Ada Lovelace Festival Mint-Fächer müssen endlich Mädchensache werden

Trotz Girls' Day studieren Frauen lieber Sozialarbeit als Informatik. Denn Mint-Fächer sind für viele Frauen nur was für Nerds. Beim Ada Lovelace Festival zeigen weibliche IT-Profis, dass die Realität anders aussieht.

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Die Digitalisierung verspricht ein Jobparadies für digitale Talente. Quelle: dpa

Augusta Ada Byron King, besser bekannt als Ada Lovelace, hat das erste Computerprogramm der Welt geschrieben. Heute, fast 200 Jahre später, tragen Veranstaltungen und Initiativen ihren Namen, die Mädchen und junge Frauen für die sogenannten Mint-Fächer begeistern sollen. Denn trotz Gleichberechtigung und Förderprogramme setzen Mädchen und junge Frauen immer noch lieber auf geisteswissenschaftliche Fächer als auf Informatik. Derzeit liegt der Frauenanteil in den Unternehmen der Informationstechnologie- und Telekommunikationsbranche bei nur rund 15 Prozent, wie der Branchenverband Bitkom berichtet. Auf sechs männliche IT-Spezialisten kommt also nur eine Frau.

Bei Karin Vosseberg, Professorin für IT-Systemintegration und Software Engineering an der Hochschule Bremerhaven, sitzen manchmal nur ein bis zwei Frauen in der Vorlesung. "Wir haben jeweils 40 Informatik- und 40 Wirtschaftsinformatikstudenten, vielleicht zehn Prozent sind Frauen", sagt sie.

Bei den IT-Ausbildungsberufen stagniert der Anteil weiblicher Azubis sogar bei acht Prozent. "Wie bei der Berufswahl insgesamt kommt es auch innerhalb der mathematisch-naturwissenschaftlichen und den Technik-Berufen zu einer geschlechtsspezifischen Wahl", sagt Wilhelm Adamy vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB). Eine Studie des DGB zeigt: Wenn sich junge Frauen schon für eine mathematisch-naturwissenschaftliche Ausbildung entscheiden, dann wählen sie wesentlich häufiger ein Mathematik- (48,2 Prozent Frauenanteil), ein Biologie- (61,8 Prozent Frauenanteil) oder ein Pharmazie-Studium (67,9 Prozent Frauenanteil).

IT-Berufe sind nicht unkommunikativ

Dabei sind die Chancen auf dem Arbeitsmarkt - nicht nur für Frauen - in der IT-Branche besser denn je. Denn Digitalisierung geht nicht ohne fähige Köpfe, die sie umsetzen. Und verschwinden wird die voranschreitende Vernetzung von Menschen und Dingen nicht mehr. „Die Berufsaussichten in der IT-Branche sind hervorragend. Die Unternehmen haben in den vergangenen fünf Jahren mehr als 100.000 neue Arbeitsplätze geschaffen, gleichzeitig gibt es einen anhaltend hohen Fachkräftemangel mit rund 40.000 offenen Stellen für IT-Spezialisten“, sagt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder. Und die Berufsbilder in der schnell wachsenden Branche sind vielfältig und gehen weit über das reine Programmieren hinaus. Rohleder: „Kommunikation, Kreativität und der Kontakt mit Menschen gewinnen in der IT immer mehr an Bedeutung.“

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Immerhin: Im Wintersemester 2014/15 ist die Zahl der Studienanfängerinnen und -anfänger in der Informatik auf 34.300 gestiegen. Knapp 7700 davon sind Frauen. Allerdings kommt es auf den Teilbereich an, denn Informatik ist nicht gleich Informatik. "Bei der Bindestrich-Informatik, also bei Bio-Informatik, Medizin-Informatik oder Medien-Informatik oder Wirtschafts-Informatik ist der Frauenanteil höher, vielleicht muss man Informatik also mehr an Anwendungsbereiche und Themen binden", sagt Vosseberg.

Sie erlebt aber leider auch, dass viele, die ein Informatikstudium beginnen, es nicht durchhalten. "Wir haben hohe Abbrecherquoten. Mein Eindruck ist, dass die Quote bei den Frauen noch höher ist, als bei den Männern", sagt sie.

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