Anleitung zum Müßiggang Faulsein mit Stil

„Anleitung zum Müßiggang“. Tom Hodgkinsons Besteller ist nach zehn Jahren neu aufgelegt worden. Es ist seither nicht unbedingt einfacher geworden, den täglichen Aktivitätswahn einfach außen vor zu lassen. Die Top Ten der gepflegten Faulheit.

Abwarten, Tee trinken!Kaffee vor Arbeitsbeginn, Kaffee in der Mittagspause und Kaffee als Überstunden-Überlebenshilfe – kennt jeder. Finger weg, sagt aber Tom Hodgkinson und ruft zum Teetrinken auf. Denn den trinke man langsam und bedächtig – und möglichst gaaaanz entspannt, nicht wie Kaffee, in mächtigen Pappbechern "to go" und hektisch zwischendurch. Sein Vorbild ist die chinesische Teezeremonie, bei der Haltung, Geschirr und Stille eine Einheit eingehen. Kaffee dagegen sollte der Müßiggänger meiden, er sei ein Feind der Ruhe und des Müßiggangs. „Wir sind vom freudlosen Kaffeetrinken befallen und verseucht worden […] Wir sollten uns ihm widersetzen und uns zum Tee bekennen, dem uralten Getränk von Dichtern, Philosophen und Grüblern.“ Quelle: AP
Weg mit dem Wecker!„Der Schlaf ist ein mächtiger Verführer, daher die furchterregende Apparatur, die wir zu seiner Bekämpfung entwickelt haben. Ich meine die Weckeruhr. Großer Gott! Welches boshafte Genie hat diese beiden Feinde des Nichtstuns – Uhr und Wecken – zu einer Einheit zusammengefügt?“ Verschlafen als Sünde? Das gilt vielleicht für die Arbeitswelt aber nicht für Tom Hodgkinson. Er rät, aufzustehen, wenn wir es wollen und erst dann, wenn wir glauben, es lohne sich. Also fort mit dem Wecker und den Tag gemütlich starten. Quelle: dpa
Ein kleiner Spaziergang schadet nie!„Sei ein Flaneur der Mittagspause. Schlendere. Trödele. Lass dich treiben. Es ist ein höchst angenehmes Gefühl, anderen überlegen zu sein und selbst über sein Schicksal bestimmen zu können, wenn man einfach den Schritt verlangsamt und sich willenlos treiben lässt. Auf diese Weise zu schlendern heißt, sich zu weigern, ein Opfer der Stadt zu werden, es hilft einem vielmehr, sie zu erfassen und zu genießen.“ Zur Kunst des rechten Spazierengehens zitiert Hodgkinson Walter Benjamin. Ihm zufolge soll man die Straße, die Bäume so sehen als wäre man gerade in einem fremden Land angekommen. Quelle: dapd
Ein Drink zwischendurch fördert den Müßiggang!„Der Cocktail symbolisiert ein Wohlgefühl des Geistes, also träume all die Träume, die deinem Herzen am nächsten sind. Sie können wahr werden, und zu keiner anderen Zeit wird ihre Erfüllung so nah erscheinen. Denn dies ist die Cocktailstunde.“ Mit Cocktails, Wein oder Bier den Arbeitstag beenden, die irdischen Sorgen zur Seite legen und Geselligkeit zulassen, das rät Hodgkinson dem gewillten Müßiggänger. Den ersten Drink sollte man möglichst früh zu sich nehmen, damit der Abend schön wird. Und wem das noch nicht reicht, für den hat Hodgkinson noch einen Tipp auf Lager: "Absinth tötet dich, aber er bringt dich zum Leben." Quelle: AP
Krank sein, aber richtig!Krank sein ist nervig? Weit gefehlt! Krank sein gehört zum Leben dazu, meint Hodgkinson, und das soll bitteschön akzeptiert werden. Das beste was der Müßiggänger dann machen kann, ist die Krankheit in Ruhe aussitzen und entspannt genesen. Früher gab es tagelange Ruhe- und Liegekuren für Erkältete oder monatelange Aufenthalte in Badeorten für nervös Leidende. Hodgkinsons Tipps für eine schnell Genesung: „Wie es bei vielen anderen Aspekten des müßigen Lebens der Fall ist, ist die vernünftige Lösung für die Krankheit nicht der Versuch, sie zunichte zu machen, sondern Strategien für den Umgang mit ihr zu entwickeln.“ Quelle: dpa
Angeln - altmodisch, aber entspannend!Angeln zur Entspannung? Das ist nicht abwegig, meint Hodgkinson und weiß auch warum: "Der wahre Inhalt des Angelns, sein Kern, ist sicherlich die vollkommene Stille und Reglosigkeit. Es geht darum, ruhig und bewegungslos zu sein; und es geht ums Warten. Es geht um Sein und gleichzeitig Nichtsein. Es ist etwas für Philosophen und Poeten. Ja, es ist Philosophie und Poesie.“ Quelle: dpa
Rauchen befreit von Lastern!Das ständige „Ja“ und „Nein“ sagen zum Rauchen beschreibt Hodgkinson als ständigen Kampf und gibt einen einfachen Tipp ab, wie man sich von diesem Laster befreien kann: „Rauchen heißt Müßiggang, und es ist schwierig, stolz zu sein, wenn man arbeitet und beschäftigt ist. Wie das Angeln verwandelt das Rauchen den gewöhnlichen Menschen in etwas Heldenhafteres, Vollkommeneres; es macht einen Herrn aus einem Sklaven (…) Wie das Angeln bringt das Rauchen Tätigkeit und Untätigkeit miteinander in Einklang. Wenn man raucht, tut man nicht nichts, man raucht. Man ist gleichzeitig beschäftigt und bewegungslos.“ Quelle: dpa
Nichtstun daheim und die Seele baumeln lassen!In einem Sessel zu sitzen und in die Ferne zu blicken, habe etwas Besänftigendes, meint Hodgkinson und plädiert für stilvolle Einfachheit und bescheidenem Rückzug statt Partywahn und Dauerstress. „Ständig auszugehen kann zur Plage werden. Es ist harte Arbeit. Der Versuch, über neuste Bars, Clubs, Kinos, Galerien, Shows oder Bands auf dem Laufenden zu bleiben, ist eine Fulltime-Beschäftigung, und man hat dabei ständig das Gefühl, irgendwo anders passiert irgendwas Besseres. (…) Ganz simpel gesagt, ist zu Hause zu bleiben natürlich der Traum des Müßiggängers, weil so geringe körperliche Mühen damit verbunden sind.“ Quelle: dpa
Pub-Besuche für mehr Geselligkeit!„Der Pub macht aus jedem Mann einen kleinen Herrn. Während des Tages wirst du vielleicht vom Arbeitgeber, von Kollegen oder der Familie schikaniert und beschimpft. Aber im Pub wird dein Selbstbewusstsein wiederhergestellt. Du bist allmächtig, allwissend, du bist eine mächtige Person geworden. Du hast Meinungen, du hast Antworten. Der Pub ist der Ort, wo wir über unsere Träume und Sorgen, unsere Visionen und Pläne reden. Im Pub werden wir alle zu Experten. Wir bringen die Welt in Ordnung.“ Wer im Pub zusammenkommt, kann den Alltagsstress vergessen und mit anderen bei einem Bier und Geselligkeit entspannen, meint Hodgkinson. Oder auch nur bei einem Bier... Deswegen empfiehlt er für den Müßiggang regelmäßige Pub-Besuche. Quelle: dpa
Natur pur! „Der Blick zu den Sternen öffnet unser Inneres für eine andere Wirklichkeit, eine geheimnisvolle ewige Welt jenseits materieller Existenzkämpfe. Trotz der Versuche der Rationalisten, die Sterne lediglich als eine Ansammlung von Sonnen zu erklären, die Lichtjahre entfernt sind, verehren wir sie und freuen uns an ihren Geheimnissen. Die Götter wohnen dort oben, und auch die UFOs.“ Die Sterne anbeten, das tun nur Werwölfe? Mag stimmen, aber nicht für Hodgkinson. Der rät, sich regelmäßig an Mond und Sternen zu erfreuen. Quelle: dpa
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