Nachrichten Wie man heute im Internet bezahlt
Kauft man im Internet ein, ist die Qual der Wahl beim Bezahlen groß. Zig Logos von entsprechenden Diensten prangen in der Regel auf den Seiten der Einzelhändler. Marktführer ist derzeit Paypal. Der Bezahldienst gehört seit dem Jahr 2002 zum Online-Auktionshaus Ebay.
Für Ebay hat sich der Bezahldienst angesichts schrumpfender Erlöse im Kerngeschäft zu einer wichtigen Gewinnquelle entwickelt. 210 Millionen Kundenkonten verwaltet das Unternehmen mittlerweile rund um den Globus.
Das Prinzip ist simpel. Der Kunde muss sich einmal mit seinen Kreditkarteninformationen und seinen persönlichen Daten registrieren. Er bekommt dann eine Benutzerkennung, in der Regel die Mail-Adresse, sowie ein Passwort.
Kauft er im Internet ein und klickt auf den passenden Bezahldienst, wird er automatisch auf dessen Webseite geleitet. Dort gibt er sein Passwort ein und bestätigt noch einmal den Zahlvorgang. Paypal meldet die erfolgte Zahlung dem Händler, der gibt die Ware in die Post.
Der Kunde hat eine relative Sicherheit. So kann er sich etwa innerhalb von 45Tagen beschweren, sollte zum Beispiel die Ware nicht eingetroffen sein. Paypal versucht dann in einem ersten Schritt, zwischen Käufer und Kunde zu vermitteln. Gelingt das nicht, kann der Kunde innerhalb einer weiteren Frist Käuferschutz beantragen. Gegebenenfalls wird der Betrag dann zurückgeholt.
Ganz sicher darf sich der Kunde dennoch nicht fühlen. So hat es in der Vergangenheit immer wieder Phishing-Attacken auch bei Paypal gegeben, bei denen sich Kriminelle illegal Zugang zu den Passwörtern der Kunden verschaffen. Der regelmäßige Check des eigenen Kontoauszuges sollte also Pflicht sein.
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Ein bekannter Bezahldienst in Deutschland ist Click & Buy mit rund 13 Millionen Kunden. Seit dem Jahr 2010 gehört das Unternehmen zur Deutschen Telekom. Der Online-Shop des Computerkonzerns Apple, iTunes, etwa greift auf die Dienste von Click & Buy zurück.
Click & Buy funktioniert ähnlich wie der Rivale Paypal. Die Kunden hinterlassen einmal ihre Kreditkarteninformationen, Click & Buy führt dann nach Eingabe des Passworts die Transaktion durch.
In der neuen Strategie von Telekom-Chef René Obermann, das Geschäft mit Internetdiensten auszuweiten, spielt Click & Buy eine wichtige Rolle. Der Telekom-Chef will den Umsatz mit solchen Diensten von gegenwärtig 800 Mio. Euro in fünf Jahren auf zwei bis drei Mrd. Euro steigern.
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Damit will Obermann die sinkenden Einnahmen im klassischen Geschäft mit Telefonanschlüssen und Mobilfunkverträgen kompensieren. Während Obermann derzeit größere Akquisitionen ausschließt, hat er gerade für den Bereich Internetdienste kleine Zukäufe angekündigt.
Die Telekom war bis zur Komplettübernahme über ihre Wagniskapitaltochter T-Ventures bereits zu 20 Prozent an Click & Buy beteiligt. Weitere Anteilseigner des Bezahldienstes waren bis zum Jahr 2010 die Milliardärsfamilie Finck, eine weitere Schweizer Familie sowie der Chipkonzern Intel, der damals zehn Prozent der Anteile hielt.
Um das eigene Wachstum zu sichern, drängt Click & Buy seit einiger Zeit in neue Märkte. So können auch die Nutzer des sozialen Netzwerkes Facebook die Dienste des Bezahldienstes nutzen.
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Auch wenn Dienste wie Paypal oder Click & Buy die Kreditkartenunternehmen und Banken für ihren Service nutzen, die Banken haben längst ihren eigenen Bezahlanbieter gestartet. Er nennt sich Giropay. Dahinter stehen die Postbank, die Sparkassen, die Genossenschaftsbanken und Privatbanken.
Der Kunde wird nach dem Kauf auf die Onlinebanking-Seite seiner Bank geleitet. Dort kann er mit dem üblichen Verfahren – also der Eingabe von Pin- und Tan-Nummer oder mit Hilfe eines Kartenlesers – eine Überweisung an den Händler auslösen. Fast sechs Millionen Kunden nutzten Giropay im vergangenen Jahr. Sie bezahlten dabei Waren im Wert von 362 Millionen Euro.
Die Banken mussten reagieren. Denn ihr Geschäft ist bedroht, wenn auch eher langfristig. Thomas Sontheimer von der Beratungsgesellschaft Accenture vermutet, dass das Bezahlen mit dem Handy für Google nur ein erster Schritt ist. Der Internetkonzern könnte in einigen Jahren seinen Kunden auch Konten zur Verfügung stellen. „Google würde dann zu einer richtigen Bank werden“, sagt Sontheimer. Wie aufmerksam die Banken die neuen Rivalen beobachten, zeigt der Fall des Bezahldienstes Sofortüberweisung.de. Das Angebot der Firma Payment Network AG nutzen 17.000 deutsche Händler. 2010 wurden über den Dienst Waren im Wert von einer Milliarde Euro gekauft.Giropay wehrt sich derzeit gerichtlich gegen den Rivalen. Bei dem Angreifer muss der Kunde seine sensiblen Pin- und Tan-Nummern auf einer bankfremden Seitehinterlegen. Das ist nach den Geschäftsbedingungen der Institute untersagt. Außerdem kam Sofortüberweisung.de ins Gerede, weil der Dienst offenbar Kontobewegungen ausspäht
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Die Logik hinter dem Geschäft der Bezahldienste ist simpel. Wer den Zugang zu vielen Kunden hat, für den ist es ein Leichtes, für diese auch den Zahlungsverkehr abzuwickeln. Google hat jede Menge „Kunden“, Facebook auch. Was liegt also näher für die Internetriesen als der Weg in die Finanzwelt. Schließlich locken lukrative Mehreinnahmen.
Facebook mit seinen gut 600 Millionen Nutzerkonten hat ein solches finanzielles System geschaffen. Es heißt „Pay with Facebook“. Mit den sogenannten „Facebook Credits“ können dort virtuelle Güter oder Musikdownloads gekauft werden. Seit Anfang Mai können die Facebook- Mitglieder auch reale Güter kaufen, allerdings nur Angebote, die über „Facebook Deals“ im Netzwerk gemacht werden.
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Google ermöglicht mit „Checkout“ Käufe in seinen eigenen Diensten wie dem Videoshop oder Internet-Shops, die dieses System integriert haben. Das System funktioniert wie Paypal. Google setzt sich zwischen Händler und Kreditkartenanbieter, so dass der Händler nicht mehr die vollen Kreditkarten- und persönlichen Informationen des Kunden erhält, sondern Google.
Viele Händler mögen „Checkout“ nicht, geht ihnen doch die Möglichkeit verloren, mit Hilfe der Kundendaten Sonderaktionen zu gestalten. Mit dem neuen Dienst „Wallet“ will Google nun zudem die mobilen Bezahldienste über das Handy erobern.
Ein weiterer Internetriese drängt ins Geschäft mit dem digitalen Geld. Amazon hat als einer der größten Internethändler viel Erfahrung mit dem eigenen Bezahldienst gesammelt. Nun will er diesen auch anderen Internethändlern schmackhaft machen. Doch noch ist der Erfolg mäßig, da die Gebühren recht hoch sind.
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Nach dem Flop mit der aufladbaren „Geldkarte“, die in Deutschland kaum Nutzer fand, versucht der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) einen zweiten Anlauf in Sachen elektronisches Bezahlsystem.
Gemeinsam mit Deutschlands größtem Supermarkthändler Edeka wollen die Sparkassen ab kommendem Jahr eine kontaktlose Zahlkarte in die Portemonnaies ihrer Kunden schleusen. Nach Informationen des Fachblatts „Lebensmittelzeitung“ soll es zunächst in den Testregionen Hannover, Wolfsburg und Braunschweig losgehen.
Rund eine Million EC-Karten mit Funktechnik sollen bereits im Herbst an die Kunden verteilt werden. Dabei liegen die Kosten pro Karte angeblich bei 60 Cent.
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Das Prinzip ist einfach: Eine Karte, in der ein Funkchip sitzt, wird mit Geld aufgeladen. Die entsprechenden Ladestationen sind angeblich schon verfügbar. Will der Kunde bezahlen, hält er die Karte vor ein Lesegerät, und der Betrag wird abgebucht. Die Technologie kommt heute etwa bereits in Kantinen zum Einsatz.
Neben Edeka, heißt es beim DSGV, sollen künftig auch Wettbewerber und Tankstellen mit entsprechenden Lesegeräten ausgerüstet werden. Die Gebühren für die Bezahlvorgänge zahlen dabei die Händler, gestaffelt nach Umsatz. Für Beträge über 20 Euro sollen die Funkchips ab 2013 mit einer Geheimnummer (Pin) gesichert werden. Statt Karten könnten womöglich auch Smartphones zum Einsatz kommen.
Ähnliche Technologien sind allerdings bereits von Visa („Paywave“) und Mastercard („Paypass“) seit drei Jahren auf dem deutschen Markt, ohne dass sie dort den Durchbruch feiern konnten.
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Alle großen Telekom-Konzerne arbeiten derzeit an digitalen Bezahlangeboten. Sie konzentrieren sich dabei auf mobile Dienstleistungen. Die Deutsche Telekom hat sich in Deutschland 2010 dem mobilen Bezahlsystem „mpass“ angeschlossen, das die Rivalen Vodafone und Telefónica zwei Jahre zuvor gegründet hatten.
Das System ermöglicht Kunden, mit dem Handy im Internet einzukaufen, allerdings nur auf den Seiten, die „mpass“ als Bezahlsystem akzeptieren. Das sind gerade einmal 30 Websites – darunter die von Karstadt und Beate Uhse.
Ziel des mobilen Internetangebots ist zusätzliche Sicherheit. Denn der Kunde erhält per SMS eine Transaktionsnummer (Tan), mit der er die Zahlung im Internet autorisieren muss. Der Dienst soll künftig um die neue Technologie NFC erweitert werden und dann auch für Käufe in echten Läden gelten.
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Der französische Konkurrent Orange, Tochter von France Télécom, hat im vergangenen Frühjahr das Pilotprojekt „Cityzi pass“ in Nizza gestartet. Kunden können dabei in 1500 Geschäften ihr Handy vor ein Lesegerät halten und bezahlen. Die Ausweitung auf acht weitere Städte in Frankreich ist geplant. Das Pilotprojekt läuft noch bis Ende Juni dieses Jahres.
Die spanische Telefónica hat im vergangenen Jahr 500 Geschäfte in einem Stadtteil von Barcelona mit mobilen Lesegeräten ausgerüstet. Partner waren Visa und La Caixa. Die Spanier waren mit dem Ergebnis zufrieden: 90 Prozent der 1500 teilnehmenden Telefónica-Kunden gaben an, auch künftig mit ihrem Handy bezahlen zu wollen.
Die Spanier wollen mit dem Start ihres Systems aber warten, bis genügend Handys auf dem Markt sind, die die nötige NFC-Technologie besitzen.
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