Börse: Dax-Konzerne: "Goodbye Wall Street"

Bereits im Oktober 1993 wagte sich Daimler-Benz an die New Yorker Börse. Seit dem 14. Mai 2010 ist Daimlers US-Listing Geschichte: Der Autobauer kündigte zu diesem Datum an, dass er sich von der New York Stock Exchange zurückziehen will.

Der Grund für Daimlers Abgang ist einfach: Die Kosten,  an der prestigeträchtigen US-Börse gelistet zu sein, übersteigen die Vorteile.

Längst handel internationale Investoren Daimler-Aktien vorwiegend über die elektronische Handelsplattform in Frankfurt. Um die US-Rechtsvorschriften zu erfüllen, musste Daimler jahrelang genau wie andere ausländische Konzerne zwei Geschäftsberichte nach verschiedenen Bilanzierungsvorschriften vorlegen. Zudem haben die US-Böhörden in den letzten jahrendie Berichtspflichten für börsennotierte Unternehmen verschärft. Der Sarbanes-Oxley-Act macht die gesetzlichen Regelungen nochmals komplizierter.

Und die US-Börsenaufsicht SEC macht es deutschen Firmen nicht gerade leicht. Erst vor kurzem hat Daimler 181 Millionen Dollar gezahlt, um sich die SEC-Korruptionsvorwürfe vom Hals zu schaffen.

Experten zufolge gibt es nur einen einzigen triftigen Grund für europäische Firmen, um weiterhin in den USA gelistet zu sein: US-Aktien erleichern die Übernahme von amerikanischen Firmen, da sie als Zahlungsmittel bei Fusionen dienen können. Daimler hat dies mit Chrysler bereits einmal vorexerziert - und für diesen Zusammenschluss bitter gebüßt. Kein Wunder also, dass der Autobauer einen Schlussstrich unter seine US-Börsenaktivitäten setzt.

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Die Deutsche Telekom kehrt nach 14 Jahren der Wall Street den Rücken, lediglich ADS-Papiere - also Zertifikate von US-Depotbanken, die eine bestimmte Aktienzahl abbilden - sollen an der New Yorker Börse (NYSE) noch gehandelt werden. Das Ende der Notierung am 21. Juni soll unbestätigten Berichten zufolge zehn Millionen Euro pro Jahr einsparen. 
Zum Börsengang in New York im November 1996 hüllte der ehemalige Staatsbetrieb die Fassade der NYSE in Pink. Die Telekom hatte viele Aktionäre in den USA - insbesondere seit der Übernahme des US-Mobilfunkanbieters Voicestream. Die wurde mit 1,17 Milliarden Aktien bezahlt - was ohne die Notierung an der US-Börse nicht ohne weiteres geklappt hätte. Zuletzt wurden von den täglich 30 Millionen gehandelten Telekom-Aktien nur 1,3 Millionen in New York bewegt, zwei Drittel des Volumens wird über die Frankfurter Börse (Xetra) abgewickelt.

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Mit dem Rückzug der Telekom setzt sich ein Trend fort: Seit einigen Jahren nehmen deutsche Konzerne ihre Aktien von der wichtigsten Börse der Welt. Börsianer sprechen von einem Delisting.

Im November 2000 steht noch ein sichtlich zufriedener Henning Schulte-Noelle, der damalige Vorstandschef der Allianz, vor der New Yorker Börse. Es ist der pompöse Startschuss für die Notierung der Allianz-Aktie an der New York Stock Exchange (NYSE). Erst vergangenes Jahr hat der Versicherungskonzern seinen Abschied von der Wall Street verkündet - das Zweit-Listing in New York und an europäischen Börsen solle enden. An der NYSE war für die Allianz-Aktie am 23. Oktober 2009 Schluss. 

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Der Energiekonzern E.On nimmt schon 2007 seine Aktien von der New Yorker Börse. Was einst als Ritterschlag für einen Börsenkonzern galt, entwickelt sich für viele Konzerne immer mehr zur Last. Teure Berichtspflichten stehen in keinem Verhältnis zum Handelsvolumen ausländischer Aktien auf dem New Yorker Börsenparkett. Auch E.On gibt Kosteneinsparungen als Hauptgrund für das Delisting an und gehörte zu den ersten Dax-Konzernen, die der Wall Street den Rücken kehrten. (Foto: dpa)

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Am 24. Januar 2002 läutet der damalige Bayer-Vorstandschef Manfred Schneider zum Start der Bayer-Notierung in New York die Glocke zur Börseneröffnung, neben ihm NYSE-Chef Grasso (vierter von links) und sein Finanzvorstand Werner Wenning (zweiter von rechts). Letzterer nahm als Nachfolger Schneiders auf dem Chefposten des Chemie- und Pharmakonzerns die Bayer-ADS-Papiere im September 2007 wieder von der NYSE. Die möglichen Einsparungen bezifferte Bayer mit 15 Millionen Euro. (Foto: rtr)

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Kin Wah Loh, Vorstandsvorsitzender des Speicherchipherstellers Qimonda - eine Infineon-Tochter - feiert den Börsengang in New York im August 2006. Schon der Start an NYSE verläuft holprig, das ursprünglich geplante Aktienangebot wird um nahezu die Hälfte verringert. Dennoch läuft es in den ersten Monaten gut. Doch dann brechen die Preise für Speicherchips ein, die Aktie verkommt zum Pennystock. Im November 2008 droht die New Yorker Börse deshalb mit dem Rauswurf der Aktie, weil die unter einem Dollar notiert. Heute ist die Aktie des insolventen Unternehmen nicht mal einen Cent wert. (Foto: AP)

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Auch Unternehmen aus der zweiten Reihe wagten den Sprung nach New York. Als zweites deutsches Unternehmen - nach Daimler - wagte der Kohlenstoffspezialist bereits im Juni 1996 das Aktienlisting an der NYSE. Die Hoffnung: Mehr Popularität für die Aktie und das Gewinnen neuer Investoren in Übersee. Das Beispiel macht Schule. Allein bis Ende 1996 folgen fünf weitere Unternehmen aus Deutschland an die Wall Street. Im Sommer 2007 ist für SGL Carbon in New York Schluss. Wieder gehört das Unternehmen zu den Vorreitern eines Trends. Als erstes deutsches Unternehmen hatte kurz zuvor Altana die das Delisting verkündet. (Foto: dpa)

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Deutsche Konzerne waren schon seit längerem mit Ihrem Listing in New York unzufrieden. Auch der Chemiekonzern BASF hatte sich zum Börsenstart an der NYSE im Jahr 2000 erhofft, den Anteil nordamerikanischer Investoren zu erhöhen. Das gelang nicht, im September 2007 wendet BASF von der Wall Street ab und wollte so fünf Millionen Euro zu sparen. Erleichtert wurde das Delisting durch wenige Monate zuvor von der US-Börsenaufsicht SEC beschlossene Erleichterungen für einen Rückzug. (Foto: AP)

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Heinrich von Pierer beging als Vorstandschef im März 2001 noch feierlich die Notierungsaufnahme von Siemens-Hinterlegungsscheinen (sog. ADR) an der New Yorker Börse gemeinsam mit Börsenchef Richard Grasso (links). Nur dreieinhalb Jahre später wollte Siemens als erstes deutsches Unternehmen wieder weg: Die Umsätze mit Siemens-Papieren waren niedrig, die Notierung kostete aber aufgrund der durch den Sarbanes-Oxley-Act deutlich strengeren Börsen- und Publizitätsvorschriften einen zweistelligen Millionenbetrag. Siemens nahm von den Delisting-Plänen später wieder Abstand und ist heute (inklusive der Telekom-Aktie) einer von nur fünf Dax-Konzernen an der NYSE. (Foto: AP)

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Der Börsengang im Jahr 2000 war ein Riesen-Show. Mit einem silbernen Porsche und im Renndress tritt der damalige Infineon-Chef auch 2001 an der New Yorker Börse auf. Die ehemalige Halbleitersparte von Siemens hat ein dramatisches Auf und Ab erlebt. Das Aktienabenteuer an der Wall Street endete im April 2009. Da der wichtigste Handelsplatz für Infineon-Aktien Frankfurt ist, nimmt Infineon seine American Depository Shares (ADS) von der NYSE. (Foto: dpa)

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Siemens-Töchter haben eine bewegte Börsengeschichte. Die ausgegründete Bauelemente-Tochter Epcos geht im Oktober 1999 gleichzeitig in Frankfurt und New York an die Börse. Lange heißt es, die Notierung in New York sei erfolgreich. (Foto: dpa)

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Zu den verbliebenen Dax-Konzernen an der NYSE zählt auch die Deutsche Bank. Im Oktober 2001 war die Investmentbank das 15. deutsche Unternehmen, dass den Sprung an die Wall Street wagte - kurz nach den Anschlägen vom 11. September. Die Notierungsaufnahme verlief daher unspektakulärer als gewohnt, und nicht Deutsche-Bank-Chef Rolf Breuer, sondern New Yorks damaliger Bürgermeister Rudolph Giuliani läutete die Glocke zur Börseneröffnung. (Foto: rtr)

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Die Vorstände des Walldorfer Software-Konzerns Henning Kagermann und Hasso Plattner waren immer zufrieden mit der SAP-Notierung in New York. IT und Software stoßen bei amerikanischen Investoren auf reges Interesse, die Umsätze mit der SAP-Aktie waren in New York immer gut, ein Delisting ist offenbar kein Thema. Notierungsaufnahme an der Wall Strett war bereits im August 1998. (Foto: AP)

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