Düsseldorf Die Agentur für Erneuerbare Energien stellt am Mittwoch in Berlin eine Umfrage zur Bürgerbeteiligung in Energiegenossenschaften vor. Der Hintergrund: Immer mehr Bürger sollen mit Hilfe verlockender Renditen ihr Geld in Projekte der Energiewende investieren. Windparks, Solaranlagen oder Gaskraftwerke werfen zum Teil deutlich höhere Zinsen ab als Tages- oder Festgeldanlagen - und "grün" sind sie auch noch.
Für die Firmen, die diese Projekte initiieren, hat die Bürgerbeteiligung einen entscheidenden Vorteil: Wer an einem Kraftwerk in der Nachbarschaft, der Solaranlage am Südhang oder dem Windpark auf dem Hügel mitverdienen kann, protestiert auch nicht dagegen.
Die Erfahrung der vergangenen Jahre habe gezeigt, dass gerade große Infrastrukturprojekte an der mangelnden Akzeptanz in der Bevölkerung scheitern, erklärt zuletzt der Hauptgeschäftsführer des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU), Hans-Joachim Reck. "Über Bürgerbeteiligungen werden Energieprojekte zu Bürgerprojekten, mit denen sich die Menschen identifizieren können."
Mit dem finanziellen Engagement der Bürger wollen die Unternehmen auch dem Widerstand gegen Großprojekte vor Ort den Wind aus den Segel nehmen. So brachte die Bundesregierung Anfang Juli Investitionsangebote für die Anrainer von den neuen Stromtrassen auf den Weg. Sie können sich an den Baukosten beteiligen und für ihre Einlagen rund fünf Prozent Zinsen erhalten. Dies sehen die Pläne vor, die Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) und Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) mit den Netzbetreibern Tennet, Amprion, TransnetBW und 50Hertz vereinbarten. Die Mindesteinlage soll 1000 Euro betragen, die Laufzeit mehrere Jahre.
Die Pläne der Bundesregierung stoßen allerdings nicht überall auf Zustimmung. Der Bund der Energieverbraucher kritisiert, dass die Rendite zu niedrig sei. Schließlich gestehe die Bundesnetzagentur den Netzbetreibern eine garantierte Eigenkapitalrendite von über neun Prozent zu. "Die Bürger, die ihr Geld dafür investieren, will man dagegen mit höchsten fünf Prozent abspeisen", klagt der Vereinsvorsitzende Aribert Peters.