Bundesbank sieht sich „gut im Plan“ Tonnenweise Gold auf Reisen

Still und heimlich bringt die Bundesbank massenhaft Gold über Rhein und Atlantik in ihre Tresore. Noch befindet sich ein Großteil der Reserven im Ausland. Doch bis 2020 sollen 674 Tonnen nach Frankfurt verlagert werden.

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Per Ultraschall prüft ein Mitarbeiter der Bundesbank, ob auch der Kern der Barren tatsächlich aus Gold besteht. Quelle: dpa

Frankfurt Der Goldschatz der Bundesbank ist legendär: Mit mehr als 270.000 Barren ist er der zweitgrößte der Welt. Doch der Großteil der 3384 Tonnen Edelmetall lagert aus historischen Gründen im Ausland – noch. Denn seit 2013 bringt die Notenbank schrittweise Gold nach Frankfurt, insgesamt 674 Tonnen sollen bis 2020 aus den Tresoren der US-Notenbank Fed und der Banque de France in heimische Tresore verlagert werden. Auch in diesem Jahr wurde auf streng geheimen Wegen tonnenweise Gold aus dem Ausland nach Frankfurt gebracht – zu den Transportwegen macht die Notenbank aus Sicherheitsgründen keine Angaben.

„Wir sind gut im Plan. Bis 2020 werden wir die Hälfte des deutschen Goldes in Deutschland haben“, verspricht Bundesbank-Vorstand Carl-Ludwig Thiele. Zum Vergleich: Ende 2012 lagen nur 31 Prozent der Goldreserven oder 1036 Tonnen in Frankfurt. Auch das war relativ viel, wie Thiele betont: „Wir holen das Gold nicht zurück, denn es war nie hier. Bis zur deutschen Einheit hatten wir nur 77 Tonnen in Deutschland – aus Sicherheitserwägungen zu Zeiten des Kalten Krieges.“ Das waren seinerzeit nur zwei Prozent des Gesamtbestandes.

Trotzdem dürfte es viele Deutsche beruhigen, dass sich die heimischen Tresore nun nach und nach füllen: Sie wissen den wertvollen Schatz lieber in der Heimat als in der Fremde. Denn die Öffentlichkeit bis hin zum Bundesrechnungshof ist misstrauisch, ob das deutsche Gold nach Jahrzehnten in Tresoren anderer Notenbanken sicher und noch vollständig vorhanden ist – und ob Deutschland im Krisenfall darauf zugreifen könnte. Daher fordert etwa die Initiative „Holt unser Gold heim“ eine vollständige und unabhängige Überprüfung der deutschen Goldbestände an allen Lagerorten – und „die zeitnahe Rückführung des im Ausland gelagerten Goldes nach Deutschland“.

Thiele versichert, Sorgen über das im Ausland lagernde Gold seien unbegründet. Dieses hätten die Eingangskontrollen der angelieferten Barren bestätigt. Zudem bestünden an der Integrität der Partnernotenbanken nicht die geringsten Zweifel.


„Es ist wichtig, Vorsorge zu betreiben“

Die Bundesbank begann 2013 mit der Verlagerung des Edelmetalls aus Paris und New York, die Goldbestände in London bleiben unangetastet. In den ersten beiden Jahren kamen zusammen 157 Tonnen in die Keller der Bundesbank. Wieviel es 2015 waren, sagt die Notenbank noch nicht.

Dass der Großteil des deutschen Goldes bisher in den Tresoren der Fed, der Banque de France in Paris und der Bank of England in London lagert, hat historische Gründe. Ab Mitte 1951 baute die Bank deutscher Länder – die Vorgängerin der Bundesbank – Goldreserven auf. In den 1950er und 1960er Jahren wuchs der deutsche Goldschatz rasant: Die Wirtschaftswunderjahre brachten der Bundesrepublik dank des Exports viele Dollar ein, die bei der US-Zentralbank gegen Goldforderungen eingetauscht werden konnten.

Das Ergebnis: Heute hat die Bundesbank nach den USA den zweitgrößten Goldschatz der Welt. Aktuell sind die Barren 109 Milliarden Euro wert. Allerdings schwanken die Preise: Der Marktwert der Goldreserven lag 1997 umgerechnet bei nur 25,2 Milliarden Euro, seinen Höchststand erreichte er 2012 mit 137,5 Milliarden Euro. Dabei trennen sich die Frankfurter Jahr für Jahr von wenigen Tonnen: Der Goldbestand sinkt durch Verkauf an das Bundesfinanzministerium für das Prägen von Goldmünzen, 2014 schrumpfte die Reserve so um 2930 Kilogramm.

Während des Kalten Krieges wurde deutsches Gold gezielt außerhalb der Landesgrenzen aufbewahrt. Seit der Euro-Einführung dies- und jenseits des Rheins ist jedoch zumindest für den Standort Paris das Argument hinfällig, man könne das dort gelagerte Gold im Krisenfall in Devisen umtauschen. Daher wird dieser Lagerort komplett aufgelöst.

Für New York und London gilt das nicht. Daher werden aus den USA nur 300 von mehr als 1500 Tonnen Gold nach Deutschland überführt, die 35 640 Barren in London bleiben komplett unberührt. Das hat handfeste Gründe, wie Thiele betont: „Es ist wichtig, für Krisenfälle Vorsorge zu betreiben. Deshalb werden wir einen Teil des Goldes in dem Land mit der größten Leitwährung der Welt lassen – das ist die USA mit dem Dollar. Und einen anderen Teil lassen wir in der Bank of England in London als größtem Goldhandelsplatz der Welt.“

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