Ziegelstein an Kopf geworfen Jugendliche verprügeln erneut Fahrgäste in Münchener U-Bahn

Zum dritten Mal innerhalb von knapp zwei Wochen haben Jugendliche in der Münchner U-Bahn andere Fahrgäste brutal zusammengeschlagen. Zwei Männer wurden verletzt, nachdem sie sich über zu laute Musik in dem Abteil beschwert hatten. Die Täter konnten fliehen.

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HB MÜNCHEN. Wie die Polizei mitteilte, hatten die drei Täter am Sonntagmorgen auf der Linie der U 5 derart laut Musik gehört, dass sich andere Fahrgäste belästigt fühlten. Als ein Fahrgast an die jungen Männer herantrat und sie darum bat, die Musik leiser zu stellen, wurde er mehrfach mit der Faust ins Gesicht geschlagen. Einen Halt der Bahn nutzte das Opfer, um sich ins Freie zu retten.

Daraufhin beschwerten sich zwei andere Fahrgäste über die laute Musik. Einem von ihnen wurde ebenfalls mit der Faust ins Gesicht geschlagen. An der Haltestelle Innsbrucker Ring flohen die beiden Fahrgäste aus dem Zug, wurden aber von den jungen Männern verfolgt.

Im Zwischengeschoss des Bahnhofs schlugen die Täter einen der Männer nieder und traten auf ihn ein. Dem anderen warfen sie außerhalb der Haltestelle einen Ziegelstein an den Kopf. Die beiden Geschädigten erlitten Prellungen und Schürfwunden beziehungsweise eine Kopfplatzwunde und mussten im Krankenhaus ambulant behandelt werden. Die Schläger, die Zeugenaussagen zufolge etwa 19 bis 20 Jahre alt sind, konnten unerkannt entkommen.

In der Politik ging unterdessen die Debatte um eine Verschärfung des Jugendstrafrechtes weiter. Bayerns Justizministerin Beate Merk (CSU) bekräftigte ihre Forderung nach einem schärferen Jugendstrafrecht. Das ausschließlich dem Erziehungsgedanken verpflichtete Jugendstrafrecht sei nicht mehr voll geeignet, die Menschen vor jugendlichen und heranwachsenden Intensiv- und Gewalttätern zu schützen, sagte Merk.

"Wir müssen die Höchststrafe im Jugendstrafrecht endlich von 10 auf 15 Jahre erhöhen." Auch Jugendliche könnten schwerste Schuld auf sich laden, bei der es mit zehn Jahren Jugendstrafe allein nicht getan sei. Wer die Augen davor verschließe, sehe die Welt durch eine rosa Brille, so Merk.

Ministerpräsident Günther Beckstein (CSU) forderte eine raschere Ausweisung ausländischer Straftäter. "Ich meine, wir müssen auch gerade bei Heranwachsenden höhere Strafen verhängen können und wir müssen jede Chance zur Ausweisung nutzen", sagte er dem "Straubinger Tagblatt/Landshuter Zeitung". "Wenn die Integration hier nicht gelingt, ist das oft die einzige Möglichkeit." Der Übergriff der zwei Jugendlichen auf einen Rentner habe einmal mehr "massive Integrationsdefizite" aufgezeigt.

Am Freitag vor Silvester hatten drei Jugendliche in einer U- Bahn- Station zwei Erwachsene beleidigt, verprügelt und mit einer Bierflasche geschlagen. Die drei wurden festgenommen. Der schwerste Vorfall hatte sich eine knappe Woche vor Weihnachten ereignet, als zwei Schläger einen Rentner mit Schlägen und heftigen Tritten gegen den Kopf schwer verletzt hatten. Gegen den 17-jährigen Griechen und den 20 Jahre alten Türken wurden Haftbefehle wegen versuchten Mordes und gefährlicher Körperverletzung erlassen. Der Mann hatte die Männer gebeten, in der U-Bahn ihre Zigaretten auszumachen. Bei dem Übergriff erlitt er schwerste Kopfverletzungen.

Dieser brutale Überfall hatte bundesweit eine heftige Debatte über das Jugendstrafrecht und Jugendkriminalität ausgelöst. So klagte Hessens Ministerpräsident Roland Koch (CDU) über "zu viele kriminelle junge Ausländer". Die hessische SPD-Spitzenkandidatin für die Landtagswahl, Andrea Ypsilanti, warf Koch deshalb vor, eine "schmutzige Kampagne" zu führen. "Das ist die Methode Koch, Sündenböcke für seine verfehlte Politik zu suchen", sagte sie der Süddeutschen Zeitung.

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