Rätsel um Ursprung Der Schoko-Hase, das unbekannte Wesen

Er ist Kinderliebling, Exportschlager und Markensymbol: der Schokoladenhase. Zu Ostern werden jährlich über 100 Millionen Exemplare verkauft. Sein Ursprung ist jedoch rätselhaft - war Meister Lampe gar früher ein Lamm?

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Der Osterhase aus Schokolade ist ein Verkaufsschlager. Quelle: handelsblatt.com

Ob stehend oder sitzend, gold oder lila, schmunzelnd oder mit Glöckchen um den Hals: Zu Ostern ist der Schokoladenhase das Lieblingstier vieler Deutscher. Mehr als 130 Millionen Stück werden jedes Jahr verkauft. Trotzdem ist die Geschichte dieser „typisch deutschen Dinge“, wie Thomas Pape vom Info-Zentrum Schokolade sagt, weitgehend unerforscht.

Wahrscheinlich - glauben Experten - wurden Mitte des 19. Jahrhunderts in Deutschland erstmals Hasen aus Schokolade geformt - damals allerdings noch massiv und häufig mehrere Kilogramm schwer. Sie waren meist nicht zum Verkauf, sondern als Schaufensterdekoration gedacht. „Die Legende sagt, dass der Hase eigentlich ein falsch gesehenes Lamm mit zu langen Ohren ist“, weiß Klaus Schopen vom Kölner Schokoladenmuseum zu berichten.

Erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts kam die Hohlfiguren-Technik auf - dank der Imker, auf deren Honigschleuder findige Chocolatiers Hohlfigurenformen spannten. So entstanden die ersten hohlen Schokoladenosterhasen in Schleudertechnik, die auf ähnliche Art heute noch angewandt wird. In Folie und Serie gingen die Hasen aber vermutlich erst nach dem Zweiten Weltkrieg.

Der erste „Goldhase“ der Firma Lindt&Sprüngli, die davon 2010 weltweit mehr als 100 Millionen Stück verkaufte, kam 1952 auf den Markt. Angeblich, so die Firma, weil die Tochter eines Chocolatiers sich in ein kleines Häschen im Garten verliebt hatte. Ob dies jedoch wirklich der allererste Schokoladenosterhase in Folie sei, ist für den Experten Pape unklar. Aber irgendwann in den frühen 50er Jahren müsse er irgendwo in Deutschland aus einer Maschine gehoppelt sein.

Die Herstellung der Hohlfiguren ist teuer und kompliziert, denn sie müssen äußerst vorsichtig behandelt werden. Zerbricht ein Schoko-Osterhase bei der Produktion, muss er eingeschmolzen und neu gefertigt werden. Aber zum Schoko-Weihnachtsmann umgeschmolzen - das würden sie nie, versichern die Experten. Das sei Legende.

Heute ist der Osterhase sogar beliebter als der Weihnachtsmann - jedenfalls in schokoladiger Form. Rund 57 Prozent der „saisonalen Hohlfiguren“ sind Hasen. Rund ein Viertel ihres Gesamtumsatzes zu Ostern - 2010 mehr als 430 Millionen Euro - machten die Schokoladenproduzenten allein mit Hasen. Längst haben sich auch Lämmer, Küken und Hühner zu ihnen gesellt.

Jeder Deutsche hat im vergangenen Jahr mehr als fünf Euro für Ostersüßwaren ausgegeben und auch im Ausland werden „Easter bunnies made in Germany“ immer beliebter. Die Schokoladenfabrik Riegelein etwa exportiert fast jeden dritten Schoko-Hasen. Dieses Jahr könnte die vorsommerlichen Ostertemperaturen den Schokoladenproduzenten allerdings einen Strich durch die Rechnung machen - denn geschmolzen will den Schoko-Osterhasen niemand mehr haben.

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