Arbeitgeber-Bewertung Arbeiten Sie hier bloß nicht!

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Beweislast liegt beim User

Wie bei Alexandra liegt die Beweislast dann bei der Person, die die Bewertung geschrieben hat. Außerdem sollten die Nutzer weder Namen von Kollegen nennen noch ehemalige Vorgesetzte beschimpfen. Nur wenn diese Voraussetzungen erfüllt sind, geht die Bewertung wieder online.

So viel zur Theorie. In der Praxis sieht sich Frau H. mit einigen Problemen konfrontiert. „Ich hatte gar keine Ahnung, wie ich das beweisen soll“, sagt die 29-Jährige. „Also habe ich den Satz umformuliert. Aber auch nach dem zweiten Versuch wurde meine Bewertung nicht mehr wieder angezeigt.“ Bis heute ist ihr Kommentar auf Kununu unsichtbar.


Richtige Reaktion auf Kritik

Solche Vorkommnisse sollte es eigentlich nicht geben, sagt Tamara Frast, Pressesprecherin von Kununu. Sie könne sich den konkreten Fall nicht erklären, stellt allerdings klar, dass Kununu keine negativen Bewertungen zurückhalte. 70 Prozent der Nutzer würden tatsächlich Beweise für ihre Behauptungen vorlegen und damit erreichen, dass negative Berichte für die Öffentlichkeit sichtbar bleiben.

Auch wenn Kritik für Arbeitgeber unangenehm ist, viel können sie gegen negatives Feedback nicht unternehmen. Selbst ein paar positive Urteile einzustellen, ist aufwendig, weil jeder Benutzer jedes Unternehmen nur einmal bewerten darf – abgesehen davon, dass es nicht erlaubt ist. Für Hallberg, der auch Manager in Sachen Kommunikation berät, ist das beste Mittel: Eine gute Unternehmenskultur fördern und zufriedene Mitarbeiter dazu motivieren, selbst Bewertungen abzugeben. Je mehr Erfahrungsberichte zu lesen sind, desto authentischer das Bild für interessierte Fachkräfte.

Wie Sie als Chef auf Feedback reagieren sollten

Bewerbern rät Hallberg, neben der Online-Recherche auch den persönlichen Kontakt zum möglichen Arbeitgeber zu suchen. Zum Beispiel könne man auf Kontaktbörsen ins Gespräch kommen. „Was zählt ist der Gesamteindruck, den ein Arbeitgeber hinterlässt. Hören Sie auf Ihr Bauchgefühl“, rät Hallberg.

Auf ihr schlechtes Gefühl hätte auch Nina C. besser gehört. Sie bricht ihr Vorstellungsgespräch bei der Werbeagentur frühzeitig ab, als ihr klar wird, dass sie mit den Chefs nicht arbeiten möchte. Bevor sie geht, spricht sie die schlechten Bewertungen bei Kununu an – und trifft auf Gleichgültigkeit. „Darauf geben wir eh nichts“, habe der ältere der beiden Chefs über Kununu gesagt.

Eine gefährliche Einstellung, meint Berater Hallberg. Viele deutsche Arbeitgeber unterschätzten das Potenzial solcher Portale. „Für die Imagebildung sind Bewertungsportale extrem wichtig.“ Voraussetzung dafür, dass der Auftritt auf Bewertungsplattformen nicht nach hinten losgehe, sei allerdings eine offene und faire Unternehmenskultur.

Ein erster Schritt in diese Richtung könnte sein, auf negative Bewertungen zu antworten. Einige Konzerne geben auf Kununu schon Stellungnahmen ab. „Kleineren Unternehmen fehlen dafür oft noch die Ressourcen, aber sie ziehen langsam nach“, so Hallberg.

*Die Namen der Protagonisten wurden zu ihrem Schutz und zum Schutz der Unternehmen geändert.

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