Digitalisierung Jeder dritte Banker könnte durch eine Maschine ersetzt werden

Die Digitalisierung schreitet voran. Sie wird Jobs kosten, so viel ist sicher. Auch das Bankgeschäft wird digital umgekrempelt – laut einer neuen Studie stärker als gedacht. Jeder dritte Arbeitsplatz könnte verschwinden.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Auch an der Wall Street fürchtet man sich vor den Auswirkungen der Digitalisierung. Quelle: dpa

Die Digitalisierung ist nicht aufzuhalten: Auch bei den Investmentbanken, bisher der Inbegriff für die Geldmaschinen des Finanzsektors, dürften neuen Technologien Einzug halten – und den menschlichen Angestellten rund ein Drittel der Arbeit abnehmen. Das geht aus einer Studie der Unternehmensberatung McKinsey hervor. Der Wandel führt an der Wall Street bereits zu Verlustsorgen – und dürfte laut der Untersuchung möglicherweise in wenigen Jahren vonstatten gehen.

Kognitive Technologien – also Programme oder Maschinen, die Aufgaben ausüben, für die einst das menschliche Gehirn unerlässlich war – sind heute billig genug zu haben, damit Banken sie auch im Breitengeschäft wie etwa dem Handel einsetzen können. Das hat Vorteile: Solche automatisierten Prozesse werden laut McKinsey „Kapazitäten freisetzen“ und es Mitarbeitern ermöglichen, sich auf Aufgaben mit höherem Wert zu konzentrieren. Dadurch könnten unter anderem neue Ideen besser entstehen.

„Der Trend gewinnt wirklich an Fahrt und wird die Branche in den kommenden zwei bis drei Jahren verwandeln“, erklärt Jared Moon, McKinsey-Partner und einer der Autoren der Studie. Das Beratungsunternehmen prognostiziert, dass kognitive Technologien 20 bis 30 Prozent der Mitarbeiter etwa im Handelsgeschäft freisetzen werden.

Hilfe, ein Roboter klaut meinen Job!

Für die Betroffenen sind das keine guten Nachrichten. Längst hat die Automatisierung die Wall Street in Unruhe versetzt, weil Angestellte sich Sorgen machen, dass sie von Maschinen ersetzt werden. Diese Maschinen sind dazu in der Lage, große Datenmengen zusammenzustellen und zu analysieren, Verträge zu interpretieren oder die Kunden zu beraten. Und das sind nur einige der Fähigkeiten, die die Studie beschreibt. Doch es gibt auch eine erfreuliche Nachricht: Unternehmen, die bereits mitten im Wandel stecken, entlassen demnach keine Mitarbeiter.

„Die Technik hilft, wertvollen Experten mehr Zeit für anderes einzuräumen“, sagt Moon. „Die Angestellten müssen neue Fähigkeiten nutzen. Zwar wird manuelle Arbeit zurückgefahren, dafür ist mehr möglich rund um die Themen Analytik, Transformation und Wandel.“

Die dunkle Seite der Technik


Die Ergebnisse der Studie spiegeln wider, was Jamie Dimon, Chef von JPMorgan Chase & Co., im vergangenen Monat gesagt hatte: Technologie schaffe Chancen, während sie die Kosten in Grenzen halte, so Dimon. Er prognostizierte, dass die Zahl der Mitarbeiter seiner Bank, immerhin der größten der USA, in den kommenden 20 Jahren stabil bleiben oder sich sogar noch erhöhen könnte.

Die McKinsey-Studie deutet aber auch eine mögliche Kehrseite des Zukunftsszenarios an: Banken, die sich der Automatisierung annehmen, werden zwar effizienter, innovativer und flinker. Doch Wettbewerber, die den Wandel verschlafen, könnten den Anschluss verlieren.

Jedenfalls gibt es reichlich Beispiele dafür, dass neue Technologien die Zahl der Bankmitarbeiter schrumpfen lässt. Gary Cohn, der im vergangenen Jahr als Präsident der Investmentbank Goldman Sachs zurücktrat, hatte bereits 2011 gegenüber Investoren erklärt, dass es vor allem Technologie gewesen sei, die es der Bank ermöglicht habe, der Anzahl der Mitarbeiter im Aktienhandel im vorangegangenen Jahrzehnt um mehr als die Hälfte zu reduzieren. Einen ähnlichen Trend verzeichnete ihm zufolge der Devisenbereich.

Diese Jobs sind vom Aussterben bedroht
Finanzbeamte Quelle: Fotolia
Versicherungsmakler Quelle: dpa
Maschinenführer Quelle: dpa
Flugbegleiter Quelle: dapd
Juwelier Quelle: dpa
Chris Minore Quelle: AP
Zeitungsredakteur Quelle: Fotolia

In der vergangenen Woche veröffentlichte das Business-Netzwerk LinkedIn schließlich eine Umfrage unter mehr als 1.000 Finanzprofis. Diese ergab, dass sich rund ein Viertel Sorgen macht, die digitale Automatisierung könnte zu einem Abbau von Arbeitsplätzen führen.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%