Deutsche Bank Ex-Händler klagt gegen 84-Millionen-Bonus

Während der Finanzkrise zahlte die Deutsche Bank ihren Angestellten teils achtstellige Gehälter. Ein Ex-Händler klagt nun dagegen – allerdings nicht, weil er diese für ungerechtfertigt hält.

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Die Deutsche Bank wird mal wieder verklagt. In diesem Fall geht es um Bonusgehälter in Zeiten der Finanzkrise. Quelle: AFP

Ex-Deutsche-Bank-Händler Yves Paturel verklagt seinen ehemaligen Arbeitgeber. Der Banker, der im Zuge der Libor-Untersuchungen von dem Geldinstitut gefeuert wurde, kritisiert die Millionen-Boni, die die Bank während der Finanzkrise 2008 und 2009 an leitende Kollegen zahlte – allerdings nicht wegen der Höhe, sondern weil er selbst „nur“ 4,3 Millionen Euro erhielt. Wenn der für die Bank erzielte Gewinn eingerechnet werde, bliebe seine Sondervergütung weit hinter denen dieser Kollegen zurück, erklärte Paturel den Gerichtsunterlagen zufolge. In seinem Vertragsverletzungsverfahren bemüht sich Paturel um bis zu fünf Millionen Pfund an Bonuszahlungen. Er hatte das Verfahren ursprünglich gemeinsam mit einem anderen Händler eingereicht, dieser sprang jedoch ab.

Im Gefolge der Finanzkrise gingen Politiker und Aufsichtsbehörden gegen überzogene Bankervergütungen vor und zogen einen Schlussstrich unter Belohnungen, wie sie in der Klage von Paturel beschrieben werden. Dennoch bietet dieses Verfahren einen guten Einblick in die Vergütungen in der Bankenwelt, bevor die Branche im Sumpf immer neuer Skandale versank. „Diese Boni stellen ein einmaliges Szenario dar“, sagt Jason Kennedy, Chef des Stellenvermittlers Kennedy in London. „So etwas wird es in unserer Generation nicht noch einmal geben.“

Auf die Einschränkung der Boni durch die Aufsicht folgte eine Welle von Klagen – die Ergebnisse waren unterschiedlich. Paturel hat den Unterlagen zufolge Andrew Hochhauser als Anwalt gewinnen können, der schon 104 Dresdner-Kleinwort-Banker in einer Klage gegen die Commerzbank vertreten hatte. Der Anwalt erstritt 50 Millionen Euro im bislang größten Bonusverfahren in Großbritannien.

Paturel zufolge hat der Deutsche-Bank-Händler Christian Bittar, der auch in die Libor-Untersuchungen verwickelt ist, für 2008 einen Bonus von 84 Millionen Euro erhalten und für 2009 noch 63 Millionen Euro. Carl Maine, der Paturel zufolge den gleichen Rang eines Directors wie er selbst innehatte, erhielt demnach für 2008 einen Bonus von 38 Millionen Euro.

Die Deutsche Bank weist die Vorwürfe zurück und erklärt zu ihrer Verteidigung, dass Maine und Bittar 2008 und 2009 keine Ermessenszahlungen erhalten hätten. Stattdessen habe ihre Vergütung auf anderen Metriken basiert, die sich nach „vertraglichen Vereinbarungen“ richteten. Diese Zahlungen, die auf einer Beteiligung am Gewinn basierten, wurden nach dem Jahr 2009 eingestellt, erklärte die Bank.


Ein Prozent des erwirtschafteten Geldes

Paturel sei aufgrund einer Anweisung des New York Department of Financial Services bezüglich der Interbankensätze entlassen worden, erklärte die Deutsche Bank in einer Stellungnahme per E-Mail. Seine Forderung weiterer Vergütungen, die auf Informationen basiere, die inakkurat und unverifiziert seien, sei gegenstandlos, und die Bank werde dagegen vorgehen.

Der Klageschrift zufolge wurden Paturel für 2008 rund 1,3 Millionen Euro zugestanden – das entspricht etwa einem Prozent der 133 Millionen Pfund, die er für das Jahr erwirtschaftet hatte. Ihm wurde gesagt, dass alle Mitglieder im Bereich Geldmarkt-Derivate gleich behandelt worden seien und er solle froh sein, dass er nicht den Rang eines Managing Directors innehabe, denn bei diesen seien die Einschnitte noch größer ausgefallen. Bittar war zu dem Zeitpunkt Managing Director und erhielt wohl elf Prozent des von ihm erwirtschafteten Gewinns, erklärte Paturel.

Die Deutsche Bank hatte den Händler im April 2015 entlassen, als die Bank die Rekordstrafe von 2,5 Milliarden Dollar zahlen musste, um Untersuchungen ihrer Rolle bei der Manipulation des Londoner Interbankensatzes in den USA und in Großbritannien beizulegen.

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