Unternehmensführung Zehn Herausforderungen für das Management von morgen

Die Finanz- und Wirtschaftskrise, Digitalisierung und Globalisierung und das Misstrauen von Mitarbeitern und breiten Bevölkerungsschichten gegenüber Unternehmen und Managern, zeigen: An der Spitze von Unternehmen werden dringender denn je Führungskräfte mit verantwortungsvoller Haltung, unternehmerischem Geist und ganzheitlicher Perspektive gebraucht. Ein Gastbeitrag von Eric Weber.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Mann mit Aktentasche Quelle: dpa

Zwar sollen Gesetze wie das Managerhaftungsgesetz die schlimmsten Auswüchse eines rein profitorientierten und kurzfristigen Managements eindämmen. Doch Regelungen, Einschränkungen und Verbote verhelfen Führungskräften nicht zu dem, was sie künftig brauchen: kritische Selbstreflexion, einen klaren Blick auf die aktuellsten Themen der wirtschaftlichen Entwicklung sowie Vernetzung mit anderen, reflektierten Top-Managern. Außergewöhnliche Herausforderungen und komplexe Handlungsfelder erfordern auch außergewöhnlich gut gerüstete Manager.

Wer sein Unternehmen in leitender Position erfolgreich durch die kommenden Jahre führen möchte, sollte für die folgenden zehn Aktionsfelder die richtigen Antworten finden können. Das, freilich, gestaltet sich nicht so einfach – die große Bandbreite an heiklen Themen erfordert auch eine große Bandbreite von Denkprozessen und Fertigkeiten, von denen sich Manager einige erst aneignen müssen. Executive-Education-Programme können dabei helfen, die derzeit größten Herausforderungen souverän anzugehen.

1. Strategisches Management des Wandels

Soziodemografische, ökologische, technologische und ökonomische Veränderungen verursachen kontinuierlichen und immer schneller werdenden Veränderungsdruck in einer höchst interaktiven Welt. Firmen brauchen einen fortwährenden Wandel mit Augenmaß, der dem Kern des Unternehmens treu bleibt. Wie diese Änderungen erfolgreich und nachhaltig vollzogen werden können und welche Rolle „Führung“ dabei spielt - das ist indessen ein großes Fragezeichen für Unternehmer und Manager im Spannungsfeld zwischen Kontrolle und Kontrollverlust.

In Arbeit
Bitte entschuldigen Sie. Dieses Element gibt es nicht mehr.

2. Finanzmanagement nach der Krise

Firmenlenker haben inzwischen genau verstanden, dass die Kurzfristigkeit des Finanzmanagements sowie die ausschließliche Quartalsorientierung der Kennzahlen weder eine langfristige Perspektive noch eine positive Reputation schaffen können. Deshalb sollten strategische Manager künftig noch mehr über die Details in Finanzkennzahlen ihres Unternehmens wissen und Wege finden, diese beständig auszubalancieren – mit dem Blick aufs Ganze. Key Performance Indikatoren dürfen nicht allein dem Controlling überlassen bleiben. 

3. Werte

Die unglückliche Kombination von falschen Prioritäten mit einer Werte-Krise hat in der Wirtschaft großen Schaden angerichtet – finanziell wie auch ideell. Um bei ihren Mitarbeitern wieder Vertrauen und Begeisterung für die Arbeit zu wecken, müssen Manager als Vorbild für ihre Mitarbeiter klare Werte vorleben. Nur dann werden die Mitarbeiter bereit sein, mitzuziehen und das Unternehmen gemeinsam zu Erfolg zu bringen. Konsequente Selbstreflexion und die Überprüfung des eigenen Wertekanons gehört daher heute für Top-Manager zur Grundvoraussetzung für gute Fürhungsqualitäten.

4. Interkulturelles Verständnis

Die Globalisierung bringt sowohl im Kunden- als auch im Innenverhältnis eines Unternehmens, aber auch im Rahmen von Outsourcing-Projekten immer mehr Kontakte mit „fremden“ Kulturen mit sich. Auch arbeiten immer mehr Manager als Expatriates im Ausland. Die Gehversuche in dieser Hinsicht untrainierter Manager aber kosten ihre Unternehmen Unsummen, aussichtsreiche Projektvorhaben scheitern reihenweise. Durch eine zunehmende weltweite Vernetzung wird interkulturelle Kompetenz in Zukunft überlebensnotwendig sein. 

Eric Weber

5. Mobilität

In einer globalen Unternehmenswelt wird – trotz aller technischen Möglichkeiten – die permanente physische Mobilität von Mitarbeitern, vor allem im Top-Management immer wichtiger. Wer Beruf und Familie unter einen Hut bringen muss, der ist ebenso gefordert wie ein pausenlos mobiler Team-Leiter, der Führungsaufgaben „von unterwegs“ aus und in unterschiedlichen Kulturen wahrnehmen muss. Mittel und Wege, seine Aufgaben auch als Weltreisender im Griff zu behalten, werden zum essenziellen Tool für das Management der Zukunft.

6. Das Internet im 2.0-Zeitalter

Rascher als viele erwartet haben, ändert das Internet Geschäftsmodelle und hebt selbstverständlich Gewordenes aus den Angeln. Die Social Media verknüpfen Anforderungen, die zuvor einzelnen Abteilungen zugeordnet waren. Marketing, Vertrieb, PR, Kunden-Support, F&E und HR wachsen zusammen. Neue Prozesse und Abläufe werden dadurch dringend erforderlich. Interaktion zur nächsten Herausforderung für das Management. Immer komplexere Vernetzungsszenarien müssen erkannt und erfolgreich für die Strategie des Unternehmens genutzt werden.

7. Work-Life Balance

Ein Schlagwort, das schon längst zum Allgemeingut in Unternehmen geworden ist. Doch das hehre Ziel vom mitarbeiterfreundlichen Unternehmen muss in die Praxis umgesetzt werden, um die Herausforderungen von Gesellschaft und Wirtschaft in Einklang zu bringen und die wertvollsten Mitarbeiter im Unternehmen zu halten. Eine zentrale Aufgabe des Managements besteht deshalb künftig darin, Prozesse und Strukturen für eine funktionierende Work-Life Balance zu schaffen und diese nachhaltig im Unternehmen umzusetzen.

8. Talent Management

Mitarbeiter mit ihren besonderen Talenten und Visionen können für eine Firma den entscheidenden Wettbewerbsvorteil ausmachen. Darüber sind sich viele Manager im Klaren. Dennoch existiert bis heute in vielen Unternehmen kaum ein systematisches Talent Management. Förderungswürdige Mitarbeiter werden eher nach Bauchgefühl als nach objektiven Kriterien bestimmt. Doch gerade wer bei der Identifizierung und Förderung der besten Köpfe die richtigen Wege findet, wird sein Unternehmen im Zeitalter der Wissensökonomie ganz nach vorne bringen können.

9. Effizienz der Entscheidung

Geschwindigkeit bestimmt alles: Schnellere Markteinführungen und kürzere Innovationszyklen sowie aggressive Marktpositionierungen führen zu deutlich komplexeren Prozessen im Management. Wer kluge Entscheidungen treffen will, muss immer schwieriger zu deutende Parameter und Indikatoren beachten – Entscheidungen sind nur noch möglich, wenn die damit verbundenen Arbeitsprozesse kontinuierlich optimiert und effizienter gestaltet werden. Zunehmende Komplexität kann deshalb nur mit aktuellsten Tools sinnvoll beurteilt werden und in strategisch richtige, nachhaltige Entscheidungen überführt werden.

10. Unternehmenskultur

Die Unternehmenskultur ist mit das wichtigste Element des erfolgreichen Unternehmens der Zukunft. Nur in einer motivierenden Unternehmenskultur können sich die besten Köpfe entfalten, nur eine Firma mit dem Ruf einer ausgezeichneten Unternehmenskultur wird die richtigen Mitarbeiter finden und binden können. Die Etablierung der Unternehmenskultur und deren kontinuierliche Weiterentwicklung gehören deshalb künftig zur täglichen Aufgabe eines Top-Managers.

Die Aufgaben des Managements in der nahen Zukunft sind so vielfältig wie komplex. Wer sich in mehreren der oben genannten Felder unsicher fühlt, der sollte als Führungskraft den geeigneten Rahmen finden, um in einzelnen Bereichen oder mit einer ganzheitlichen Auffrischung seine Managementkompetenzen zu stärken.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%