Spanische VW-Tochter schaftt schwarze Null Seat kündigt neue Fahrzeugmodelle an

Seat, spanisches Sorgenkind des Volkswagen-Konzerns, schreibt erstmals seit Jahren keinen Verlust. Sogleich äußert Seat-Chef Erich Schmitt große Pläne. Mit einer ganzen Reihe neuer Modelle will er Seat zum Komplettanbieter ausbauen. Hoffnungsträger ist ein Kleinwagen im wachstumsträchtigen B-Segment.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Seat-Logo: 'Eher das Image des schlechteren Fiat.' Bild: HB Quelle: handelsblatt.com

DÜSSELDORF. "Mit dem Jahr 2007 bin ich zufrieden. Wir haben ein leicht positives Ergebnis erwirtschaftet", sagte Seat-Chef Erich Schmitt dem Handelsblatt. Im Jahr 2006 war bei der VW -Tochter noch ein Minus von fast 50 Mill. Euro angefallen. Die Auslieferungen an Kunden seien leicht gestiegen, der Lagerbestand sei um 15 000 Fahrzeuge zurückgegangen, sagte Schmitt, der 2007 sein erstes volles Jahr am Seat-Steuer absolviert hat.

Mit einer ganzen Reihe neuer Modelle, die auf den Baukästen des VW -Konzerns aufbauen, will Schmitt den spanischen Hersteller zum Komplettanbieter ausbauen. Konzernchef Martin Winterkorn hat ihm das Ziel von 800 000 verkauften Seats im Jahr 2018 vorgegeben. Für das Jahr 2007 gehen Insider von 445 000 verkauften Autos aus.

In den nächsten fünf Jahren will Schmitt zwischen 13 und 15 neue Fahrzeugmodelle auf den Markt bringen, darunter acht in Segmenten, "in denen Seat bislang nicht vertreten war". Hoffnungsträger ist ein Kleinwagen im wachstumsträchtigen B-Segment, den es als Limousine und als Kombi geben soll. "Im Herbst 2008 startet die Produktion. Anfang 2009 ist das Auto verfügbar", sagte Schmitt. Vermarktet werden soll der neue Seat als sportliches Familienauto.

"In Zukunft wird es bei uns nur noch solche Fahrzeuge geben", sagte Schmitt. Preislich soll es mit den Modellen der französischen Autobauer Citroën (C2), Peugeot (206) und Renault (Clio) mithalten können. Auf dem spanischen Heimatmarkt soll Seat damit Marktführer Renault ablösen. "Für mich muss es 2009 so weit sein", sagte Schmitt. Der Seat-Chef plant auch einen kompakten Geländewagen, voraussichtlich auf Basis des VW Tiguan.

Bislang bietet Seat sechs Modelle von der Einstiegsvariante Ibiza bis zum Van mit dem Namen Alhambra an, dessen Nachfolger der Vorstandschef bestätigte. Kritiker bescheinigen nur dem Kompaktmodell Leon auf Basis des VW Golf eine eigenständige Designlinie. Der Italiener Walter da Silva, heute Chefdesigner des Konzerns, hatte den Leon in seiner Zeit bei der VW-Premium -Tochter Audi entworfen. Die Ingolstädter verantworteten bis 2006 die Führung von Seat. Der damalige Audi -Chef Winterkorn wollte Seat vom Billiganbieter zum Rivalen der italienischen Marke Alfa Romeo aufbauen.

"An den Spaniern haftet eher das Image des schlechteren Fiat", sagte Autoanalyst Frank Schwope von der NordLB. "Die Positionierung bleibt weiter unklar, mal will die Marke sportlich erscheinen, dann wieder familienfreundlich." Seat müsse in den nächsten zwei bis drei Jahren erfolgreich werden.

Pessimistisch ist auch Ferdinand Dudenhöffer, Leiter des Car-Instituts der FH Gelsenkirchen. "Geht das neue Konzept wieder nicht auf, wird sich Wiedeking nicht länger mit einem möglicherweise nicht lösbaren Problem beschäftigten", sagte Dudenhöffer. Porsche -Chef Wendelin Wiedeking dringt als Vertreter des VW -Großaktionärs Porsche auf mehr Effizienz im Konzern. Einer Car-Prognose nach wird Seat auch im Jahr 2010 weniger als eine halbe Million Autos produzieren - während die tschechische Konzernschwester Skoda konstant wächst und an der Schwelle von einer Million Autos kratzt. "Skoda könnte die Seat-Verkäufe deutlich gewinnträchtiger übernehmen. Stattdessen kannibalisiert Seat die Marge", sagte Dudenhöffer. Fast jeder zweite 2007 in Deutschland zugelassene Seat sei auf den Hersteller selbst oder Händler registriert gewesen.

Winterkorn bekannte sich wiederholt öffentlich zum spanischen Sorgenkind. Ein Restrukturierungsplan sieht unter anderem den Abbau von mehr als 1 000 Jobs vor. Schmitt zufolge nimmt die Produktivität deutlich zu. So brauche der neue Ibiza nur zwei Drittel der Fertigungszeit des Vorgängers.

Der ehemalige Audi -Einkaufsvorstand zielt auf Tugenden der VW -Premiummarke. "Seat soll Audi -Qualität im preissensiblen Segment bieten. Wir nutzen Technologie aus dem Konzern, vereinheitlichen das Design, verbessern Qualität und Wertigkeit." Ansprechen soll Seat dann Familien, die sportliche Autos schätzen, sich aber kein Premium leisten können. "Seat muss bei der Qualität noch eine Menge tun. Sich jetzt Audi -Qualität auf die Fahnen zu schreiben ist reine Rhetorik", sagte NordLB -Analyst Schwope.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%