Auswirkungen auf Unternehmenskassen Warum Niedrigzinsen die Betriebsrente verteuern

Die Geldpolitik der EZB soll eigentlich eine Hilfe sein. Für kriselnde Länder ist es das auch – für Konzerne wie die Lufthansa oder RWE aber nicht: Für sie werden die Betriebsrenten teurer. Das hat Konsequenzen.

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Für Unternehmen wie die Lufthansa wird die Betriebsrente teurer, wenn die EZB die Zinsen senkt. Quelle: dpa

Düsseldorf Die Anreize der Europäischen Zentralbank (EZB) haben zwar die Finanzmärkte beflügelt. Doch die Auswirkungen auf die Renditen von Staatanleihen belasten die Pensionspläne von Unternehmen. Denn: Wenn die Zinsen sinken, steigen die zukünftige Zahlungsverpflichtungen.

„Viele Unternehmen müssen zusätzliches Geld in ihre Pensionsfonds stecken“, sagte Stephen Mitchell, der Leiter des Bereichs Aktien bei Jupiter Asset Management in London. „Das bedeutet, sie haben weniger Geld, das sie an die Aktionäre ausschütten können.“ Das hat weitreichende Konsequenzen: Laut einem Index der Citigroup hinken die Unternehmen mit den größten Pensionsdefiziten, die ihre Gewinnprognosen zurückschrauben mussten, dem Rest des Marktes so weit hinterher wie seit 2013 nicht mehr.

Ein Opfer der länderfreundlichen Geldpolitik der EZB: die Lufthansa. Die Fluggesellschaft hat ihre Dividende dieses Jahr auch deshalb gestrichen, weil der Aufwand für die Pensionen gestiegen ist. Anleger meiden die Aktien der Fluggesellschaft und anderer Unternehmen, die vor dem gleichen Problem stehen.

Die Lufthansa kommt für dieses Jahr auf Kursverluste von 3,1 Prozent, während das europäische Börsenbarometer Stoxx 600 19 Prozent zugelegt hat. Die Fluggesellschaft weist das größte Pensionsdefizit im Verhältnis zum Marktwert auf. Als nächste folgen laut Citigroup-Index der niederländische Versicherer Delta Lloyd, Electricité de France, der deutsche Versorger RWE und der britische Rüstungskonzern BAE. Die Aktien der Unternehmen sind in diesem Jahr alle hinter den Erwartungen zurückgeblieben.

Die Zahlen zeigen, woran das liegt: Bei der Lufthansa sind die Pensionsverpflichtungen im ersten Quartal um etwa 40 Prozent gestiegen auf zehn Milliarden Euro. Bei EDF nahm der Aufwand 2014 um 25 Prozent auf 23 Milliarden Euro zu. Die Geldgeber reagieren entsprechend darauf: „Die Investoren sind aufmerksam geworden - insbesondere bei Unternehmen, deren Pensionsverpflichtungen einem großen Teil der Marktkapitalisierung entsprechen“, sagte Alexander Altmann, Europa-Chef Aktienhandelsstrategie bei Citigroup in London. Für die Konzerne sind die Betriebsrenten deshalb auch ein Wettbewerbsnachteil.

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