DVAG gegen AWD Mission Rufmord

Seite 2/3

„Meine Kampagne lief wie geschmiert“

Laut seinem Buch war Stefan Schabiroskys erstes Treffen mit den DVAG-Leuten damals im Sheraton Hotel am Airport Frankfurt. In seiner Tasche steckte bereits die Präsentation zu seinem „Unternehmen Donnerwetter“. Über zehn Jahre lang hat er vorher für den Finanzdienstleister AWD gearbeitet. Jetzt will er ihn zerstören. Mit illustrer Hilfe: Laut Buch erscheint neben seinem Verbindungsmann Schneider damals zu seiner Überraschung auch Bohl persönlich (damals bereits im Vorstand der DVAG).

So beginnt jedenfalls das Buch des ehemaligen Finanzvertreters, in dem er eine gigantische und angeblich von der DVAG bezahlte Attacke auf den Konkurrenten beschreibt, wie sie die deutsche Wirtschaftsgeschichte wohl noch nicht gesehen hätte.

Die DVAG und der AWD waren immer schon beinharte Konkurrenten. Die DVAG, geführt von Reinfried Pohl ebenso wie das Carsten-Maschmeyer-Baby AWD. Zwei Männer, die sich nichts schenkten. Und Schabirosky ist ein intimer Kenner des Geschäfts. Offiziell sei er bald nach dem ersten Treffen in Frankfurt als selbstständiger Berater für Vertriebscontrolling angeheuert worden, wie er nun verrät.

Mehr als eine halbe Million Euro habe er über die Jahre von seinen neuen Auftraggebern kassiert, schreibt der heute 46-Jährige. Nicht genug, wie er fand. Und hatte man sich nicht schon anfangs auf zwei Millionen Euro verständigt, wenn es ihm gelänge, den AWD wirklich zu zerstören? Den siebenstelligen „Jackpot“ habe er immer vor Augen gehabt, schreibt Schabirosky. Doch die Millionen kamen nie. Dabei zog er doch eigenem Bekunden nach alle Register der Diffamierung.

Die erste kritische Maschmeyer-Geschichte unterzubringen, habe noch ein Dreivierteljahr gedauert, beschreibt der Autor. Danach brachen offenkundig Dämme, wenn man Schabirosky Glauben schenkt, der sich irgendwann im Buch wundert: „Meine Kampagne lief wie geschmiert: Ich ersann wilde Verdächtigungen gegen den AWD. Von der DVAG finanzierte Juristen machten daraus wohlklingende Schriftsätze an Behörden, mit denen ich bei Journalisten hausieren ging.“ Und weiter: „Die Presse stieg auf meine Story ein. Was einige dann druckten, waren in großen Teilen bloß Verdächtigungen. Bewiesen war nichts. Hauptsache, der Ruf des AWD und der seines Gründers Carsten Maschmeyer waren ramponiert.“ Schabirosky hat auch die Mails akribisch gesammelt, die er mit Journalisten bei „ Spiegel“, „Stern“, „Süddeutscher Zeitung“ oder auch der NDR-Redaktion von Report tauschte. Alle gehörten demnach zu den Abnehmern seiner vielfach frisierten Belege, schildert er. Große Anti-Maschmeyer-Dokumentationen entstanden auf diese Weise fürs Fernsehen, ebenso ein Buch. Das Perpetuum Mobile einer heiß laufenden Mediendemokratie.

Schabiroskys Bekenntnisse sind deshalb nicht nur für die DVAG heikel. Seine „Informationen“ dienten etlichen Journalisten als Basis harter Abrechnungen mit dem ohnehin vielfach gescholtenen „Finanzhai“ aus Hannover. Man vertraute sich. Das war falsch, schreibt Schabirosky nun selbst. Aber der Betrug war so einfach. Ein Journalist erklärte ihm, für eine größere Attacke brauche man als Anlass und Grundlage eine Strafanzeige, also ließ er über eine angesehene Hamburger Kanzlei eben eine einreichen bei der Finanzaufsicht Bafin. Prompt wurde berichtet. Der AWD-Kurs sackte ab. Wieder ein Grund für Berichterstattung.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%