Angeblicher Fachkräftemangel Personalprobleme der Unternehmen sind hausgemacht

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Firmen investieren zu wenig in interne Ausbildung

Die 10 bestbezahlten Branchen
Zahnschiene Quelle: dpa
Logo des Anlagen- und Maschinenbauers Dürr Quelle: dpa
BMW-Felge Quelle: dpa
Henkel-Fabrik Quelle: dpa
Smartphone vor dem Brandenburger Tor Quelle: dpa
Bayer-Health-Care-Mitarbeiter Quelle: dpa
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt Quelle: dpa

4. Probleme im Bereich IT: Die Anzahl der Informatik-Studenten lag im Jahr 1994 bundesweit laut VDI bei 9.000, im Jahr 2011 bei über 48.000. Es wird deutlich, dass Unternehmen zu wenig in die firmeninterne Ausbildung eigener neuer Mitarbeiter im Bereich IT und SAP investieren. In früheren Jahren wurde ein nicht geringer Teil der IT-Spezialisten in den Firmen selbst ausgebildet. Dies hat in den letzten Jahren spürbar nachgelassen und wurde auf Universitäten und Hochschulen verlagert, was dort aber nur bedingt praxisgerecht umgesetzt werden kann. Zudem sind Bachelor- und Master-Studiengänge innerhalb der einzelnen Bundesländer und Hochschulen so unterschiedlich, dass ein Wechsel zwischen den einzelnen Hochschulen nur noch schwer möglich ist. Die Gesamtausbildung ist zu komplex, mit zu hohem Zeitdruck verbunden und zu wenig praxisorientiert.

Eine Lösung des Problems durch den Zuzug ausländischer IT Spezialisten sehen wir in der Praxis nicht, da gerade IT-Spezialisten aus Indien und China ein anders aufgebautes Studium absolviert haben und nur bedingt die deutschen Firmenprozesse und -Abläufe kennen. Zudem dauert es meist mehrere Jahre, bis die sprachliche Integration erfolgt ist, was für die meisten deutschen Unternehmen zwingende Voraussetzung für eine Einstellung ist.

5. Immer mehr Konzerne möchten offene Stellen anfangs nur befristet besetzen. Dies ist für die meisten berufserfahrenen Bewerber ein K.O.-Kriterium. Speziell ein Wechsel aus einer Festanstellung wird hierdurch unrealistisch.

6. Manche der suchenden Unternehmen haben ländliche Standorte. Diese sind für junge Akademiker meist nicht favorisiert. Dieses Problem kann nur gelöst werden, indem Firmen an diesen Standorten selbst regional ausbilden.

Die spürbaren Auswirkungen von Nicht-Besetzungen in den Unternehmen, speziell von Ingenieuren und IT- und SAP-Spezialisten, sind der Grund für temporäre Projekt-Besetzung mit Freiberuflern oder Interim-Managern. Und das zu hohen Stundenpreisen, die deutlich außerhalb der Tarifgehälter liegen. Für jedes Unternehmen und jeden Manager ist aber gerade ein mittel- und langfristiger Know-How-Aufbau und -Erhalt ein wichtiger und Kosten schonender Erfolgsfaktor.

Aus unserer Sicht sind leider viele Schwierigkeiten bei der Besetzung von Professionals hausgemacht. Es liegt meist nicht an den fehlenden Fachkräften, sondern an zu hohen Anforderungen und zu wenig Flexibilität innerhalb der Unternehmen.

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