Neue Aktien an der Börse Fluch und Segen von Kapitalerhöhungen

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Deutsche Unternehmen sammeln Quelle: AP

Wie aber erkennen Anleger nun die Kapitalerhöhungen, die zu Kursrennern werden, so wie Infineon oder HeidelCement? Die wichtigste Frage, um aussichtsreiche Kandidaten von potenziellen Flops zu unterscheiden, ist: Wozu braucht das Unternehmen überhaupt das Geld?

„Entscheidend ist der genaue Grund für die Kapitalerhöhung“, sagt Fickel. Wenn ein Bittsteller kein überzeugendes Motiv nennen kann, liegt der Verdacht nahe: Das Management möchte den aus seiner Sicht hohen Aktienkurs ausnutzen, um günstig Kapital zu horten. Das ist legitim, aber schlecht für den Aktionär, denn er zahlt viel für die neuen Aktien. „Gerade wenn Kapitalerhöhungen gehäuft kommen, muss man vorsichtig sein“, warnt der Fondsmanager von Lupus Alpha.

Acht von zehn Kapitalerhöhungen waren schlecht für den Aktienkurs

Meist besser ist es, wenn ein Unternehmen Investitionen plant, die es auch schon genauer beschreiben kann. Neue Produkte zu entwickeln oder Märkte zu erschließen, das kann sich auch für den » » Anleger lohnen. Schon schwierigerwird es, wenn mit dem Geld Übernahmen finanziert werden sollen. Denn oft ist noch geheim, welche Firma geschluckt werden soll — der Aktionär muss also dem Management vertrauen, dass es nicht das falsche Ziel wählt oder zu viel bezahlt. Übernahmen gehören zur Strategie des Krankenhausbetreibers Rhön Klinikum. Der MDax-Konzern hat im August Geld reingeholt und muss jetzt möglichst rasch zeigen, dass er damit auch den Gewinn steigern kann, zum Beispiel durch lohnende und günstige Klinikkäufe.

Oft geht es um das nackte Überleben

Zu oft geht es aber gar nicht um Wachstumspläne – gerade in der Finanzkrise. Manche Unternehmen zapfen den Markt eher unfreiwillig an — auf Druck der Ratingagenturen. So wie Rheinmetall: Der Konzern produziert neben Panzern und elektronischen Waffensystemen vor allem Autoteile. Wegen der Krise der Autobranche drohte die Agentur Moody’s damit, den Konzern vom guten Investmentniveau auf Schrottstatus herabzustufen. „Wir haben uns entschlossen, eine Kapitalerhöhung ausschließlich aus Gründen des Ratingerhalts durchzuführen“, sagt Finanzchef Müller.

Für Aktionäre ist es die Wahl zwischen Teufel und Beelzebub: Einerseits verwässert die Kapitalerhöhung ihren Anteil am Gewinn. Andererseits hätte eine einmal heruntergestufte Rheinmetall künftig deutlich höhere Zinsen zahlen müssen, was den Gewinn geschmälert hätte. Weitere Firmen dürften von den Agenturen an den Markt gedrängt werden.

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