Ada Lovelace Festival Mint-Fächer müssen endlich Mädchensache werden

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Informatiker sind keine Keller-Kinder

"IT hat ein Vermarktungsproblem", ist Vosseberg ist überzeugt. Das Gerücht vom Nerd mit seiner Brille, der mit Pizzakarton und Cola im Keller sitzt und in seinem Computer verschwindet, halte sich hartnäckig. Und so wollen viele Frauen nicht sein. "Wenn man sich die Teilnehmerinnen des Ada Lovelace Festivals anschaut, sind das ganz viele faszinierende, vielseitige, erfolgreiche Frauen, aber das Gerücht hält sich", sagt Vosseberg, die selbst neben anderen IT-Spezialistinnen auf der Veranstaltung als Keynote-Speaker auftritt.

Ziel der nach der ersten Programmiererin benannten Konferenz ist es, IT-Profis und Tech-Expertinnen von heute und morgen zusammen zu bringen. Zwei Tage lang geht es in Berlin um Wissenstransfer, Erfahrungsaustausch und Inspiration. Solche Veranstaltungen können helfen, das Image der Branche zu verändern, denn keine der Frauen, die dort auftritt, ist ein Nerd ohne Sozialkompetenzen.

Auch Vosseberg findet, dass sich das Image des Informatikers ändern muss, damit der Beruf für mehr Frauen attraktiv wird. "Wahrscheinlich muss man auch an der Ausrichtung des Studiums, am Curriculum, etwas ändern, damit es Männer und Frauen anspricht. Derzeit ist es sehr an den Interessen von Männern orientiert. Aspekte wie Teamarbeit und konkrete Projekte müssen noch besser hervorgehoben werden", sagt sie.

An der Ansprache von Schülerinnen arbeiten die Universitäten, Verbände und Bildungsministerien bereits. Trotzdem: "Wir müssen unsere Anstrengungen weiter erhöhen, Mädchen, aber auch Jungen, schon in der Schule für technische Berufe zu begeistern “, sagt Rohleder von Bitkom. So informiert der Verband mit seiner Initiative „erlebe IT“ in Schulen über die Chancen in IT-Berufen und richtet sich dabei speziell auch an Mädchen. Auf der CeBIT hat Bitkom zusammen mit dem Potsdamer Hasso-Plattner-Institut (HPI) zahlreiche Veranstaltungen für Schülerinnen und Schüler durchgeführt und ihre Berufschancen in der IT erklärt.

In der Oberstufe verlieren Mädchen das Interesse

Das Problem ist laut Vosseberg, dass man die Mädchen in der Mittelstufe noch sehr gut erreichen und auch begeistern könne. Sie selber habe entsprechende Ferienkurse begleitet. Doch in der Oberstufe lasse das Interesse nach. Wenn zum ohnehin vollen Terminkalender noch der Abistress hinzu kommt, landet Programmieren auf dem Haufen der abgelegten Hobbies.

"Die Entscheidungen sind im Einzelfall alle sehr gut nachvollziehbar – ein Mädchen hat sehr gut programmiert, aber auch noch Geige und Tennis gespielt und konnte eben nicht alles machen – aber in der Masse finde ich es schwierig, wenn sich die Mädchen von der Technik abwenden", sagt sie.

Schließlich handele es sich nicht nur um eine spannende Branche, sondern auch um eine, mit der sich Frauen ihren Lebensunterhalt verdienen können und der eine entsprechende Perspektive bietet. Deshalb könne Sie nicht verstehen, warum so wenige Frauen Informatik studieren. Bis es in dieser Hinsicht einen Gleichstand zwischen den Geschlechtern gibt und es keine speziellen Women in Tech-Veranstaltungen mehr brauche, werde es noch sehr lange dauern, ist Vosseberg überzeugt.

Trotzdem: "Ich bin einfach gerne Informatikerin und werde nicht aufgeben, Mädchen und jungen Frauen für das Fach zu begeistern."

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