Mit ASG24 und wifo kaufte S&K mindestens zwei Vertriebsgesellschaften. Deren Markt ist hart umkämpft, etliche Fondshäuser buhlen um die besten Verkäufer, die Anlegern ihre Fonds aufschwatzen können. Wer seine eigenen Vertriebshäuser hat, muss nicht fürchten, dass die dortigen Verkäufer zu viele Produkte der Konkurrenz verkaufen; er kann steuern, dass Verkäufer den Kunden möglichst viele eigene Anlagen aufdrängen. So lässt sich die Zufuhr von frischem Geld sichern.
Genauso verlockend ist es, andere Fondsgesellschaften unter seine Kontrolle zu bringen, eigene Leute an die Schlüsselpositionen zu setzen, die dann das dort angelegte Geld verwalten. So lässt sich bestimmen, was damit passiert – und so lassen sich neue Mittel in den vermeintlichen Schneeball lenken. Bei mindestens vier Fondshäusern hat S&K die Führung übernommen.
Die Kölner Midas etwa hatte mit sechs Fonds 100 Millionen Euro eingesammelt, einige davon lagen noch ungenutzt auf den Konten. Eigentlich sollten damit Mittelständler finanziert werden. Nach Übernahme durch S&K jubelte Midas Ende 2011: „Mit dem neuen Gesellschafter S&K besteht künftig für die Midas Mittelstandsfonds die Möglichkeit, freie, nicht in Beteiligungen investierte Liquidität mit einer erheblich besseren Verzinsung in erstrangig besicherten Hypothekendarlehen zu parken.“ Mit Maik Carsten S.* übernahm ein neuer Geschäftsführer.
Die CIS Deutschland AG geriet ebenfalls ins S&K-Visier. Im Mai 2012 wurde erst der Aufsichtsratschef und dann der Geschäftsführer ausgetauscht. Wieder übernahm Maik Carsten S.* die Geschäftsführung. CIS Deutschland hatte vier Mischfonds aufgelegt, die zum Beispiel Darlehen vergaben und sich an Firmen beteiligten. Das gezeichnete Gesamtvolumen belief sich auf gut 350 Millionen Euro, in den Fonds sollen angeblich erhebliche liquide Mittel gelegen haben. Was mit den Geldern passierte, ist zurzeit unklar.
Besonders verlockend: Von den gut 10.000 Anlegern hatten etliche Ratensparpläne gezeichnet. Das bedeutet, dass sie nicht auf einen Schlag anlegen, sondern monatlich einzahlen. Für ein Schneeballsystem ist ein konstanter, langjähriger Geldfluss wie gemacht. In den kommenden zwei Jahrzehnten sollen die Anleger insgesamt rund 125 Millionen Euro in die Fonds einzahlen, schätzen Unternehmenskenner. CIS war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.
Einen Tag nach der Mega-Razzia tauchten Ermittler in München bei zwei von S&K im Juni übernommenen ehemaligen Töchtern des Fondshauses DCM auf. Die ehemalige DCM Service GmbH sowie die DCM Verwaltungs GmbH firmieren heute unter dem neuen Namen MCS. DCM erklärt dazu, es lasse „sich derzeit noch nicht beurteilen, ob Anleger von DCM-Immobilien- und Dachfonds geschädigt wurden“.