Dienstag vor allem Finanztitel sowie die Aktien der Stahlkonzerne. Allerdings könne die Stimmung schnell kippen, heißt es auf dem Börsenparkett.

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Für den deutschen Aktienmarkt erwarten Banken und Broker nach dem langen Osterwochenende einen eher verhaltenen Start in die verkürzte Handelswoche. Quelle: ap Quelle: handelsblatt.com

HB FRANKFURT. Ein überraschend hoher Gewinn der US-Bank Goldman Sachs hat den Anlegern am Aktienmarkt am Dienstag Mut gemacht. Gestützt auf kräftige Kursgewinne bei Finanzwerten legte der Dax 1,5 Prozent auf 4 557,01 Punkte zu. Am Gründonnerstag hatte sich der Leitindex bereits mit einem Plus von 3,1 Prozent ins lange Osterwochenende verabschiedet.

Allerdings dämpften die unerwartet geschrumpften US-Einzelhandelsumsätze die Freude über die Goldman-Bilanz an der Wall Street. In New York lagen die drei großen Aktienindizes bei Handelsschluss in Europa jeweils ein Prozent im Minus: der Dow Jones fiel auf 7 977 Stellen, der Nasdaq Composite auf 1 635 Punkte und der S&P500 gab auf 849 Zähler nach.

"Es ist ziemlich wenig los", sagte Aktienhändler Thomas Stengl von der Postbank. Die meisten Investoren seien wohl noch im Osterurlaub. Das Dax-Handelsvolumen stieg auf 133 (Donnerstag: 121,2) Mio. Aktien. Der Umsatz belief sich auf 3,19 (2,96) Mrd. Euro. Positive Impulse habe der Markt von den überraschend guten Quartalszahlen der US-Bank Goldman Sachs erhalten.

Bankaktien gefragt

Bankentitel waren laut Stengl "absolute Profiteure" der Goldman-Zahlen und gehörten zu den Favoriten der Anleger im Dax. Positiv wirkten auch Pläne von Bundesfinanzminister Peer Steinbrück für individuelle "Giftbanken' (Bad Banks), in die die betroffenen Institute ihre wertgeminderten Anlagen ausgliedern können. Commerzbank-Aktien sprangen als Spitzenreiter um 12,95 Prozent auf 5,015 Euro hoch, Papiere der Deutschen Bank schlossen 4,71 Prozent höher bei 38,69 Euro. Im MDax verteuerten sich Postbank-Titel um 7,13 Prozent auf 14,57 Euro.

Für Stahlaktien ging es ebenfalls deutlich nach oben. Händler verwiesen auf das am Osterwochenende angekündigte Konjunkturpaket Japans als Antrieb. "Das nährt Hoffnungen auf eine Erholung der Wirtschaft und davon profitieren zyklische Werte", sagte ein Händler. Unter anderem sollen die Maßnahmen die heimische Nachfrage nach Elektronikgütern und Autos ankurbeln. Goldman Sachs zufolge ist der nachhaltige Effekt des Pakets zwar unsicher, kurzfristig sollte das Wirtschaftswachstum aber angetrieben werden. Zudem wurde am frühen Nachmittag bekannt, dass der Tarifabschluss für die rund 85.000 Beschäftigten der nordwestdeutschen Eisen- und Stahlindustrie perfekt ist. Salzgitter-Titel rückten um 6,37 Prozent auf 51,45 Euro vor, Aktien von Thyssen-Krupp gewannen 6,74 Prozent auf 16,95 Euro.

SAP-Papiere sprangen kurzfristig bis auf 29,38 Euro hoch. Zuletzt gewannen sie aber nur noch 0,84 Prozent auf 29,25 Euro. Händler verwiesen auf wieder aufgewärmte Spekulationen um ein Interesse des US-Computerkonzerns IBM an dem deutschen Softwareunternehmen, maßen diesen allerdings wenig Glaubwürdigkeit bei. Grund für die aktuellen Spekulationen könnte die gescheiterte Übernahme von Sun Microsystems sein, mutmaßte einer. Von anderer Seite hieß es, die Aufnahme der SAP-Aktie in die "Most Preferred List" von Merrill Lynch stütze weiter den Kurs.

Henkel verliert Anschluss

Anteilsscheine von Henkel wurden dagegen von negativen Analystenkommentaren und Äußerungen von Moody's nach Zahlen belastet. Sie verloren am Dax-Ende 3,51 Prozent auf 19,54 Euro. Am vergangenen Mittwoch hatte der deutsche Konsumgüterhersteller nachbörslich einen operativen Gewinneinbruch für das erste Quartal berichtet, woraufhin die Aktie tags darauf über sieben Prozent niedriger geschlossen hatte. Zudem hatte die Ratingagentur Moody's am Donnerstag nachbörslich mitgeteilt, sie prüfe eine Abstufung des Kreditratings. An diesem Dienstag senkten nach JPMorgan und der UniCredit, die bereits am Donnerstagabend negativ auf die Henkel-Zahlen reagiert hatten, weitere Häuser ihre Urteile oder Kursziele.

Bayer-Papiere fielen angesichts von Nachrichten um das Anbauverbot von Genmais in Deutschland um 0,64 Prozent auf 37,35 Euro. Dabei geht es um eine bestimmte Sorte des Konzerns Monsanto , den genveränderten Mais MON 810. "Für Bayer wirkt das negativ - in der Sparte CropScience wird in dieser Richtung einiges entwickelt. Teilweise arbeitet Bayer sogar mit Monsanto zusammen", kommentierte ein Börsianer.

Im MDax gewannen Titel von Tui 7,96 Prozent auf 5,595 Euro. Vor Ostern hatte das "Handelsblatt" berichtet, der norwegische TUI-Großaktionär John Fredriksen wolle die Abwahl des amtierenden Aufsichtsratsvorsitzenden Jürgen Krumnow durchsetzen. An Krumnows Stelle wolle Fredriksen selbst in den Aufsichtsrat einziehen, hieß es weiter. "Natürlich kann es sein, dass die Spekulationen um Fredriksen dem Kurs nun helfen", sagte Analyst Jochen Rothenbacher von equinet. Allerdings dürfe nicht außer acht gelassen werden, dass der Tui-Titel zuvor unverhältnismäßig stark gefallen sei.

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