Das eigentlich Erstaunliche jedoch war: Diese Entwicklung hatte weniger mit der wirtschaftlichen Situation des jeweiligen Unternehmens zu tun – sondern vor allem mit der Konjunktur. Will sagen: Die Bosse konnten sich kaum gegen die kräftige Gehaltserhöhung wehren. Sie waren einfach zur richtigen Zeit am richtigen Ort.
Das gelang auch Alexander Lemm. Der Wirtschaftsinformatiker schloss sein Studium 2008 ab – als die Finanzkrise gerade losging und Absolventen es bei der Jobsuche schwer hatten. Auf einer Bewerbermesse lernte er Vertreter des deutschen IT-Unternehmens Software AG kennen. Er übergab seine Bewerbungsunterlagen und wurde zu einem Interview geladen. Wenig später hatte er den Job.
In den ersten drei Jahren arbeitete Lemm als IT-Berater. Seit Ende 2010 tüftelt der 33-Jährige als interner Berater an neuen Projekten und verdient derzeit etwa 75 000 Euro.
Damit gehört er zu den Top-Verdienern unter Fachkräften. Was nicht nur an seinen Qualifikationen liegt: Dass vergleichbare Tätigkeiten mitunter völlig unterschiedlich bezahlt werden, ist auch abhängig von Branche, Unternehmensgröße und Region – und das auf sämtlichen Hierarchieebenen.
Erhebliche Differenzen
So verdient der Geschäftsführer eines Pharmaunternehmens mit mehr als 5000 Mitarbeitern im Großraum Frankfurt im Jahr laut PersonalMarkt-Berechnungen locker mehr als eine Million Euro – während der Chef einer Zeitarbeitsfirma derselben Größe in derselben Region auf etwa 600 000 Euro kommt. Der Marketingchef eines 500 Mann starken Softwarehauses in München kann mit einem Einkommen von etwa 150 000 Euro rechnen. Sein Kollege aus Potsdam verdient hingegen im Jahr nur 100 000 Euro.
Auch bei Einstiegsgehältern gibt es erhebliche Differenzen: Während für Mediziner im ersten Job durchschnittlich 47 000 Euro drin sind, beziehen Grafiker und Designer magere 32 000 Euro. Für Absolventen sind solche Zahlen besonders wichtig. Denn wer im Gehaltsgespräch zu hoch pokert, riskiert eine Absage. Wer hingegen zu wenig fordert, verkauft sich unter Wert – auch das hinterlässt beim potenziellen Arbeitgeber keinen guten Eindruck.