Ende der Kostenlos-Kultur? Wo Sie immer noch nichts fürs Girokonto zahlen

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Wie häufig sind Gebühren für Bargeldabhebungen?


Worauf muss man bei der Wahl des Kontos achten?

Bei der Wahl des Girokontos spielen die Gebühren die größte Rolle. Viele Banken werden dabei regelrecht kreativ: „Teilweise haben wir Gebühren festgestellt, die gewöhnungsbedürftig sind“, sagt Frank Christian Pauli, Finanzexperte des Bundesverbands der Verbraucherzentralen. So verlange die Sparkasse Rhön-Rennsteig bei ihrem Girosmart-Modell, das im Monat 3,90 Euro kostet, selbst bei Geldeingang Gebühren.

Besonders dreist warb die Sparda-Bank West mit einem „kostenlosen Girokonto“, doch bei Abschluss des Kontos wurde dem Kunden eine Gebühr in Höhe von zehn Euro für die Ausstellung der Girokarte abgeknöpft. Das Landgericht Düsseldorf entschied, die Sparda-Bank West dürfe ihr „Gratiskonto“ nicht weiter als ein solches bewerben. Das Urteil ist zwar noch nicht rechtskräftig – doch die Bank hat die irreführende Werbung von ihrer Internetseite verbannt. Bei vielen Instituten kostet die Kreditkarte eine Gebühr, sie ist jedoch oft nur optional.

Auch den angebotenen Dispozins des jeweiligen Kreditinstituts müssen Verbraucher prüfen. Sollte der Kontostand mal in den roten Bereich rutschen, bitten viele Banken ihre Kunden mit Zinsen zwischen 6 und 14 Prozent zur Kasse. In diesem Punkt lohnt sich ein Vergleich. 

Ebenfalls wichtig ist für viele Verbraucher das Thema Service und Kundenservice. Direktbanken, wie die DKB oder ING-DiBa, gewinnen durch kostenlose Onlinekonten zunehmend an Popularität. Im Gegensatz zu Filialbanken, agieren Direktbanken jedoch ohne eigenes Filialnetz und pflegen keinen persönlichen Kontakt zu ihren Kunden. Diese müssen also für das kostenlose Konto auf den Gang in die örtliche Bankfiliale verzichten. Hinzukommt: Wer beispielsweise Geld nur mit dem klassischen Überweisungsträger transferiert, zahlt bei fast jeder Online-Bank eine Gebühr. Bei der Smartphone-Bank N26 ist die traditionelle Form des Geldverschickens gar nicht möglich.

Warum erheben Banken überhaupt Kontoführungsgebühren?

Seit Jahren liegt der Leitzins in der Euro-Zone bei null, die Geldhäuser verdienen kaum mehr etwas, wenn sie überschüssige Mittel sicher am Kapitalmarkt anlegen wollen. Zugleich schwinden die Margen im Kreditgeschäft. „Es wird eine Bewegung hin zu einer stärkeren Bepreisung  von Bankdiensten geben“, erwartet deshalb der Chef des Bankenverbandes BdB, Kemmer. Ähnlich sieht das Dirk Schiereck, Bankenprofessor an der Technischen Universität Darmstadt: „Auch wenn die Ertragslage bei vielen Banken jetzt noch ordentlich ist - in den nächsten Jahren ist mit einem Wegbrechen der Erträge zu rechnen“, sagt er. Er sieht zwei Möglichkeiten zum Gegensteuern: Die Banken „können die Kosten senken, was auch schon passiert. Und sie können versuchen, ihre Einnahmen zu steigern.“

Wie häufig sind Gebühren für Barabhebungen?

Häufiger als gedacht – das hat das Finanzvergleichsportal Biallo jüngst öffentlich gemacht: Demnach verlangen 40 Sparkassen und mindestens 150 Volks- und Raiffeisenbanken Gebühren bei zumindest einem ihrer Kontomodelle für Bargeldabhebungen an Automaten der eigenen Bankengruppe. Viele Geldinstitute räumen ihren Kunden ein monatliches Kontingent von Gratisabhebungen ein und kassieren beispielsweise erst nach dem fünften Besuch eines Geldautomaten.

Doch es geht noch weiter: Einige Volks-und Raiffeisenbanken lassen ihre Kunden ebenfalls zu bestimmten Zeiten extra bezahlen. So berichtete das Finanzportal biallo.de, dass Bargeldabhebungen in der Mittagspause oder nach Feierabend kostenpflichtig sind.  Kunden, die nach 18 Uhr Bares aus dem Automaten ziehen, wird die zusätzliche Gebühr nicht mal angezeigt. Für die Banken handle es sich hierbei nicht um eine „ Abhebegebühr“, sondern um eine „Buchungspostengebühr“, die erst bei Kontoabschluss ausgewiesen wird.  Die Kondition sei Teil des Vertrags, den ein Kunde bei Kontoeröffnung mit der Bank abgeschlossen habe, so ein Sprecher der Frankfurter Volksbank.

Viele Privatbanken haben sich zu Verbünden zusammengeschlossen, an deren Automaten alle Kunden der beteiligten Banken mit ihrer Girokarte gratis abheben können. In der Cash Group sind die Deutsche Bank, die Postbank, die Commerzbank und die Hypo-Vereinsbank. Sie kommen auf deutschlandweit 9000 Automaten. Die Konkurrenz der Cash-Pool-Banken zählt rund 3000 Automaten. Sie stehen etwa Kunden der Sparda-Banken, der Targobank, der Santander-Bank kostenlos zur Verfügung.

Allerdings sind Bankautomaten ein Kostenfaktor, im Schnitt kostet jeder aufgestellte Geldautomat die Bank jährlich 13.000 Euro. Im Rahmen von Filialschließungen dünnen die großen Bankengruppen auch das Automatennetz aus.  Diese Situation nutzen private Automatenbetreiber aus und stellen eigene Geldautomaten auf. Die Betreiber, meist unbekannte Privatbanken aus dem Ausland, verlangen häufig saftige Gebühren, warnen Verbraucherschützer.

Direktbanken wie die ING-Diba oder die DKB haben praktisch keine eigenen Geldautomaten. Kunden zahlen beim Abheben mit ihrer Girokarte immer, können jedoch mit ihrer Kreditkarte unbegrenzt und weltweit kostenlos Bargeld abheben. Zuletzt führte jedoch die DKB einen Mindestabhebe-Betrag von 50 Euro ein. Ähnlich bei der Smartphone-Bank N26: Kunden können drei bis fünf Mal an allen Geldautomaten kostenlos abheben – danach kostet jeder Gang zum Automaten zwei Euro.

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