Milliarden-Verluste Finanzkrise: Die Spur des Monsters

Seite 5/5

Blumen pflegen

So gut wie Adam Applegarth, 45, hätten es die Northern-Rock-Mitarbeiter, die die Bank verlassen sollen, auch gerne. Ihr im Dezember zurückgetretener Vorstandschef bekam eine Abfindung in Höhe von fast einer Million Euro und kann nach seinem 55. Geburtstag mit einer Betriebsrente rechnen.

Dabei war Applegarth der Architekt jener riskanten Refinanzierungsstrategien, die den Baufinanzierer in die existenzielle Krise führten. Anders als andere Bausparkassen refinanzierte sich Northern jahrelang zu großen Teilen über den kurzfristigen Kapitalmarkt. Dies bescherte Northern Rock zunächst ein erfolgreich erscheinendes Wachstumsmodell, war aber dann dafür verantwortlich, dass die Bank sich im Zuge der Krise keine ausreichende Liquidität mehr beschaffen konnte. Im vergangenen September gingen die Bilder von Sparern, die Schlange standen, um ihre Einlagen bei Northern Rock abzuheben, um die Welt.

Nur eine Kreditspritze der Bank of England und die Verstaatlichung rettete den Baufinanzierer vor dem Kollaps. Nun müssen 2000 der 6500 Mitarbeiter gehen. Keiner der Betroffenen kann damit rechnen, dass ihm der Abgang finanziell versüßt wird. Nur Applegarth kam relativ ungeschoren davon und ist inzwischen abgetaucht. „Gardening Leave“ nennt man in England jene Zeit nach einem Rauswurf, bei der hochrangige Manager finanziell abgesichert dem Müßiggang frönen und ihre Blumenbeete pflegen.

Kasse gemacht

Greg Lippmann hat sich im April 2007 ein Penthouse gekauft. Doch von „subprime“ ist seine New Yorker Neuerwerbung weit entfernt. 12,5 Millionen Dollar zahlte der Chefhändler der Deutschen Bank, und nichts deutet darauf hin, dass er mit den Raten in Verzug geraten könnte. 20 bis 25 Millionen Dollar soll er 2007 verdient haben. Dass er gerade im Krisenjahr so viel Kasse machte, verdankt er auch seiner eigenen Erfindung. Er leitet bei der Deutschen Bank den Handel mit forderungsbesicherten Wertpapieren, den Asset Backed Securities, war auch verantwortlich für das Geschäft mit den Sub- prime-Papieren. Als einer der ersten erkannte er die Auswirkungen der zunehmenden Zahlungsausfälle auf dem US-Häusermarkt und sicherte sein Institut früh ab, indem er wohl seit Ende 2006 gegen den ABX-Index setzte, den er selbst mit- entwickelt hatte. Der bildet den Kurs von auf Hypotheken basierenden Papieren niedriger Bonität ab. Seine Konsequenz führte dazu, dass die Bank einen wohl dreistelligen Millionengewinn einstrich. Für die Krise fühlt er sich nicht verantwortlich. Im Gegenteil: Er habe seine Kunden früh gewarnt. Und die durch die neuen Instrumente geschaffene Transparenz habe dazu geführt, dass die Probleme schnell erkannt wurden.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%