Deutsche Bank Fitschen unter Betrugsverdacht – und bald vor Gericht

Der Chef der Deutschen Bank findet sich bald auf der Anklagebank wieder: Das Landgericht München lässt die Anklage gegen Jürgen Fitschen zu. Dem Banker droht zum Ende der Karriere ein langer Kampf um seine Reputation.

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Das Landgericht München hat die Anklage wegen versuchten Betrugs gegen den Co-Chef der Deutschen Bank zugelassen. Quelle: Reuters

München Deutsche-Bank-Co-Chef Jürgen Fitschen muss sich vor Gericht verantworten. Das Landgericht München habe die Anklage wegen versuchten Betrugs im Kirch-Prozess gegen Fitschen und weitere Ex-Manager der Bank in vollem Umfang zugelassen, sagte eine Gerichtssprecherin am Montag der Deutschen Presse-Agentur in München.

Der Prozess soll am 28. April beginnen, hatte eine Sprecherin vergangene Woche unter Verweis auf eine endgültig ausstehende Entscheidung mitgeteilt. Fitschen soll sich gemeinsam mit den ehemaligen Bankchefs Rolf Breuer und Josef Ackermann sowie den Ex-Vorständen Clemens Börsig und Tessen von Heydebreck wegen des Verdachts auf Prozessbetrug verantworten müssen. Hintergrund ist der Prozess um die Pleite des Kirch-Imperiums.

Dem 66-jährigen Fitschen, der zudem Präsident des Privatbankenverbandes BdB und damit Sprachrohr einer ganzen Branche ist, droht zum Ende seiner Karriere ein kräftezehrender Kampf um seine Reputation. Allerdings wäre Fitschen nicht der erste Deutsche-Bank-Chef, der sein Büro zeitweise mit dem Gerichtssaal tauschen müsste: Der Mannesmann-Prozess zwang Fitschens Vorgänger Ackermann dazu. Der Prozess lief allerdings schon, als Ackermann sein Amt antrat.

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass die fünf Manager mit falschen Angaben vor Gericht Schadenersatzzahlungen an die Erben des verstorbenen Medienunternehmers Leo Kirch verhindern wollten. Die Angeklagten hatten diesen Verdacht zurückgewiesen.

Wie es im Fall Kirch weitergeht, dürfte auch Einfluss darauf nehmen, inwiefern die Deutsche Bank sich zumindest einen Teil der gezahlten 925 Millionen von ihrem Ex-Chef Breuer zurückholt. Schließlich waren es wenige Worte in einem Fernsehinterview, mit denen Breuer Anfang Februar 2002 den ganzen Ärger auslöste: „Was alles man darüber lesen und hören kann, ist ja, dass der Finanzsektor nicht bereit ist, auf unveränderter Basis noch weitere Fremd- oder gar Eigenmittel zur Verfügung zu stellen“, sagte Breuer über Kirchs Kreditwürdigkeit.

Wenige Wochen später meldete Kirch Insolvenz an – und hatte bald einen Schuldigen für die Pleite seines weit verzweigten Medienimperiums (ProSieben, Sat.1, N24) ausgemacht: „Der Rolf hat mich erschossen!“ Den Millionen-Vergleich mit der Deutschen Bank - fast auf den Tag genau zwölf Jahre nach dem Breuer-Interview - erlebte Leo Kirch nicht mehr, er starb im Sommer 2011. Sein Vermächtnis macht der Deutschen Bank noch heute zu schaffen.

Richter Noll dürfte den Prozess selbst zu Ende führen, auch wenn er während der Verhandlung an das Oberlandesgericht versetzt wird. Auf diese Lösung hat sich die Justiz verständigt, um eine monatelange Hängepartie für die Angeklagten zu vermeiden. Noll hatte sich um eine Beförderung an das Oberlandesgericht beworben, konkurriert aber mit einem anderen Juristen um den Posten. Wer von den beiden sich durchsetzt, muss das Verwaltungsgericht entscheiden.

Für Aufsehen sorgte Noll zuletzt mit der Einstellung des Bestechungsprozesses gegen Formel-1-Boss Bernie Ecclestone – gegen 100 Millionen US-Dollar Geldauflage.

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