Umsatz mit Tierliebe Hundefutter im Selbstversuch

Amerikaner lieben ihre Hunde. Weil sich daraus ein Geschäft machen lässt, kann man in New York sogar „Pet Product Design“ studieren. Auch zwei Köchinnen sind auf den Hund gekommen: Derzeit essen sie täglich Hundefutter.

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Éin Bobtail-Welpe nascht Hundefutter. Quelle: handelsblatt.com

Früher vielleicht hat man zu abscheulichem Essen gesagt: Das schmeckt wie Hundefutter. Hanna Mandelbaum und Alison Wiener sagen das auch, aber sie strahlen dabei. Den ganzen März lang dokumentieren sie per Webcam, wie sie Hundefutter essen – nicht als Mutprobe, sondern als Werbemaßnahme.

Mandelbaum und Wiener kochen in ihrer kleinen Firma in Brooklyn Gourmet-Hundefutter, das sie nicht in Dosen, sondern als Tiefkühlkost feilbieten. Manche Hundefreunde in New York nehmen den Service mit derselben Freude an, wie eine bestimmte Art junger Eltern sich für ihre Kinder einsetzt: Gesunde, handgemachte Mahlzeiten sind ihnen entweder viel Zeit oder viel Geld wert.

Ein Becher Evermore (1,5 US-Pound, ca. 680 g) kostet zwischen 11 und 14 Dollar. Ein Handtaschenhund wird davon rund eine Woche lang satt. Connor würde darüber lächeln, wenn er könnte: Der firmeneigene 34-Kilo-Köter genehmigt sich einen Becher pro Tag. „Die meisten Kunden mit großen Hunden mischen unser Futter mit herkömmlichem Trockenfutter“, sagt Mandelbaum.

Erkenntnisse der Ernährungswissenschaft basieren auf Forschung mit Hunden

Sie war früher unter anderem Hundesitterin, und eine ihrer Kundinnen weihte sie in die Geheimnisse der Gesundheitskost für kranke Tiere ein. Alison Wiener hat sich am Natural Gourmet Institute in Manhattan zur Gesundheitsköchin ausbilden lassen – für Menschen. Menschen und Hunde hätten aber, von einigen Ausnahmen abgesehen, ganz ähnliche Ernährungsbedürfnisse.

„Die meisten Erkenntnisse der Ernährungswissenschaft basieren sogar auf Forschung mit Hunden“, sagt Mandelbaum. Zum Beweis essen die beiden Frauen nicht nur einzelne Zutaten und komplett zubereitete Hundemahlzeiten, sie filmen sich auch dabei und machen aus jedem Internet-Stream gleich noch eine Lektion in Ernährungskunde.

Dann rattert die eine die essentiellen Inhaltsstoffe von Kürbiskernen herunter oder erzählt die Geschichte der Pastinake, während die andere Hundefutter aus einem Becher löffelt und mit Salz und Pfeffer würzt.

Damit kurbeln sie ihr Geschäft an: „85 Prozent der Tiernahrung werden von fünf Unternehmen mit großen Marketing-Budget hergestellt“, sagt Hanna Mandelbaum. „Evermore ist eine neue Firma mit begrenztem Budget. Wir mussten kreativ werden, um für unser Hundefutter zu werben.“

Die Werbetrommel wirkt

Mit Tierliebe lässt sich ein gutes Geschäft machen. Der Chef einer Näherei im New Yorker Garment District zeigt auf eine Mitarbeiterin, die gerade ein Hundegeschirr durch ihre Nähmaschine jagt. Solche Aufträge seien derzeit stark im Kommen, sagt er. Auch die Bildungseinrichtungen haben davon Wind bekommen. Am Fashion Institute of Technology (FIT) in Manhattan richtete man 2008 das Zusatz-Zertifikat „Pet Product Design and Marketing“ ein.

35 Studenten belegen dort in diesem Jahr Kurse – und auch sie rühren die Werbetrommel. „Wir planen wie im letzten Jahr eine Hundemodenschau“, sagt Joan Volpe, Managing Coordinator am Center for Professional Studies des FIT. „Sie wird ‘Fashion After Bark’ heißen und am 27. April am FIT stattfinden.”

Den Umsatz generiert der Durst nach dem Gassigehen

Der Trend macht auch vor dem Nachtleben nicht halt. Eine Bar in Brooklyn nennt sich nicht nur Luky Dog, sie lockt ihre Klientel auch mit hundefreundlichen Angeboten: Ein ehemaliger Kaugummiautomat ist stets mit Hundeleckerchen gefüllt, für die man nicht einmal einen Quarterdollar einwerfen muss. Den Umsatz generiert dort der Durst nach dem Gassigehen.

Inzwischen entdecken Alison Wiener und Hanna Mandelbaum ein Problem. Mit ihrer Speiseplan-Ankündigung machten sie genug Wirbel, um ins Fernsehen zu kommen – und dann Furore damit, dass sie Today Show-Moderatorin Kathy Lee vor laufender Kamera dazu brachten, ihr Hundefutter zu probieren. Aber prompt kommt es zu Missverständnissen: Zur Halbzeit des öffentlichen März-Hundefutter-Essens weisen Mandelbaum und Wiener in ihrem Stream darauf hin, dass sie nicht dafür werben, ihr Produkt zu essen – es sei für Hunde gedacht. Und es schmeckt ihnen auch nicht alles: Das Rindfleisch-Hundefutter werden sie nicht noch einmal anrühren.

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