Der Werber-Rat Was sollen wir tun?

Die Handlungsfreiheit der Werbebranche wird immer stärker eingeschränkt. Doch die neuen, lokalen Regeln passen nicht in unsere heutige Zeit, in der die Bürger sich ihre Informationen weltweit besorgen können.

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Im Internet gelangen wir schon seit Jahren an jede Information, an beliebig viele Bilder und Werbespots. Quelle: dpa

Was zeichnet gute Werbung aus? Werbung, die nachhaltig wirken will, die zeitgemäß und auch innovativ ist, die unterhält und informiert, die sich ihrer Sache sicher ist. Die im besten Sinne überrascht und prägt.

Wir werden in den kommenden Wochen wieder viele Beispiele für – im Wortsinn – ausgezeichnete Werbung sehen. Die Saison der Werbefestivals und Awardverleihungen hat begonnen, worauf ich mich wirklich freue. Unsere Branche wird erneut glänzen und sich dabei auch selbst bespiegeln. Das gehört dazu, Werber wären sonst keine Werber.

Kreative Höchstleistungen benötigen jedoch den passenden Rahmen. Und um den geht es mir noch einmal in diesem Werber-Rat, der mein letzter sein wird. Es geht mir um Gestaltungsspielraum und Handlungsfreiheit für unsere Branche, weil daraus Motivation und Energie erwächst. Weil dies entscheidende Komponenten für unternehmerisches Handeln sind.

Hieraus leite ich meine Überzeugung ab, dass der Gesetzgeber so wenig Regeln wie möglich aufstellen und möglichst wenig Restriktionen und Verbote für die Werbeindustrie aussprechen sollte.

Immer umfassendere Werbeeinschränkungen passen einfach nicht in unsere Gesellschaft, deren Basis die Selbstbestimmtheit, die Entscheidungs- und Wahlfreiheit der Bürger ist.

Im Internet gelangen wir schon seit Jahren an jede Information, an beliebig viele Bilder und Spots, und zwar global. Aber ausgerechnet in der Welt der Werbung und Waren soll dies, innerhalb von Landesgrenzen, immer weniger gelten? Das ist ein krasser Widerspruch.

Was sollen wir tun? Diese Schlüsselfrage hat bereits Immanuel Kant im Jahr 1781 in seinem Werk „Kritik der reinen Vernunft“ gestellt.

Diese Frage und die Antworten darauf bilden auch die Basis der Ethik in der Wirtschaft. Weil sie unser Verhalten erklären können – und damit auch Hinweise auf die Wirkung von Kommunikation und Werbung geben. Und weil unsere Reflexion darauf klärend wirkt.

Ich möchte mich, nach 50 Werber-Rat-Kolumnen, als Gastautorin von Ihnen verabschieden und mich herzlich bedanken für das Interesse, die produktive Auseinandersetzung und die Kritik, wenn ich über unsere Branche geschrieben habe.

Dass es auch an dieser Stelle ohne jede Frauen-Quotenregelungen geht, zeigt einmal mehr meine Kollegin Franziska von Lewinski, die nun jeden Montag den Werber-Rat im Handelsblatt schreiben wird. Ich freue mich sehr auf ihre Beiträge.

Die Autorin: Marianne Heiß ist Finanzchefin der Agentur BBDO Germany. Sie ist eine von sechs Kolumnisten, die an dieser Stelle im täglichen Wechsel über Kommunikation schreiben.

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