News Bilder des Tages Bundeskanzler Olaf Scholz L spricht mit Finanzminister Christian Lindner R vor der Ministerpraesidentenkonferenz im Kanzleramt in Berlin am 2. November 2022. Ministerpraesidentenkonferenz in Berlin *** Chancellor Olaf Scholz L speaks with Finance Minister Christian Lindner R before the State Premiers Conference at the Chancellery in Berlin on November 2, 2022 State Premiers Conference in Berlin Quelle: imago images

BörsenWoche Editorial Her mit der Aktienrente!

Die Ampel-Koalition hat sich offenbar auf Grundzüge der lange erwarteten Aktienrente geeinigt. Das wurde auch Zeit!

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Um die sogenannte Aktienrente, ein Kernprojekt der Ampelkoalition, war es zuletzt arg still geworden. Jetzt aber scheint Bewegung in die Sache zu kommen. Laut „Frankfurter Allgemeiner Zeitung“ gibt es inzwischen ein Eckpunktepapier mit mehr Details zur Ausgestaltung.

Demnach soll der Bund im kommenden Jahr mindestens zehn Milliarden Euro als Schulden aufnehmen und in den Kapitalstock der Aktienrente investieren. Ab 2030 sollen die Erträge daraus die gesetzliche Rentenversicherung unterstützen. Für den Fonds sei „eine global-diversifizierte, langfristige und kontinuierliche Kapitalanlage geplant“, zitiert die FAZ aus dem Papier. Im ersten Halbjahr 2023 wolle die Ampel die gesetzlichen Grundlagen dafür schaffen.

Die Ampelpläne sind eine Renten-Revolution

Der Einstieg in die teilweise Kapitaldeckung der Rente ist nicht weniger als eine Revolution. Dass die Ampel und allen voran Finanzminister Christian Lindner dieses Mammutprojekt nun offenbar oben auf die Agenda setzt, ist begrüßenswert – und notwendig. Aktuell stützt der Bund mit 100 Milliarden Euro jährlich das Umlagesystem, das durch die Alterung der Gesellschaft in strukturelle Schieflage geraten ist; ein Problem, das auf absehbare Zeit bestehen bleiben und sogar noch größer wird.

Die staatlich geförderte private Zusatzrente („Riester“) sollte dies Problem vor zwei Jahrzehnten lösen – funktioniert hat das nicht. Wer in den vergangenen Jahren einen Riester-Fondssparplan abgeschlossen hat, dem kommen beim Blick ins Depot derzeit wahrscheinlich die Tränen.

Denn das dort ausgewiesene Guthaben wird die eingezahlten Beiträge oft deutlich unterschreiten. Schuld ist die Zinswende: Weil Riester-Anbieter mindestens die eingezahlten Beiträge garantieren müssen und das niedrige Zinsniveau lange keinen Spielraum für risikoreichere Anlageklassen bot, konnte Geld fast nur in Anleihen angelegt werden.

Deren Kurse brechen mit steigenden Zinsen ein, entsprechend mau sieht die Kursentwicklung vieler Riester-Fondssparpläne aus. Die Folge: Mehr zu schaffen als die gesetzliche Garantie, also bei Renteneintritt nominal die eingezahlten Beiträge wieder herauszubekommen, ist erst einmal schwieriger geworden.

Zumal die grundlegenden Probleme bei Riester wie hohe Kosten und ausufernde Bürokratie die Rendite zusätzlich drücken. Bei all diesen Schwierigkeiten könnte eine zentral verwaltete Aktienrente ohne Garantie Abhilfe schaffen. Denn ohne eine Garantie der Beiträge lässt es sich flexibler und somit chancenreicher anlegen.

Ein Allheilmittel ist die Aktienrente dennoch nicht. Denn so schädlich die Beitragsgarantie bei Riester auch wirkt, bleibt Planbarkeit bei der Rente ein wichtiger Faktor. Die umlagefinanzierte Rente hat diese Planbarkeit bisher immer gewährleistet – und der politische Wille, dass das so bleibt, ist ein riesiger, oft unterschätzter Faktor, der für das Umlagesystem spricht. Eine solche Planbarkeit wird eine Aktienrente niemals bieten können.

Nichtsdestotrotz ist die Aktienrente, so wie es auch im Koalitionsvertrag steht, als Ergänzung zum bisherigen System sinnvoll und notwendiger denn je. Es wird daher höchste Zeit, dass die Koalitionäre ihre revolutionären Rentenpläne mit Leben füllen.

Ihr

Georg Buschmann

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