Solarkraftwerke Die Schattenseiten der Solar Millennium

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Offenbar gibt es beim operativen Geschäft aber Finanzierungsprobleme: Im Mai 2007 hatten die Erlanger eine Kooperation mit der damaligen MAN-Tochter Ferrostaal gestartet, wohl auch um Banken die bei Großprojekten so wichtigen Finanzgarantien geben zu können.

Partner Ferrostaal sollte nach Informationen eines Ex-Mitarbeiters die dringend benötigten Finanzgarantien über die Mutter MAN beschaffen. Im Januar 2009 aber verkaufte MAN 70 Prozent von Ferrostaal für 490 Millionen Euro an IPIC, den Staatsfonds aus Abu Dhabi.

Dem Ex-Mitarbeiter zufolge wollten weder Alt-Eigentümer MAN noch der neue Eigner IPIC umfassende Finanzgarantien für den Bau von Solarkraftwerken zu attraktiven Konditionen stellen. Der Baubeginn der Kraftwerke Andasol 3 und Ibersol habe sich deshalb verzögert. Sie dürften frühestens 2011 und 2013 ans Netz gehen. Ferrostaal selbst teilte mit, Finanzgarantien von MAN oder IPIC seien nicht geplant gewesen. Laut Solar Millennium sind beide Partner ihren Verpflichtungen aus dem Joint Venture nachgekommen. Zur Finanzierung habe es mehrere Strategien gegeben.

Neue Kraftwerk-Projekte in den USA

Mehrere Unternehmenskenner berichten, dass der Ex-Vorstandsvorsitzende von Solar Millennium, Christian Beltle, die Ferrostaal-Kooperation vorangetrieben habe. Er musste zu Jahresanfang den Chefsessel für Claassen räumen. Laut Solar Millennium war die Kooperation mit Ferrostaal aber eine Entscheidung des gesamten Vorstands und Aufsichtsrats.

In den USA will Solar Millennium 242-Megawatt-Kraftwerke bauen – fünf- mal so große wie in Spanien. Partner ist erneut Ferrostaal. Aber auch die gebündelte Finanzkraft beider dürfte nicht für den Bau der jeweils über eine Milliarde Dollar teuren Kraftwerke reichen. Deshalb soll Solar Millennium mit den US-Baukonzernen Kiewitt und Flour im Gespräch sein. Ob das alle Probleme löst, ist zweifelhaft. „Ist einer der Partner nicht sehr finanzkräftig, wie Solar Millennium, muss er den anderen eventuell Sicherheiten stellen“, sagt der Unternehmenskenner. Der Finanzbedarf bliebe so bestehen.

Solar Millennium selbst sieht sich in den USA auf Kurs und die Voraussetzungen für einen schnellen Baubeginn erfüllt. Unternehmenskenner weisen aber darauf hin, dass es mehr als zwei Jahre dauern könne, bis die Baugenehmigung vorliege. Solar Millennium „plant weiterhin ein, Ende 2010 mit der Realisierung von mindestens einem Kraftwerk in den USA zu starten“, heißt es in einer Stellungnahme.

Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Solar Millennium-Gründer

In anderen Märkten, wie China oder Australien, steht Solar Millennium noch ganz am Anfang. Einzelne Projekte in Ägypten und Marokko bergen kaum Aussicht auf Folgeaufträge. Und ob der Baubeginn in den USA wirklich bevorsteht, ist fraglich – woher sollen die Cash-Flows, zum Beispiel für die Anleihe, kommen? Utz Claassen wird sich etwas einfallen lassen müssen.

Eine Altlast gibt es noch beim Gründer, Aufsichtsrat und, wie viele sagen, eigentlichen Kopf hinter Solar Millennium, Hannes Kuhn. Gegen ihn ermittelt die Staatsanwaltschaft Düsseldorf in einem möglichen Finanzskandal rund um das Unternehmen DM Beteiligungen. Die Ermittlungen in Sachen DM richten sich auch gegen den jahrelangen Wirtschaftsprüfer von Solar Millennium, Joachim Specht. Eine Einstellung der Ermittlungen sei nicht absehbar, so die Staatsanwaltschaft.

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