Stromausfall in München Die Chronik der größten Blackouts

Kein Strom, kein Licht, keine Heizung. Blackout - der totale Ausfall der Energieversorgung - wirft Städte, Regionen, ja ganze Staaten zurück in die Steinzeit. Ein Chronik der größten Stromausfälle und ihrer Folgen.

9. Februar 1965: In der größten Stadt der USA gehen die Lichter aus. 30 Millionen Menschen sind 14 Stunden lang ohne Strom und Heizung. Der öffentliche Verkehr bricht zusammen. Der Ursache kommen Techniker erst sechs Tage später auf die Schliche: Schuld war ein einziges kaputtes Strom-Relais im kanadischen Ontario. Es hatte einen Domino-Effekt ausgelöst. Gute neun Monate nach danach steigt die Geburtenrate in New York ungewöhnlich stark an. Die Nacht im Dunkeln hat einen Babyboom ausgelöst. Quelle: REUTERS
13. April 1976: Halb Österreich geht vom Netz - glücklicherweise findet der Wiener Opernball erst ein paar Wochen später statt. Die Feuerwehr muss Menschen aus Aufzügen befreien, in den Krankenhäusern der Stadt springen die Notstromaggregate an. Nur Kärnten, Tirol und Vorarlberg sind nicht betroffen. Bereits hier wird deutlich, welche Folgen ein Ausfall in einem Nachbarland haben kann. Denn der Grund für den Blackout ist eine Explosion infolge eines Waldbrands im deutschen Umspannwerk Hesse.  Quelle: AP
13. Juli 1977: Am Broadway gehen die Lichter aus. Wieder liegt die amerikanische Metropole im Dunkeln. Diesmal sind New York City und der Landkreis Westchester, nördlich von New York betroffen. Millionen warten mehrere Stunden, bis die Klimaanlagen wieder anspringen. Dieser Blackout läuft leider nicht so friedlich ab wie der Stromausfall zwölf Jahre zuvor: Mehr als 1000 Brände entfachen. In der Bronx, Queens und Harlem brechen Unruhen aus. Nicht nur Straßengangs, sondern auch bisher brave Bürger lassen sich von der aufgeheizten Stimmung anstecken. Sie werfen Scheiben ein, plündern Geschäfte. Die Polizei nimmt 3800 Menschen fest. Quelle: dapd
Dezember 1982: Zwei Millionen Menschen sind mindestens eine Stunde im Sonnenstaat der USA ohne Energie. Stürme haben die Leitungen lahm gelegt. Auch in Disneyland mit 7700 Besuchern und der Spielerstadt Las Vegas, berühmt für seine aufwendige Lichtspiele und Leuchtreklamen gehen die Lichter aus. Quelle: AP
Sommer 1996: In neun westlichen Bundesstaaten der USA bricht die Energieversorgung zusammen. Fünf Millionen Amerikaner warten bis zu acht Stunden darauf, dass Klimaanlagen und Ventilatoren wieder summen. Das ist dringend nötig, denn es herrschen Temperaturen von bis zu 40 Grad Celsius. Grund für den Zusammenbruch waren Überhitzung und Überlastung der Hochspannungsleitungen. Quelle: dpa
Dezember 1998: Eine Panne bei Wartungsarbeiten führt zu einem großflächigen Stromausfall. Eine Million Menschen müssen acht Stunden lang ohne Heizung und warmes Wasser auskommen. Die Cable Cars, Wahrzeichen der Stadt an der Westküste, rollen nicht mehr. Die Lichter der Golden Gate Bridge fallen aus. Quelle: AP
22. Juli 2000: Die drittgrößte deutsche Ostseeinsel Fehmarn ist zehn Stunden lang von der Außenwelt abgeschnitten. 12.000 Inselbewohner und tausende Urlauber müssen ausharren bis Kühlschränke und  Eismaschinen wieder arbeiten. Grund für den Stromausfall ist ein Brand in einem Umspannwerk.  Quelle: dpa
15. August 2003: Es ist der größte Stromausfall in der Geschichte Amerikas. Der Nordosten der USA und der Süden Kanadas versinken im Chaos. New York und Michigan rufen den Notstand aus. 50 Millionen Menschen sitzen im Dunkeln. Je nach Region dauert der Blackout von Donnerstagnachmittag bis Montag früh. Ursache sind drei defekte Leitungen in Ohio. Eine Kettenreaktion beginnt. 21 Elektrizitätswerke, darunter neun Kernkraftwerke fallen der Reihe nach aus. Nur die Dame am Hafen - das Symbol der amerikanischen Unabhängigkeit - hält die Stellung und die leuchtende Fackel. Quelle: dpa
28. August 2003: Nur knapp zwei Wochen nachdem Mega-Blackout in den USA, muss die Hauptstadt des Vereinigten Königreichs ähnliche Erfahrungen machen. Zwei defekte Hochspannungsleitungen in Wimbledon führen zu einem Domino-Effekt in den lokalen Umspannstationen. In der Folge fällt in der britischen Metropole für mehrere Stunden der Strom aus. Die Panne beim Stromversorger National Grid versetzt 500.000 Menschen in die Steinzeit. Besonders prekär: Tausende Passagiere bleiben in der U-Bahn stecken. Der Blackout legt rund 60 Prozent des Netzes der London Underground lahm. Einzig der Glockenturm Big Ben und das Parlament bleiben dank Notstromversorgung erleuchtet. Quelle: dpa
3. September 2004: Es sind zwar nur 15 Minuten, doch selten fällt ein ganzer Staat einem Stromausfall zum Opfer. Das Herzogtum und zweitkleinster Staat Europas hängt in Teilen am deutschen Stromnetz. Ursache ist eine defekte Hochspannungsleitung in Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Auch große Teile von Rheinland-Pfalz sind betroffen. Ein Sprecher des Energieversorger RWE erklärt: "Wenn eine solche Stelle im europäischen Verbundnetz ausfällt, brechen auch alle untergeordneten Systeme zusammen." Quelle: dpa
25. November 2005: Es ist der längste Blackout in der deutschen Geschichte. Vier Tage lang müssen 250.000 Menschen im Münsterland und Osnabrücker Land ohne Heizung, Herd und heiße Dusche überbrücken – und das bei klirrender Kälte. Der harte Winter löst die Katastrophe aus. Schnee und heftige Böen führen zu Kurzschlüssen, lassen fast 70 Hochspannungsmasten wie Streichhölzer knicken. Wie schon 1965 die Bewohner New Yorks nutzen einige Münsterländer die Tage für ihre Familienplanung. Hebammen sprechen neun Monate später von den „Schneechaos-Kindern“.  Quelle: dpa
11. November 2009: Der 11. November läutet zwar den Karneval ein, glücklicherweise findet der berühmte Festzug in Rio erst im Februar statt. In Sao Paulo, Rio de Janeiro, Belo Horizonte und der Hauptstadt Brasilia fällt nach Störungen im Wasserkraftwerk Itaipu der Strom aus. 40 Millionen Brasilianer warten mehrere Stunden bis das Licht wieder an geht, die Städte liegen komplett im Dunkeln. Auch die Telefone sind tot. Nur wenige öffentliche Einrichtungen können den Energieausfall mit Notstromaggregaten überbrücken.  Quelle: dpa/dpaweb
8. März 2011: Es ist im Grunde ein kleiner Stromausfall, doch er betrifft eine heikle Klientel. Im Berliner Bundestag und einigen Nebengebäuden geht plötzlich gar nichts mehr. Aufzüge, elektrische Türen und die Computer in den Abgeordnetenbüros machen keinen Mucks mehr. Lediglich die Telefone funktionieren noch. Sogar die Benutzung der Toiletten ist verboten, da das Spülsystem offenbar an elektrisch betriebene Pumpen angeschlossen an. Die Polizei informiert per Megaphon mehrfach: „Achtung, Achtung - hier spricht die Polizei: Wegen des Stromausfalls ist die Benutzung der Toiletten bis auf weiteres zu unterlassen.“ Die Panne ist erst am Nachmittag behoben, Grund war ein Kabelschaden im Regierungsviertel. Quelle: dpa
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