Rohstoff Gold Fusionswelle schafft neue Gold-Giganten

Der hohe Goldpreis macht es möglich: Die Fusionswelle unter den Betreibern von Goldminen rollt wieder. Neue Gold-Giganten entstehen, der Wettlauf um die wichtigsten Goldvorkommen gewinnt an Fahrt.

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Goldbarren in einer Londoner Quelle: Reuters

Die Meldung am Wochenbeginn, dass der kanadische Goldminenbetreiber Kinross einen „freundlichen“ Zusammenschluss mit dem Wettbewerber Red Back Mining für 7,1 Milliarden Dollar vereinbar hat, ging im allgemeinen Börsengemurmel der Flut von Konzern-Quartalszahlen fast unter. Von Euphorie war wenig zu spüren: Zwar sind sieben Milliarden Dollar kein Pappenstiel, doch es gab in diesem Jahr schon größere Fusionen unter den Minen.

Obwohl mit Kinross und Red Back der viertgrößte Goldproduzent der Welt entstehen soll, gab der Kurs der Kinross-Aktie im Anschluss an die Meldung sogar um mehr als acht Prozent nach. Dafür stieg der Kurs der Red-Back-Aktie um satte zwölf Prozent. An der Börse herrschte wohl eher nüchternes Kalkül, schließlich will Kinross gemessen am Durchschnittskurs der Red Back-Aktie einen 21-prozentigen Aufschlag für die Fusion zahlen sowie eigene Aktien und Wandelanleihen im Tausch anbieten - was den Wert der eignen Aktie deutlich verwässert.

Afrika mit Potenzial

Dennoch klingt der Deal nicht schlecht: Mit der Fusion verschafft sich Kinross Zugang zu teilweise noch unerschlossenen Goldreserven in Westafrika, wo Red Back mit zwei Minen in Mauretanien und Ghana im Frühstadium noch viel Wachstumspotenzial bietet.

Für Kinross ist Westafrika eine der am schnellsten wachsenden Goldregionen, ausgestattet mit einer Rechtsprechung, die das Unternehmen in der Übernahmemitteilung als „minenfreundlich“ bezeichnet. So gibt sich Kinross-Chef Tye Burt begeistert: Aus der Kombination von Weltklasse-Minen, Wachstumsprojekten sowie der nachgewiesenen eigenen Fähigkeit zur Erschließung von Goldvorkommen entstünde gepaart mit den Wachstumsreserven von Red Back ein „Gold-Wachstums-Kraftwerk“. Kinross' Jahresproduktion an Gold stiege von derzeit 2,2 Millionen Unzen auf 2,6 bis 2,7 Millionen Unzen. Nach Erschließung der Projekte in Ghana und Mauretanien will Kinross ab 2015 jährlich rund 3,9 Millionen Unzen Gold produzieren.

Der neue Konzern würde weltweit hinter Barrick Gold, Goldcorp und Newmont Mining rangieren. "Die Übernahme ist zwar groß, aber nicht unbedingt marktbeeinflussend", verdeutlicht Eugen Weinberg, Rohstoffexperte bei der Commerzbank, auf der österreichischen Internetseite von "Pressetext". "Normalerweise markieren Deals in dieser Größenordnung eine Wende am Markt. Unternehmen wollen damit entweder die Kosten senken oder ihre Kriegskasse erleichtern, um das Wachstum beizubehalten."

Tatsächlich gab es in diesem Jahr schon größere Zusammenschlüsse unter den Betreibern von Goldminen. So hat etwa Lithir Gold Ltd. Ein Übernahmeangebot von Newcrest Mining über 8,9 Milliarden Dollar akzeptiert. Noch größer war das Angebot von KazakhGold Group zur Übernahme der Muttergesellschaft OAO Polyus Gold. Durch den Elf-Milliarden-Dollar-Deal soll der größte Goldproduzent in den ehemaligen Sowjetrepubliken entstehen. Laut großen Fondsinvestoren sind andererseits auch Newcrest Mining und Resolute Mining potenzielle Übernahmekandidaten.

Insgesamt liegt nach Informationen von "Bloomberg News" das Volumen der Übernahmen in der Gold-Branche bei rund 32 Milliarden Dollar.

Zurück in die 70er

SO ist die Branche erstaunlich zersplittert. Laut "Handelsblatt" kontrollieren die größten Goldproduzenten der Welt jeweils nur knapp zehn Prozent der globalen Goldproduktion. Dabei ging es beim Gold noch in den 70er Jahren zu wie heute in anderen Rohstoffsektoren. Wenige Großkonzerne hatten sich den Löwenanteil des Marktes gesichert.

Damals kontrollierte allein der Konzern Anglo American von Südafrika aus 40 Prozent der westlichen Goldproduktion. Auf die zehn größten Produzenten entfielen mehr als 80 Prozent allen Goldes. Heute rangiert die Anglo-American-Tochter Anglogold Ashanti nur noch auf dem vierten Rang. Und der wird ihr gerade durch die Konsolidierung in der Branche streitig gemacht.

Angesichts der hohen Goldpreise wird die Konzentration der Minenbetreiber wohl weiter anhalten. Trotzdem befinden sich die Goldpreise gegenwärtig im Abwärtstrend. Noch im Juni kostete die Feinunze rund 1250 Dollar, während sie aktuell bei 1200 Dollar liegt. "Ein kurzfristiges Kollabieren der Preise schließe ich aus. Denn die Branche konsolidiert sich", so Rohstoffexperte Weinberg. Er rechnet mit einem Anstieg des Goldpreises erst wieder im dritten Quartal.

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