Die Finanzaufsicht Bafin hat zum ersten Mal einem islamischen Geldinstitut eine Banklizenz erteilt. Schon im Juli will die Kuveyt Türk Bank AG mit Filialen in Berlin, Frankfurt und Mannheim an den Start gehen, berichtet das "Handelsblatt". Im Laufe des Jahres soll mit Köln ein weiterer Standort hinzukommen. „Unsere Marktforschung hat ergeben, dass 21 Prozent der Muslime hierzulande ein islamisches Geldhaus als natürliche Hausbank sehen würden“, sagte Geschäftsführer Kemal Ozan dem Blatt.
Islam-konforme Finanzinstrumente
Takaful ist ein Konzept für islamische Versicherungen, bei dem das Gemeinwohl betont wird und das an Versicherungsvereine auf Gegenseitigkeit erinnert. Alle Versicherten zahlen in einen Topf, die Versicherung selbst erhält nur eine Bearbeitungsgebühr. Überschüsse werden zu gleichen Teilen an die Versicherungsnehmer ausgezahlt, bei Verlusten muss jeder Versicherte Geld nachschießen. Damit entsprechen Takaful dem islamischen Gebot der Risikoteilung. Takaful dienen der Absicherung von Risiken und der Vorsorge.
Sukuk sind anleiheähnliche Papiere, bei denen anstelle eines Zinscoupons eine Gewinnbeteiligung gezahlt wird. Wer einen Sukuk kauft, erwirbt damit eine Beteiligung - und hält sich so an das Zinsverbot des Islam. Sukuks gibt es in verschiedenen Varianten, häufig richten sie sich primär an Großinvestoren und sind daher nur ab hohen Mindestanlagesummen erhältlich.
Auch Murabaha ist eine islam-konforme Finanzierungsform und steht wörtlich für Gewinnaufschlag. Hierbei agiert die Bank als Zwischenhändler zwischen Käufer und Verkäufer. Sie erwirbt im Auftrag des Käufers das Objekt, zum Beispiel eine Immobilie, und verkauft dieses an den Käufer weiter. Dabei erhebt die Bank einen Preisaufschlag, der Kosten und Bankgewinn beinhaltet. Da es ein Handelsgeschäft und kein Geldgeschäft ist, entspricht diese Variante der Scharia.
Muscharaka bedeutet so viel wie Beteiligung und wird im Islamic Banking oftmals für Unternehmensgründungen, Projektfinanzierungen oder die Immobilienfinanzierung eingesetzt. Für eine größere Investition wird dazu ein Partner benötigt, der sich ebenfalls beteiligt und die Finanzierung so bestreitet. Dann wird der beteiligte Partner per Ratenzahlung ausbezahlt und bekommt darüber hinaus für die Nutzung seines Anteils eine Nutzungsgebühr. Somit können Hauskäufer und Finanzierungpartner das Zinsverbot einhalten.
Eine Art der Beteiligungsfinanzierung, vergleichbar mit der stillen Gesellschaft. Das ist ein Vertrag zwischen dem Kapitalgeber (z. B. Bank) und einem Unternehmen. Das Kapital kann sowohl in Form von Sachwerten als auch als Geld eingebracht werden. Der Unternehmer wird für seine islamkonforme Geschäftsführung erfolgsorientiert entlohnt, der Kapitalgeber erhält seinen Anteil am Gewinn. Der Kapitalgeber darf keinen Einfluss auf die Geschäftsführung nehmen. Eine detaillierte Bewertung der Investition muss zwingend im Vorfeld erfolgen.
Eine Art Leasing-Finanzierung im Islamic Banking. Dabei wird der finanzierte Gegenstand gegen eine Nutzungsgebühr überlassen, bleibt aber auch im Eigentum des Geldgebers. Der Unterschied zum direkten Kauf ist, dass der Leasingnehmer nicht Eigentümer des Gegenstandes wird, sondern lediglich Nutzer.
Qard bezeichnet die islamkonforme Geldverleihung, ohne dass Gebühren oder Zinsen anfallen. Diese Leihgabe kann auch Basis für ein Girokonto sein, wird aber kaum angeboten. Dann könnte die Bank mit dem Geld Gewinne erzielen und so ihre Kosten erwirtschaften. Qard dient auch in Notlagen, um Zahlungsengpässe zu überbrücken. Dann ist die Leihgabe eher mildtätig.
Unter den Geschäftskunden sei das Interesse sogar noch etwas größer. In Deutschland leben schätzungsweise rund 4,5 Millionen Muslime.
Innerhalb von drei bis vier Jahren will die Kuveyt Türk eine Bilanzsumme im mittleren dreistelligen Millionenbereich erreichen – sie wäre damit so groß wie eine kleine Sparkasse oder Volksbank. „Wir streben an, unser Filialnetz in den nächsten Jahren kontinuierlich auszubauen“, sagte Ozan. „Islamic Banking“ sei dabei nicht nur ein religiöses, sondern auch ein nachhaltiges und sozial verantwortliches Finanzmodell.
Die in Istanbul ansässige Kuveyt Türk zählt zu den größten Banken der Türkei. Hinter dem Institut steht eine Finanzholding namens Kuwait Finance House, die sich mehrheitlich im Besitz staatlicher kuwaitischer Investoren befindet.
„Islamic Banking“ unterscheidet sich vom westlichen Bankmodell durch das vom Koran auferlegte Zinsverbot. Im Falle einer Hausfinanzierung hat das beispielsweise zur Folge, dass die Bank dem Kunden keinen Kredit gibt – sondern dass sie selbst das Haus kauft und es dem Kunden mit einem Aufschlag weiterverkauft.