Ausland: Die Katastrophe von Fukushima

Die Katastrophe von Fukushima hält Japan und die gesamte Welt im Atem. Was genau in den Reaktorblöcken vor Ort geschah, ist schwer zu beurteilen.

Quelle: Handelsblatt, dpa, rtr; Foto: dpa

Nach Angaben der Nachrichtenagentur Kyodo liegen die Brennstäbe in Reaktorblock 2 des Atomkraftwerks Fukushima I  komplett trocken. Zuvor war versucht worden, den absinkenden Stand der Kühlflüssigkeit mit Meerwasser aufzufüllen. Damit befindet sich dieser Meiler im bisher gefährlichsten Zustand. Bisher ist es nicht gelungen, dem Druckgefäß genug Meerwasser zuzufügen, um eine Ansammlung flüssigen Wassers um den Kern zu ermöglichen. "Damit setzt jetzt voraussichtlich eine Reaktion des Dampfs im Druckgefäß ein, bei der sich explosiver Wasserstoff abspaltet", sagt Nuklearexperte Naoto Sekimura von der Universität Tokio. Die Gefahr einer Detonation steige dadurch deutlich an. Zudem erhöht sich dadurch das Risiko einer Kernschmelze.

Foto: dpa

In der Nacht von Sonntag auf Montag hatte eine neuerliche Explosion im Reaktorgebäude Nummer 3 in Fukushima die innersten Sicherheitsbehälter des Reaktors - entgegen erster Befürchtungen - nach Angaben der Internationalen Atomenergieorganisation IAEA nicht beschädigt. Auch der Kontrollraum des dritten Reaktors in Fukushima sei noch benutzbar, meldete die IAEA.

Foto: rtr

Widersprüchliche Informationen der japanischen Regierung und der Betreiber machen es schwer, die genaue Situation zu beurteilen. Am Sonntag hatte eine Explosion die äußere Hülle des Atommeilers ín Fukushima schwer beschädigt, am Sonntag wurde eine Kernschmelze im Reaktor 3 bestätigt. Später nahm ein japanischer Regierungssprecher seine eigenen Aussagen über eine Kernschmelze im erdbebenbeschädigten Kraftwerk Fukushima Eins zurückgenommen.

Foto: rtr

Regierungssprecher Yukio Edano sagte, es habe im Reaktor 3 am Sonntag keine Kernschmelze stattgefunden. Radioaktive Strahlungswerte im Kraftwerk überschritten am Sonntag die zugelassenen Werte, doch Edano versicherte, es bestehe keine Gefahr für die Gesundheit der Bevölkerung. Damit widersprach er seinen früheren eigenen Angaben, wonach eine "geringe Kernschmelze" nicht auszuschließen sei.

Foto: AP

Fukushima ist das Herz von Japans Atomindustrie, hier gibt es zehn Reaktoren. Zum Vergleich: In ganz Deutschland gibt es 17 Reaktoren. Der Bau von Block 1 begann nach Angaben der World Nuclear Association am 31. Juli 1967, die Leitung der Arbeiten lag beim US-Konzern General Electric.

Foto: rtr

Eigentlich sollte Reaktor 1 im japanischen Atomkraftwerk Fukushima Eins bis April vom Netz gehen. Nun wird der Atomkomplex bereits in einem Atemzug mit Tschernobyl genannt.

Foto: rtr

Japans Ministerpräsident Naoto Kan bezeichnet die Erdbebenkatastrophe als größte Krise des Landes seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Die Probleme in den japanischen Atomanlagen unterschieden sich aber grundlegend von der Katastrophe im ukrainischen Tschernobyl, wo vor 25 Jahren das Atomkraftwerk explodierte.

Foto: AP

Im Laufe des Sonntags wurden alle Vorbereitungen getroffen, den Atomreaktor Nummer 2 des Kraftwerks Fukushima 1 mit Meerwasser zu kühlen. Neuesten Informationen zufolge ist die angestrebte Kühlung mittlerweile gescheitert.

Foto: rtr

Trotz widersprüchlicher Meldungen und unklarer Lage werden fürchtet Japan weitere Nachbeben, die die Reaktoren weiter gefährden könnten. Am Sonntag und Montag erschütterten neue Nachbeben mit einer Stärke von 6,2 weite Teile des Landes. In Tokio schwankten einige Häuser, Berichte über Schäden oder neue Opfer lagen aber nicht vor. Das Epizentrum der Beben lag rund 180 Kilometer östlich von Tokio.

Foto: dpa

In der Provinz Miyagi wurde am Sonntag eine 400 Mal höhere Radioaktivität als normal gemessen.

Foto: AP

In der Nähe des Kraftwerks Fukushima waren am Sonntag nach offiziellen Angaben bereits 15 Personen verstrahlt worden.

Foto: dpa

Im AKW Onagawa, 150 Kilometer entfernt von Fukushima, war zuvor nach Regierungsangaben eine erhöhte Radioaktivität festgestellt worden. Zuerst ging man davon aus, dass dies nicht von dem Reaktor stamme. Experten vermuten, dass der Wind Radioaktivität aus der Provinz Fukushima herübergeweht habe. Mittlerweile allerdings haben die japanischen Behörden auch für das Atomkraftwerk Onagawa den nuklearen Notfall ausgerufen. Das teilte das Land der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA in Wien mit. Der Betreiber habe die Situation als niedrigste Stufe des nuklearen Notfalls eingeschätzt. Man habe die drei Reaktoren in dem Atomkraftwerk aber unter Kontrolle. Die Ausrufung des nuklearen Notfalls sei eine Konsequenz daraus gewesen, dass in der Gegend um das Atomkraftwerk Onagawa Radioaktivitätswerte über dem Grenzwert gemessen wurden, teilten die japanischen Behörden der IAEA mit.

Foto: rtr

Eine weitere beunruhigende Nachricht gab es derweil im Laufe des sonntaglichen Nachmittags: In einem dritten Atomkraftwerk in Japan hat eine Pumpe des Kühlsystems die Arbeit eingestellt, wie die Nachrichtenagentur Kyodo unter Berufung auf die Feuerwehr berichtet. Es handelt sich um das AKW Tokai an der Ostküste südlich von Fukushima.

Foto: AP

Im Laufe des Sonntags berichteten Meterologen, dass sich der Wind weiterhin aufs offene Meer hinaus bewege und die radioaktiv verseuchte Luft weg von den Menschen bringe. Auch Montag gabs positive Nachrichten. Allerdings könnte sich im Laufe der Woche eines neues Tiefdruckgebiert auf das Wetter auswirken und den Wind in Richtung der 36-Millionen-Metropole Tokio drehen lassen.

Foto: rtr

Von der Evakuierung im Gebiet des Atomkraftwerks Fukushima sind über 210.000 Menschen betroffen.

Foto: rtr

Im Laufe des Samstags wurde die Evakuierungszone um das Reaktorzentrum von Fukushima von zehn auf 20 Kilometer erweitert. Zuerst wurden 140.000 Menschen evakuiert, später wurden weitere Tausende aus der Umkreis des Atomkraftwerks Fukushima in Sicherheit gebracht.

Foto: dpa