Caravan-Salon Camping als Lebensgefühl

Schon drei Wochen im Voraus campieren die ganz harten Fans der Caravan-Messe in Düsseldorf. Der Trend geht zum kompakten Wohnwagen – aber auf gewissen Luxus wollen die Camper auch nicht mehr verzichten.

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Die hartgesottenen Camping-Fans kommen traditionell zum Düsseldorfer Caravan-Salon. Quelle: Messe Düsseldorf

Düsseldorf Sein Leben lang hat er im Hotel gearbeitet. Dort auch noch Urlaub zu machen, kam für Uwe Maas nicht mehr in Frage. „Ich will einfach aufstehen und mich ungestylt an den Frühstückstisch setzen, wenn ich schon im Urlaub bin“, findet der 68-Jährige. „Und wenn es auf der Autobahn Stau gibt, dann mach ich mir eben einen Kaffee und lehne mich zurück.“

Mit einem kleinen Eigenheim verreisen – das wollen immer mehr Menschen. Die Caravanbranche wächst. Alleine in den ersten sieben Monaten diesen Jahres wurden 36.646 neue Wohnwagen und Wohnmobile zugelassen. Das entspricht einem Zuwachs von rund zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, die Produktion stieg im gleichen Zeitraum um elf Prozent.

Auf der Caravan-Messe in Düsseldorf werden ab Samstag eine Woche lang die neuesten Modelle inklusive technischer Neuheiten präsentiert. Annähernd 200.000 Menschen pilgern dafür jährlich nach Düsseldorf und erkunden die elf Messehallen. Der Messeparkplatz P1 verwandelt sich währenddessen zum größten Caravan-Stellplatz Europas.

Die ganz treuen Caravanfans sind schon drei Wochen vor der Messe da. Das Ehepaar Maas reist eine Woche vor Messebeginn an und vertreibt sich außerhalb der Messe die Zeit mit Ausflügen in die Düsseldorfer Altstadt und mit Radtouren.

Seit 1994 fahren sie jedes Jahr gemeinsam nach Düsseldorf und haben auf P1 schon ihren Stammplatz. Den wollte früher nämlich keiner, da er damals noch nicht an Strom und Wasser angeschlossen war. Im vergangenen Jahr haben noch rund 25.000 weitere Fans mit den beiden vor den Messehallen gecampt – darunter sind auch Aussteller, Fachbesucher und Journalisten.

Viele in Deutschland besitzen ein Heim auf Rädern zum Verreisen. Zusammengenommen sind etwa eine Millionen Caravans unterwegs. „Die Zahl der angemeldeten Caravans hat aber auch nie abgenommen in Deutschland“, sagt Hans-Karl Sternberg, Geschäftsführer des Caravaning Industrie Verbands (CIVD). Auch wenn die Finanzkrise die Caravan-Hersteller traf und die Produktion neuer Wagen gedrosselt wurde, geht es nun wieder steil bergauf.

Die stetig steigende Anzahl an Wohnwagen und Wohnmobilen ist durch ständige Neukäufe zu erklären. Wohnmobilfahrer wie Uwe und Britta Maas kaufen sich in regelmäßigen Abständen ein neues Wohnmobil. Alle fünf Jahre lassen sie sich wieder ein neues Modell nach ihren Wünschen anpassen. Dabei gönnen sie sich auch gerne beheizbare Handtuchhalter, eine Eiswürfelmaschine und ein Fenster, das sich bei Regen automatisch schließt.

Dass Camper sich nach einer gewissen Zeit einen neuen Caravan kaufen, ist laut Sternberg die Regel. „Heute bekommt man auch nach zehn Jahren noch die Hälfte des Kaufpreises wieder. Caravans sind relativ wertstabil.“ Das liegt an der langen Lebensdauer. Ein Wohnwagen ist ungefähr 30 Jahre lang verkehrstüchtig, ein Wohnmobil etwa 25 Jahre lang. Die wenigsten werden danach an den Hersteller zum Recycling zurückgegeben. Viele werden zu Gartenlauben umgebaut oder auf Dauer-Campingplätzen eingesetzt.


Wellness und Wlan im Wohnwagen

Mitverantwortlich für den Boom in der Wohnwagen- und Wohnmobilbranche ist der Zuwachs an gut verdienenden Kunden, wie der CIVD ermittelte. Sie können und wollen sich die neueste Technik in besonders komfortablen Wagen gönnen. Denn mit dem Caravan zu verreisen, bedeutet schon lange nicht mehr, auf den einen oder anderen Luxus verzichten zu müssen.

Diesem Trend haben sich auch die Campingplätze in Deutschland angepasst, wie Reinhard Meyer, Präsident des Deutschen Tourismusverbandes, weiß. Mittlerweile gibt es schon Campingplätze mit einem eigenen Wellnessbereich oder Massageangeboten. Besonders wichtig sei, dass verstärkt auch kostenloses Wlan, was es in Hotels schon lange gibt, zur Verfügung gestellt wird.

Den größten Trend der Messe bilden allerdings kleine Caravans und umgebaute Kastenwagen sowie teilintegrierte Fahrzeuge. Sie machen zwei Drittel der Neuzulassungen aus. Denn sie sind vergleichsweise günstig und gut als Einsteigermodell geeignet. Schließlich werden die Wohnmobil- und Wohnwagenfahrer jünger, wie der CIVD festgestellt hat.

Die meisten Camper bleiben auf ihren Reisen im eigenen Land – auch Uwe und Britta Maas. Sie reisen gerne von ihrer Heimat in Norddeutschland bis in den Süden, zum Beispiel zum Schloss Neuschwanstein und nehmen sich dafür mehrere Wochen Zeit. So wie sie machen es 87 Prozent der Camper. Die restlichen Besucher der Campingplätze stammen zu großen Teilen aus den Niederlanden, der Schweiz und Belgien.

Im europaweiten Vergleich sind allerdings die Schweden beim Camping Spitze: Auf 10.000 Einwohner kommen dort 292 Caravans.

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