Rohstoffe Strahlende Hausse mit Uran

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Auf Defizitkurs

Eine wichtige Rolle in der Uranversorgung spielt das 1993 zwischen den USA und Russland geschlossene Abkommen „Megatons to Megawatts“. Darin hat sich Russland zur Umwandlung von 500 Tonnen hochangereichertem Uran für Kernwaffen in kommerziell nutzbares Uran verpflichtet. Etwa 40 Prozent des Brennstoffbedarfs der US-Atomkraftwerke speisen sich seither aus ehemaligen russischen Atomwaffen. Doch das Abkommen läuft Ende 2013 aus. Kaum wahrscheinlich, dass es verlängert wird. Im August sagte Sergei Kirienko, Generaldirektor der russischen Atombehörde Rosatom, dass es nach 2013 keine Umwandlung mehr geben werde. Schätzungen zufolge sorgte das hochkomplexe Umwandlungsverfahren auf russischer Seite für jährliche Verluste von 750 Millionen Dollar.

Zwar wird auch künftig Uran aus staatlichen Quellen auf den Markt gelangen. So soll allein das US-Energieministerium noch über 100 Millionen Pound horten. Doch von 2014 an droht ein scharfer Einbruch des sekundären Angebots auf unter 15 Prozent des Gesamtangebots. Nervös könnte der Uranmarkt deshalb schon heute auf Produktionsausfälle in bestehenden Minen reagieren.

Ungenutzte Uranvorkommen

Der jahrelange Preisverfall seit Ende der Siebzigerjahre führte dazu, dass viele Vorkommen nicht mehr ausgebeutet wurden. Der Abbau konzentrierte sich auf die ergiebigsten Lagerstätten. Rund 60 Prozent der heutigen Produktion stammen aus nur zehn Minen. Der dringend benötigte Nachschub aus neuen Projekten verzögert sich immer wieder – wegen Wassereinbrüchen, Finanzierungsproblemen, Umweltauflagen und Blockaden aus der Politik.

Angebotsunterbrechungen treten plötzlich auf, der Uranbedarf dagegen verschwindet nicht über Nacht. Konjunkturzyklen berühren den Brennstoffbedarf eines Atomkraftwerks nicht. Die Urannachfrage ist rezessionsresistent. Ein Meiler wird bei weniger Stromverbrauch nicht einfach abgestellt. Abschalten kostet den Betreiber eines 1000-Megawatt-Reaktors etwa eine Million Dollar pro Tag. Auch ein steigender Uranpreis wird die Nachfrage kaum bremsen, weil der Anteil der Brennstoffkosten an den Betriebskosten eines Atomkraftwerks unter zehn Prozent liegt.

Derzeit sind weltweit 58 neue Reaktoren im Bau, allein 23 in China. In der Planungsphase stecken weitere 152 Reaktoren. Allein der jährliche Uranverbrauch Chinas wird sich bis 2020 versiebenfachen, von heute 9,5 Millionen auf 67 Millionen Pound Uranoxid, schätzt Schatzker von RBC Capital Markets.

China sorgt vor

Weil China keine eigene Uranproduktion besitzt, wird das Land langfristige Lieferkontrakte anstreben und große Mengen auf dem Spotmarkt einkaufen. Nach Schätzungen von Thomas Neff, Physiker am Massachusetts Institute of Technology, wird China in diesem Jahr bis zu 13 Millionen Pound ordern – fast 40 Prozent mehr, als die 13 bestehenden Atommeiler benötigen. Zusätzlich beteiligt sich China an Urangesellschaften und investiert in Uranprojekte.

Die kommende Uranhausse wird von steigender Nachfrage und einem unzureichenden Angebot gekennzeichnet sein, prophezeit Schatzker. Die neue Hausse werde deshalb tragfähiger und nachhaltiger sein als der eher spekulativ getriebene Aufschwung bis 2007. Der Terminpreis liegt aktuell über dem Spotpreis – das könnte auf künftige Lieferengpässe hindeuten. Ein steigender Spotpreis erscheint programmiert. Der jüngste Sprung auf 46,50 Dollar weist in diese Richtung. Direkt profitieren von Preissteigerungen am Spotmarkt werden die Aktien von Uranium Participation. Die kanadische Beteiligungsgesellschaft lagert Uran ein und bleibt der Anlagefavorit im Sektor. Als Ergänzung bietet sich der Kauf von Uranproduzenten und aussichtsreichen Explorationsunternehmen an.

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